Der Gefundene Junge
lassen. Es verwirrt sie nur, wenn zu viele Ideen durch die Welt geistern. Und übrigens können Ihre wunderbaren Pressen verrückte und rebellische Ideen ebenso leicht drucken wie praktische und nützliche.« Die Stimme des Prinzen war lauter geworden, und er legte eine Pause ein, um sein Temperament zu zügeln. »Ich möchte, dass die Produktion sofort gestoppt wird.«
Umber lächelte tapfer weiter, machte jedoch ein Gesicht, als hätte er in etwas Faules gebissen. »Aber Eure Hoheit â¦Â«
»Und noch etwas, Umber«, unterbrach der Prinz ihn. »Mein Vater hat Sie vor vielen Monaten um Vorschläge zur Verbesserung der Verteidigungsmöglichkeiten des Königreichs gebeten. Wir warten immer noch auf Ihre Antwort.«
Umber nestelte an seinem Kragen herum. »Ich bitte um Vergebung, Eure Hoheit. Aber meine Talente liegen nun mal nicht im militärischen Bereich.«
»Seien Sie auf der Hut, dass Sie mich in keinem Bereich belügen«, sagte Argent und seine Miene verfinsterte sich. »Kommen Sie, Umber. Tun Sie nicht so, als wären Ihrem Erfindungsgeist Grenzen gesetzt. Sie wissen doch sicherlich, wie die Reichweite unserer Katapulte, die Härte unserer Schwerter und die Flugbahn unserer Pfeile verbessert werden können. Liegt Ihnen denn gar nichts an der Sicherheit der Nation, an deren Bereicherung Sie so hart gearbeitet haben?«
Umber presste bei diesen Worten die Lippen fest aufeinander. »Mein Prinz«, erwiderte er und legte eine Hand auf sein Herz. »Sollte Genialität nicht höheren Zwecken dienen als der Frage, wie man Menschen besser verstümmeln oder töten kann?«
»Nicht, wenn das mein Volk vor dem Tod bewahrt«, erwiderte Argent und schob sein Kinn vor. »Wir haben viele Ihrer Neuerungen gestattet, Umber, und deshalb sind wir heute ein mächtigeres, glücklicheres Königreich. Aber es gibt Rivalen und Kriegsherren, die uns um unseren Wohlstand beneiden. Und daran sind zum Teil auch Sie schuld, da es Ihre Wohltaten sind, die uns zu einer Zielscheibe für andere gemacht haben. Insofern ist der âºmilitärische Bereichâ¹ durchaus von groÃer Bedeutung. Ich hoffe, dass Sie das eines Tages einsehen.«
Neben ihnen lachte jemand schallend. Plötzlich erinnerte Argent sich daran, dass er auf einer Party war. »Noch ein Letztes, Umber«, sagte der Prinz und strich seine Kleider glatt. »Was den Vorfall heute Nachmittag auf dem Markt angeht: Ich hoffe, Sie beschwören da nicht wieder magische Dinge herauf, von denen Sie besser die Finger lassen sollten.« Er sah in Haps Richtung und Hap schluckte reflexartig.
»Ich entschuldige mich für die heutigen Ereignisse, Eure Hoheit«, sagte Umber.
Argent nickte einmal kurz und ging dann steifen Schrittes davon.
Umber schien eine ganze Minute lang auszuatmen. Dabei hörte Hap ihn etwas murmeln, was wohl eigentlich nur für ihn selbst bestimmt war: »Mach langsamer, Umber. Du machst zuviel Druck, du gehst zu schnell vor, und das macht ihnen Angst.« Umber schaute sich um, als wäre er gerade aus einem Tagtraum erwacht, und zuckte die Achseln, als er Hap ansah. »Nicht, dass du einen falschen Eindruck bekommst, Happenstance. Prinz Argent ist kein böser Mensch. Man kann vernünftig mit ihm reden, und er sorgt sich ehrlich um das Wohl seines Volkes. Er hat nur nicht genug Fantasie. Aber glaub mir, der König könnte einen schlimmeren Nachfolger haben.«
»Ist der König denn heute Abend hier?«, fragte Hap.
»Der König ist sehr krank«, antwortete Umber. Er lieà seinen Blick über die Menge schweifen und runzelte die Stirn. »Wo ist denn dieser Kellner mit den kleinen Würstchen hin? Ich habe die ganze Zeit versucht, ihn heranzuwinken â¦Â«
Hap fiel ein Mann auf der anderen Seite des Raums auf, dessen Augen immer wieder zu Umber hinwanderten. Einer der anderen Prinzen? , fragte sich Hap. Er sah aus wie eine gepflegtere Version von Prinz Argent und hatte kastanienbraune Haare und Augen. Auf dem Kopf trug er eine schmale Krone mit einem Smaragd in der Mitte und sein kurzes grünes Cape wurde von einer goldenen Spange an seinem Hals zusammengehalten.
»Ist das da neben dem Brunnen Prinz Galbus?«, fragte Hap.
Als Umber hinschaute, nickte der Mann. Umber antwortete mit einem Lächeln, doch es verschwand sofort, als er sich wieder Hap zuwandte. »Nein. Das ist Loden, der jüngste Prinz. Er
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