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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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der großen Halle waren die Lampenverloschen, doch von irgendwoher fiel ein klein wenig Licht in den Raum. Er beugte sich etwas weiter vor.
    Neben dem Ofen hatte die Wand lauter kleine Risse. Einer davon wurde am Boden breiter und ein schwacher Lichtschein drang daraus hervor. Der Faden führte durch den Raum direkt zu diesem Riss in der Wand. Seltsam , dachte Hap. Er glaubte zu sehen, wie sich eine kleine dunkle Gestalt durch den Lichtschein bewegte.
    Hap blinzelte, um besser sehen zu können, während seine Augen dem Faden folgten. Doch plötzlich flackerte er und verschwand. Hap streckte die Hand danach aus, konnte jedoch weder etwas spüren noch hören. Was ist passiert?
    Eine Bewegung auf der anderen Seite des Raums weckte seine Aufmerksamkeit. Ein geschmeidiges kleines Wesen auf kurzen Beinen huschte unter dem Schreibtisch hervor. Die Ratte , dachte Hap und erinnerte sich daran, wie Umber sie bei ihrer Ankunft freigelassen hatte.
    Die Ratte reckte ihren Hals nach rechts und links und bleckte ihre gelben Zähne. Sie huschte mit verstohlenen, ruckartigen Bewegungen durch den Raum, wobei sie alle paar Schritte innehielt, ihre Nase kräuselte und dann weiterlief. Sie erblickte einen Brotkanten auf dem Fußboden, trippelte hin und klemmte sich den Bissen zwischen die Kiefer.
    Wieder wurde der gelbe Lichtschein aus dem Spalt in der Wand ein wenig schwächer, als hätte sich etwas davorgeschoben. Eine zweite Ratte? , fragte sich Hap. Er beugte sich noch ein Stückchen weiter vor, um besser sehen zu können. Die Ratte zwängte sich den Brotkanten ins Maul und drehte sich dabei umsich selbst, um den größeren Teil des Raums im Auge behalten zu können. Hap hielt den Atem an, als er sah, dass wenige Zentimeter über dem Boden eine winzige silberne Spitze aus dem Spalt in der Wand ragte. Sie schob sich lautlos immer weiter heraus, und Hap erkannte, dass es sich um eine Art Speer handelte. Den ein Mann über der Schulter trug.
    Ein Mann, der nicht größer war als eine Maus.
    Hap schlug eine Hand vor den Mund und beobachtete, wie der Miniaturmann sich an die Ratte heranschlich.
    Das Brot lag nicht zufällig da , dachte Hap. Das war ein Köder. Und Umber hat die Ratte hierhergebracht, damit sie erlegt werden kann!
    Irgendein feiner Sinn warnte das Nagetier vor dem Angriff. Es reckte den Hals und erblickte seinen Verfolger. Doch bevor die Ratte loslaufen konnte, schnellte der Speer durch die Luft und bohrte sich in ihre Schulter. Die Ratte quiekte laut auf, wand sich und drehte sich um sich selbst. Sie nahm den Speer zwischen die Zähne und zog ihn heraus. Dann lief sie mit einem Zischen zurück zum Schreibtisch. Doch ihre Schritte waren verlangsamt und schließlich konnte sie nur noch kriechen. Der winzige Mann hob den Speer auf und rannte hinter seiner Beute her.
    Die Jagd war rasch beendet. Nach zwei weiteren Speerstößen fiel die Ratte auf die Seite. Der Jäger zog ein Messer aus dem Gürtel, ging um die Ratte herum und kauerte sich hinter ihren Nacken. Hap schloss einen kurzen Moment die Augen, da er den tödlichen Stich nicht sehen wollte. Als er sie wieder aufschlug, trat der Jäger einen Schritt zurück, um der dunklen, sich ausbreitenden Lache auszuweichen, und wischte die Klinge an seinemOberschenkel ab, während er darauf wartete, dass die Ratte verendete.
    Dank seiner außergewöhnlichen Sehkraft konnte Hap alle Details erkennen: Der kleine Mann trug einen Ledermantel mit einem Pelzkragen, der wie das Fell der gerade erlegten Ratte aussah. Seine Leggins waren schwarz und samtig – Maulwurfsfell, folgerte Hap. Außerdem hatte er Sandalen an den Füßen und einen breiten Gürtel um die Taille geschlungen.
    Die Ratte zuckte ein letztes Mal, und der Jäger stupste sie mit dem Speer an, um sicherzugehen, dass sie tot war. Als sie sich nicht mehr bewegte, stach er ihr den Speer in die Seite. Dann spuckte er in die Hände und rieb sie aneinander, packte den unbehaarten Schwanz der Ratte und zerrte sie zu dem schwach beleuchteten Spalt in der Wand.
    Hap sah die Katze zu spät, um ihren Angriff verhindern zu können. Ein Zucken ihres Schwanzes machte ihn jedoch schließlich auf sie aufmerksam. Es war dieselbe schwarze Katze, die sich am frühen Abend Dodds Griff entwunden hatte. Sie muss hereingeschlichen sein, bevor Umber die Tür schließen konnte , dachte Hap. Und während Hap zugesehen hatte, wie die Ratte den

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