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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jagd ging und …«
    Â»Danke, das reicht!«, sagte Umber, klappte das Buch wieder zu und rief Smudge zu: »Der Junge hat gerade eine Sprache entziffert, die seit dreihundert Jahren tot ist!« Er schlug das nächste Buch auf und hielt es Hap hin. »Jetzt das! Lies!«
    Hap betrachtete die seltsame Schrift. Die einzelnen Schriftzeichen ähnelten eher Bildern als Buchstaben. Aber er verstand trotzdem, was sie bedeuteten. »In jenen Ländern lebten riesige Raubvögel, die so groß waren, dass sie selbst ein Pferd hätten ergreifen und von der Erde heben können …«
    Die unheimliche Stille, die nun eintrat, ließ Hap aufblicken. Umber lächelte so eifrig wie immer, und ihm standen Tränen in den Augen.
    Â»Du kennst alle Sprachen dieser Welt, selbst die alten«, sagte Umber. Er drückte das Buch an seine Brust. »Ich nehme aber nicht an, dass … Hap, sag mir, was das bedeutet: Cogito ergo sum .«
    Hap wartete eine Sekunde, doch dann fiel ihm die Antwort ein: »Das bedeutet: ›Ich denke, also bin ich.‹«
    Umber sagte noch einen Satz in einer wieder anderen Sprache: »D’où êtes-vous?«
    Und wieder übersetzte Hap es in ihre Umgangssprache. »›Woher kommen Sie?‹«
    Â»Chi trova un amico trova un tesoro.«
    Â»Ã„hm … ›Wer einen Freund findet, findet einen Schatz.‹«
    Umber lächelte. »Wie wahr.«
    Â»Was sollen denn das für lächerliche Sprachen sein?«, rief Smudge, der sich immer noch in der Horizontalen befand. »Die hast du doch erfunden!«
    Â»Nein, Smudge. Das sind die Sprachen einer verlorenen Welt. Für mich verloren jedenfalls«, sagte Umber. Er grinste wieder Hap an und fuhr ihm mit der Hand durch die Haare. »Du bist ganz schön polyglott!«
    Â»Was? Ein Ponygott?«, fragte Oates. Smudge lachte schallend und schlug sich auf die Schenkel.
    Â»Nein, polyglott, Oates«, sagte Umber. »Wenn jemand polyglott ist, dann spricht er viele Sprachen. Hap, was für Wunder haben wir denn noch von dir zu erwarten?«

20
    Hap konnte nicht mehr an sich halten, als er Umber durch einen weiteren unterirdischen Tunnel folgte, er musste einfach fragen: »Lord Umber … wegen des Archivars. Warum …«
    Â»Warum ich mich mit so einem widerwärtigen, ungepflegten, übel riechenden Kerl abgebe? Weil er auf seine Weise extrem talentiert ist«, antwortete Umber. »Als sein Bruder noch hier war und ihn an die Kandare genommen hat, lief es natürlich noch besser. Dieser verdammte Caspar! Da versuche ich, ein Experte für alles Magische und Monströse zu werden, und muss plötzlich feststellen, dass in meinem Wissen eine riesige Lücke klafft. Dank ihm.«
    Alles Magische und Monströse , dachte Hap. Er wusste, dass Umber diese Worte nicht böse meinte, aber sie trafen ihn dennoch ins Herz. Bin ich nur eins davon oder alles beides?
    Der Gang vor ihnen war von einer Wand mit einer verschlossenen Eisentür in der Mitte blockiert. Daneben stand ein hölzerner Kleiderständer, an dem fünf schwere braune Pelzumhänge mit wollenem Innenfutter hingen. Umber reichte Hap den kleinsten Umhang. »Zieh den bitte über.«
    Es war zwar kühl in den Höhlen, aber dieser Umhang schien besser für eisige Wintertage geeignet. Hap wollte gerade fragen, warum er ihn tragen musste, als er Umbers Miene sah: Sie wirkte grimmig, entschlossen und vielleicht sogar ein wenig ängstlich.
    Â»Da drinnen ist es eigentlich nicht kälter als hier. Aber man könnte schwören, dass es das ist«, erklärte Umber. Er rieb sich das Gesicht. »Ich will ehrlich sein, Hap: Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig ist, dich hierherzubringen. Einer Hexe zu begegnen ist nichts für zarte Gemüter. Aber Turianas Wissen ist unerschöpflich, und vielleicht weiß sie etwas über Occo oder sogar über die Fädenzieher. Wenn Caspar hier wäre, wäre das nicht notwendig. Ich könnte ihm den Hals umdrehen deswegen!
    Es kann sein, dass Turiana uns überhaupt nicht antwortet, da sie vor kurzem in einen tiefen Schlaf gesunken ist. Aber wenn sie aufwacht und schlecht gelaunt ist, könnte das Ganze … anstrengend werden. Zudem hat sie die Fähigkeit, einzelne Gedanken aufzuschnappen, die einem gerade durch den Kopf gehen. Sie kann deine Gedanken nicht genau lesen, aber es kann passieren, dass sie einen

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