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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stelle, an der Hap und die anderen standen, auf den Wellen tanzte. Nima warf Leinen hinüber, welche die Seeleute um die Klampen der Swift wanden. Die Männer stießen sich an und tuschelten miteinander, während sie in Nimas Richtung starrten, doch sie nahm nichts davon wahr. Sobald die Leinen festgemacht waren, ließ sie die Strickleiter herab, und die hölzernen Sprossen landeten krachend auf dem Deck des kleineren Schiffes.
    Ein großer, eleganter Mann, dessen sonnengebleichte Haare von einem Band zusammengehalten wurden, trat mit auf dem Rücken verschränkten Händen einen Schritt vor. »Willkommen an Bord, Lord Umber. Schön, Sie zu sehen.« Er lächelte Nima an. »Sei gegrüßt, Schwester.«
    Nima nickte. »Hallo, Bruder.«
    Umber flüsterte Hap zu: »Sie haben denselben Vater, aber unterschiedliche Mütter. Das ist Kapitän Sandar von den Merinauten.«
    Hap nahm den gut aussehenden Mann dort unten näher in Augenschein. Sandars Finger lagen jetzt abgespreizt auf der Reling, und Hap konnte keine Schwimmhäute dazwischen erkennen. Die Hauptähnlichkeit zwischen den Geschwistern bestand in ihren herzförmigen Gesichtern und den hohen Wangenknochen.
    Â»Nima, bist du sicher, dass du kein zusätzliches Besatzungsmitglied brauchst? Ich könnte leicht einen Freiwilligen finden«, rief Sandar hinauf. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Die jungen Seemänner um ihn herum husteten und strichen ihre Hemden glatt.
    Â»Boroon ist alles, was ich brauche«, antwortete Nima. Sie verschränkte die Arme und wandte sich mit hochrotem Kopf Umber zu. »Deine Leute können jetzt von Bord gehen.«
    Umber verneigte sich. »Wir danken dir für deine Dienste, Nima. Ich bin sicher, wir sehen uns bald wieder. Seid ihr alle bereit?« Er bedeutete den anderen, auf die Swift zu klettern. Sophie, Oates und Balfour machten sich an den Abstieg, nachdem sie den Matrosen unten je einen Seesack mit ihren Sachen zugeworfen hatten. Und ich habe nichts , dachte Hap. Der Gedanke nagte an ihm. Keine Sachen. Keine Erinnerungen. Kein Leben.
    Während Umber leise einige Abschiedsworte mit Nima wechselte, kletterte Hap mit dem Rücken zu den unten Wartenden von Bord. Als er sich an Deck der Swift umdrehte, hörte er zahlreiche Seemänner laut nach Luft schnappen. Hap zuckte zusammen. Er hatte vergessen, wie die Leute reagierten, wenn sie zum ersten Mal seine leuchtenden Augen sahen.
    Der Moment schien sich endlos hinzuziehen, und die Besatzung hörte erst auf ihn anzustarren, als Umber die Leiter herunterkam und sie wütend ansah. »Was gibt’s denn da zu gaffen?«, giftete er sie an und stellte sich vor Hap.
    Nun wurde auch Sandar auf die Situation aufmerksam und erhob seine Stimme wie eine Trompete. »Ihr seid ja schlimmer als ein Rudel Hunde! An die Arbeit mit euch. Anker lichten, Segel setzen!«
    Umber legte Hap eine Hand auf die Schulter. »Danke, Kapitän Sandar. Darf ich Ihnen meinen neuen Freund vorstellen? Sein Name ist Happenstance.«
    Sandar verneigte sich und verwandelte sich schlagartig von einem strengen Kapitän in einen liebenswürdigen Gastgeber. »Sehr erfreut, Happenstance. Als ein Freund von Lord Umber kannst du auf meine Loyalität und meine Dienste vertrauen.« Er schien das ernst zu meinen, und Hap mochte ihn auf Anhieb.
    Â»Ausgezeichnet«, sagte Umber. »Hören Sie, Kapitän, ich möchte, dass wir unauffällig am äußeren Dock vor Aerie anlegen. Ich möchte Hoyle erst einmal aus dem Weg gehen; sie ist wahrscheinlich nicht gut auf mich zu sprechen.«
    Sandars fein geschnittenes Gesicht wurde blass. Er hustete in seine Hand. »Lord Umber, was Hoyle angeht …«
    Umber erbleichte. Unweit der Stelle, an der sie standen, befand sich eine Tür zu einer Kajüte auf dem Hauptdeck der Swift . Diese Tür wurde so plötzlich aufgestoßen, dass sie laut polternd gegen die Wand krachte. Eine kleine, untersetzte Frau mit Leichenbittermiene und groben Gesichtszügen füllte den Türrahmen aus. Sie zeigte mit dem Finger auf Umber. »Sie!«
    Umber zog den Kopf zwischen die Schultern wie eine Schildkröte. »Oh, äh, Hoyle«, stammelte er und hob abwehrend die Hände. »Sie wissen doch, dass ich gelegentlich eine kleine Expedition unternehmen muss …«
    Hoyle ging langsam auf ihn zu, und Umber wich immer weiter zurück, bis er mit dem Rücken

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