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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Â»Pass auf, dass du nicht umkippst«, sagte Umber, als er neben ihn trat. »Da wärst du nicht der Erste!«
    Sie gingen durch eine von Gardisten gebildete Gasse, schritten den breiten Treppenaufgang hinauf und betraten einen Saal, der so groß wirkte wie das Meer. Üppige Blumenarrangements hingen an Schnüren von der hohen Decke, aus denen Blütenblätter wie Schnee herabrieselten. Das Geplauder Hunderter Gäste erfüllte die Luft, und eine Gruppe von Musikern spielte lebhafte Musik. Diener schwirrten mit Drinks und Häppchen durch die Menge wie Bienen.
    Umber zog Leute an wie das Licht die Motten, schon bald schüttelte er fleißig Hände und plauderte angeregt. Jedem stellte er Hap vor, und jedes Mal konnte das Gegenüber nicht umhin, Haps seltsame grüne Augen anzustarren. Hap spürte, wie seinGesicht rot anlief. Er wünschte, er wäre auf Aerie geblieben oder hätte wenigstens seinen Hut tragen dürfen.
    Als der Ansturm vorübergehend nachließ, stellte Umber sich direkt vor Hap und raunte ihm zu: »Und jetzt leg dein bestes Benehmen an den Tag, Hap. Du bist im Begriff, einen der Prinzen kennenzulernen.«
    Hap spähte über Umbers Schulter und sah einen breitschultrigen Mann auf sie zukommen. Er hatte einen steifen Gang und bewegte seinen Körper oberhalb der Taille so gut wie gar nicht. Seine Miene war kalt und wie aus Stein gemeißelt und die Augen neigten sich an den Seiten nach unten. Seine Haare wurden schon dünn und waren zurückgebunden, doch die Augenbrauen wucherten üppig. Über einer Schulter trug er ein silbernes Cape.
    Â»Prinz Argent! Wie schön, Euch zu sehen!« Umber neigte den Kopf, breitete die Arme aus, streckte ein Bein vor und setzte den Fuß mit der Ferse auf, während die Spitze nach oben zeigte. »Darf ich Euch meinen jungen Freund Happenstance vorstellen?«
    Hap versuchte unbeholfen, Umbers Verbeugung zu imitieren. »Guten Abend, Eure Hoheit«, sagte er, und als er wieder aufschaute, sah ihm der Prinz in die Augen. Argent zeigte jedoch weder Staunen noch Unbehagen wie die meisten anderen und einen Moment später drehte er sich um und sprach mit Umber, als wäre Hap gar nicht da.
    Der Prinz hielt sich nicht mit höflichen Floskeln auf. »Wir haben einiges zu besprechen, Umber. Zunächst einmal habe ich mich mit Ihrem Vorschlag beschäftigt, in der gesamten Stadt diese Stationen einzurichten, die Sie ›Feuerwehren‹ nennen. Ich finde, die Idee hat etwas für sich, und möchte einen detaillierteren Plan von Ihnen haben. Dasselbe gilt für Ihre Gezeitenmühle; es erscheint mir mehr als sinnvoll, entlang der Küste solche Gebäude zu errichten.«
    Umber senkte die Stirn. »Absolut, Eure Hoheit.«
    Â»Und ich habe das neue Gerät gesehen, das Sie in den Palast gesandt haben. Eine Art Presse, um Schriftstücke herzustellen, richtig?«
    Â»Die Druckerpresse mit beweglichen Lettern, Eure Hoheit«, sagte Umber mit einem eifrigen Lächeln. »Es gibt im Augenblick auf der ganzen Welt nur zwei Exemplare davon – Eure und die, die ich dazu verwenden werde, meine Bücher zu reproduzieren. Sie beschleunigt die Herstellung aller Arten von Druckerzeugnissen und schafft mehr als zweihundert Seiten in einer einzigen Stunde!«
    Argents abweisende Miene zeigte keinerlei Regung. »Wir freuen uns, sie für unsere Erlasse benutzen zu können. Und ich habe nichts dagegen einzuwenden, dass Sie so ein Ding für Ihre Bücher verwenden. Aber stimmt es, dass Sie vorhaben, dieses bewegliche … wie immer Sie es nennen, auch der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen?«
    Â»Ja, das ist richtig, Eure Hoheit. Es wird ein wenig Zeit in Anspruch nehmen, aber es ist mein Ziel, jede Stadt mit so einer Druckerpresse auszustatten. Es ist zum Besten des Königreichs, das versichere ich Euch. Bedenkt nur, was passieren wird, wenn die Leute im ganzen Land ihre Gedanken austauschen können und …«
    Argent hob abrupt eine Hand. »Das ist genau, worüber ich nachdenke. Sie und ich betrachten die Welt mit unterschiedlichen Augen, Umber. Sie scheinen zu glauben, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind frei denken und seine Meinung äußern sollte. Aber das ist nicht das, was das Volk wirklich will. Die Leute sind zufrieden damit, ihr bescheidenes Leben zu führen und sich von der Weisheit ihrer Könige und Prinzen leiten zu

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