Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hätte, würde ich mich hoffentlich daran erinnern«, sagte Hap.
    Â»Glaub mir, von nahem ist es genauso schön. Es gibt so viel, was ich dir zeigen möchte, Hap. So viel zu entdecken!«
    Sandar brüllte Befehle. Die Segel wurden eingeholt, bis nur noch eins übrig war, um die Swift voranzubringen, und die Besatzung manövrierte sie gekonnt an ihren Liegeplatz. Hap seufzte vor Erleichterung, als das Schiff an die Kaimauer stieß. Er konnte es gar nicht erwarten, das sichere Festland zu betreten.
    Hoyle schaute Umber ein letztes Mal finster an, stapfte die Planken hinunter und über den Kai. Dann erklomm sie die breiteTreppe zu einem hohen weißen Gebäude. Bei dem Schild über der Tür musste Hap zweimal hinsehen – unter einem großen, verschnörkelten U stand: REEDEREI UMBER.
    Hap folgte den anderen von Bord. Auf dem Kai wimmelte es wie in einem Ameisenhaufen. Ächzende, lachende, schwitzende, singende Männer be- und entluden die Schiffe, Fässer wurden über Rampen von Bord gerollt, Truhen auf Schultern balanciert, Kisten hingen an Seilen und Flaschenzügen.
    Irgendwie sprach sich herum, dass Umber angekommen war, denn immer wieder kamen Männer angerannt, um ihn zu begrüßen, ihm tuschelnd irgendwelche Fragen zu stellen und ihm Unterlagen zur Durchsicht zu geben. Neben diesen eher alltäglich wirkenden Geschäften ereigneten sich jedoch auch einige sehr merkwürdige Dinge. Irgendjemand überreichte Umber einen Käfig mit einer hässlichen Ratte darin. Umber nahm sie erfreut entgegen und dankte dem Überbringer für die Gefälligkeit. Ein anderer Mann brachte eine kleine Holzkiste herbei. Umber nahm sie begeistert an, aber als er den Deckel aufklappte, war sie voller Stroh. Umber wühlte darin herum und zog eine Phiole heraus, die derjenigen ähnelte, die er dem Tyrannenwurm entgegengeschleudert hatte; sie war aus orangefarbenem Glas, hatte einen dicken Boden und einen schlanken Hals und war mit Korken und Wachs versiegelt.
    Â»Und wie genau ist die Wirkung?«, fragte er den Mann, der sie gebracht hatte.
    Â»Ich bin mir nicht ganz sicher, mein Herr«, sagte der Mann. »Schlangen, glaube ich. Aber der Zauberer sagte, man dürfe es nicht in einer Menschenmenge anwenden.«
    Â»Gut gemacht, Flugel. Was auch immer wir dafür bezahlt haben, das ist es wert, da bin ich sicher. Der Prinz wird entzückt sein.«
    Dann tauchte eine von zwei kräftigen Pferden gezogene Kutsche auf. Umber winkte dem Kutscher zu und schaute sich zu seinen Begleitern um. »Hap, Sophie, Balfour, unsere Kutsche ist da. Wo ist Oates? Wo steckt der Raufbold denn schon wieder?«
    Hap schaute nach links, um den Riesen zu suchen. Doch ein Geräusch aus der anderen Richtung erregte seine Aufmerksamkeit: das unverkennbare Klatschen, wenn eine Hand auf Haut traf. Er erspähte Oates einige Schritte entfernt; auf seiner Wange prangten rote Fingerabdrücke. Eine junge Frau stand vor ihm und schüttelte ihre Hand aus. Sie warf Oates giftige Blicke zu und murmelte wütend etwas, bevor sie so energisch davonstürmte, dass der Rock ihres Kleides raschelnd hin und her wogte.
    Â»Nicht schon wieder!«, sagte Umber. »Armer Oates. Ich habe ihm extra gesagt, er soll keine Frauen ansprechen. Mit seiner Ehrlichkeit erreicht er bei ihnen absolut nichts.«
    Die Kutsche neigte sich zur Seite, als Oates einstieg. »Niemand sagt ein Wort«, befahl er und hielt sich die Wange.
    Â»Käme ich im Traum nicht drauf. Bring die mal irgendwo unter, bist du so gut?«, erwiderte Umber und reichte Oates die Ratte im Käfig. Oates seufzte und verstaute den Käfig unter seinem Sitz.
    Hap lehnte sich aus dem Fenster, um nur ja nichts von dem vorbeiziehenden Geschehen zu verpassen. Die Kutsche fuhrholpernd über Pflastersteine und durch eines der offenen Tore in der Hafenmauer. Jedes dieser Tore besaß schwere, schnell schließbare Türen – für den Fall, dass ein Feind angriff, dachte Hap bei sich. Aber es herrschte offensichtlich Frieden, denn die Tore waren weit geöffnet und nur wenige Soldaten saßen in den Wachtürmen, die die Mauer in Abständen von etwa hundert Metern überragten.
    Die Kutsche kam an eine Kreuzung, bog scharf nach links ab und fuhr in Richtung Aerie. Sie befanden sich jetzt auf der ansteigenden Straße, die Hap vom Hafen aus gesehen hatte, und bald ratterten sie über die Auffahrt nach oben. Hap

Weitere Kostenlose Bücher