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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist der dritte in der Thronfolge, und dafür sollten wir alle dankbar sein.«
    Â»Warum?«, fragte Hap und beobachtete, wie Prinz Loden zu einem Kreis von Bewunderern sprach.
    Umber flüsterte: »Loden ist ein durchtriebener, ehrgeiziger Intrigant ohne jeden Skrupel. Aber nur wenige Menschen merken das, weil er so unendlich charmant ist. Ich habe die Absicht, dich möglichst weit von ihm fernzuhalten.«
    Â»Oh«, sagte Hap. Es fiel schwer, sich vorzustellen, dass der gut aussehende Mann dort drüben so böse sein sollte, wie Umber glaubte. »Und wie ist Prinz Galbus?«
    Eine Fanfare übertönte das Geplauder und Gelächter der Gäste. Alle Köpfe wandten sich den Musikern mit ihren hochgereckten Instrumenten zu. Als die Fanfare verklungen war, zog ein albern aussehender Kerl in grellbunten Kleidern in ihrer Nähe einen Vorhang auf und tänzelte in den Raum. Er hielt einen runden Kelch in der Hand, aus dem Rotwein schwappte, führte ihn an seine Lippen und schlürfte laut, während die Gäste zu applaudieren und seinen Namen zu rufen begannen: »Galbus! Galbus!«
    Der mittlere Prinz führte einen Freudentanz auf, bei dem ihm die Krone vom Kopf fiel. Dann blieb er stehen, hob seinen Kelch und wartete schwankend darauf, dass der Applaus und das Gelächter verstummten. Schließlich sagte er mit lauter, zittriger Stimme: »Meine lieben Freunde! Willkommen und danke, dass ihr gekommen seid, um mit mir zu feiern!«
    Galbus war blasser, blonder und dünner als seine Brüder und wirkte mit den großen Augen und roten Wangen jungenhafter als sie. Irgendetwas an seinem Benehmen – und die dunklen Weinflecken überall auf seinem Hemd und seiner Hose – ließen Hap befürchten, dass Galbus gleich etwas Unpassendes sagen würde.
    Â»Bevor ich anfange, eure Geschenke entgegenzunehmen – und ihr wisst, wie sehr ich Geschenke liebe! –, möchte ich euch zeigen, was ich mir selbst geschenkt habe.« Auf Galbus’ Gesicht breitete sich ein verschmitztes Grinsen aus. Die Gäste kicherten und atemlose Erwartung erfüllte den Saal. Hap sah, dass Argent mit ausdrucksloser Miene und vor der Brust verschränkten Armen zusah.
    Galbus hickste, taumelte und fuhr dann fort: »Ich habe zu mir selbst gesagt: ›Selbst, deine Brüder haben etwas, was du nicht hast!‹ Wisst ihr, was das ist?«
    Â»Oje, was kommt denn jetzt?«, sagte Umber leise und beinahe ohne die Lippen zu bewegen.
    Galbus legte eine Hand an sein Ohr. »Ich sagte, wisst ihr, was das ist, Leute?«
    Die Gäste riefen zurück: »Nein! Sagt es uns, Eure Hoheit! Was ist es?«
    Galbus stolperte einen Schritt nach hinten und wäre fast gestürzt. Er seufzte dramatisch. »Meine Brüder haben kleine Armeen ganz für sich allein, die für ihre Sicherheit sorgen, und ich nicht! Also möchte ich euch hiermit stolz meine neue königliche Garde vorstellen!« Er wies mit großer Geste auf den Vorhang in seinem Rücken, der von einem Helfer aufgezogen wurde. Aus dem dahinterliegenden Flur kamen zwei Dutzend Schweine hereingelaufen; sie alle hatten Miniaturversionen der Uniformen an, die die Gardisten von Argent und Loden trugen, nur mit gelben Umhängen. Die Schweine rasten quiekend in die Menge und rutschten dabei auf dem Marmorfußboden des Saals immer wieder aus. Das Gelächter der Gäste hallte von den Wänden wider, und Galbus schüttelte sich derart vor Lachen, dass er erst auf die Knie fiel und dann zur Seite kippte – aber er schaffte es trotzdem, den restlichen Wein nicht zu verschütten. Mitten in diesem Chaos sah Hap, wie Prinz Argent sich angewidert abwandte und den Raum verließ.
    Nachdem die Schweine aus dem Saal getrieben worden waren, kehrte die Party zur Normalität zurück. Galbus nahm freudig ein Geschenk nach dem anderen entgegen, bewunderte es und reichte es dann an einen Diener weiter, der es schnell wegtrug. Schließlich erspähte er Umber im Raum und sein Mund öffnete sich vor Freude. Er kam herbeigestürmt und taumelte auf dem Weg gegen zahlreiche andere Gäste.
    Â»Umber, mein lieber Umber!«, rief er, als er atemlos und mit schief auf dem Kopf sitzender Krone bei ihm ankam. »Ich bin so froh, dass Sie hier sind, ohne Sie wäre es keine richtige Party!«
    Umber wiederholte seine förmliche Verbeugung. »Meine herzlichen Glückwünsche zum Geburtstag,

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