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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tod fand, hatte die Katze gewartet, bis sie mit Töten an der Reihe war. Sie kauerte mit gesenktem Kopf und sprungbereit auf dem langen Regal über dem Kamin.
    Â»Achtung!«, rief Hap, als die Katze zum Sprung ansetzte.
    Der Mann drehte seinen Kopf erst zu Hap und dann nach oben, da er spürte, dass von dort Gefahr drohte. Als die Katze landete, warf er sich zur Seite, doch als er wieder aufsprang, erwischte ihn eine schwarze Pfote. Eine Kralle verfing sich in seinem Hemd und wirbelte ihn herum. Er zog das Messer aus seinem Gürtel, doch die Katze schlug erneut zu, und das Messer segelte durch die Luft. Der kleine Mann ächzte und hielt sich das Handgelenk. Die Pfote erwischte ihn erneut und warf ihn der Länge nach zu Boden. Dann stürzte die Katze sich auf ihn und nahm ihn mit angelegten Ohren zwischen ihre Kiefer.
    Das alles geschah in der kurzen Zeitspanne, die Hap brauchte, um herbeizustürzen. Er packte die Katze im Nackenfell. »Lass ihn los!«
    Die Katze protestierte mit einem lauten Knurren und sah wütend zu Hap hoch. Dann hob sie die Hinterpfoten, um ihre Krallen in den Bauch des Männleins zu schlagen.
    Â»Nein!«, rief Hap. Er riss die Katze hoch und mit ihr den kleinen Mann, trug sie zum Tisch und hielt ihren Kopf über die Tischplatte, damit der Mann nicht etwa zu Tode stürzte. »Lass ihn los!« Er zwängte seinen Daumen zwischen die Kiefer der Katze und drückte sie auf. Der Jäger rang nach Luft, fiel auf die Tischplatte und presste eine Hand auf die Stelle, die zwischen den Zähnen der Katze eingeklemmt gewesen war. Hap ließ die Katze los, und sie kroch mit dem Bauch auf dem Boden zur Treppe.
    Â»Bist du verletzt?«, fragte Hap. Er sprach leise, weil er die winzigen Ohren des Mannes schonen wollte.
    Der Jäger drückte sich auf die Knie hoch. Er atmete schwer und betastete auf der Suche nach Verletzungen seine Schultern und Rippen. »Geh weg«, sagte er. Seine Stimme klang leise, wie von weit her, aber sie war tiefer, als Hap erwartet hatte.
    Â»Aber … blutest du?« Hap kam mit dem Gesicht so nah an die winzige Gestalt heran, wie er sich traute. Er konnte kaumglauben, was er sah: die perfekte Reproduktion eines Menschen, bis hin zu den zarten Fingern und dem langen, feinen, strohfarbenen Haar. Der Ledermantel war dick; vielleicht hatte er verhindern können, dass die Zähne der Katze die Haut des kleinen Mannes durchbohrten.
    Der Mann sah Hap wütend und mit zusammengebissenen Zähnen an. Er stellte sich aufrecht hin und reckte sich. Acht Zentimeter, vielleicht auch zehn , schätzte Hap.
    Â»Lass mich in Ruhe«, sagte das Männlein und ballte seine Hände zu erbsengroßen Fäusten.
    Â»Aber …«, stammelte Hap. »Wie willst du denn vom Tisch herunterkommen? Ich helfe dir.«
    Der Mann ging zur Tischkante und schaute zu Boden, der ihm Dutzende Meter entfernt scheinen musste. »Das schaffe ich schon.«
    Hap war sprachlos. Er starrte ihn mit offenem Mund an.
    Â»Warum kannst du mich überhaupt sehen?«, fragte der kleine Mann wütend. »Es ist dunkel. Ich kann ja nicht mal dich richtig erkennen.«
    Â»Meine Augen … sie sind anders als die der meisten anderen Menschen.«
    Der Jäger legte den Kopf schief und blinzelte. »Nein. Sind sie nicht.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist der grünäugige Junge. Ich hab dich hier schon herumlaufen sehen.«
    Â»Ich heiße Happenstance.«
    Â»Ja, hab ich schon gehört. Bin ja nicht taub. Also, Happenstance, du sollst mich in Ruhe lassen. Alle sollen das. So lautet die Abmachung.«
    Â»Abmachung?«, fragte Hap und blinzelte.
    Â»Zwischen Umber und mir«, sagte das Männlein. »Die großen Leute lassen mich in Ruhe und ich tue keinem was.«
    Hap verkniff sich ein Lächeln. »Aber wie könntest du denn einem von uns etwas …«
    Â»Mit tödlichen Speeren und Pfeilen, so!«, sagte der Jäger und stach mit dem Finger in Haps Richtung. »Ich tränke die Spitzen mit Spinnengift. Sei froh, dass ich keins bei mir habe, sonst würdest du schon schreien vor Schmerz. Und jetzt geh mir aus den Augen!«
    Hap machte einen Schritt zurück und hob die Hände. »Bist du denn sicher, dass ich nicht helfen soll?«
    Der Mann rollte die Schultern nach vorn und nach hinten, um die Muskeln zu dehnen. Der winzige Kiefer mahlte hin und her. »Wo ist diese dreckige

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