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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Nach all dem Bösen, das du getan hast, könnte ich dich niemals freilassen. Und das weißt du auch.«
    Die grausige Gestalt verschränkte die Arme. Hap konnte jeden Knochen und jede Sehne unter der gespannten Haut erkennen. »Dann sage ich dir auch nichts. Nicht einmal, was Occo ist. Oder wie ihr euch vor ihm retten könnt.«
    Umber ließ die Schultern hängen und senkte den Kopf. »Schade, dass du so denkst, Turi. Komm, Hap.« Er wandte sich zum Gehen.
    Â»Warte«, sagte die Hexe. Ihr verschleiertes Gesicht wandte sich Hap zu. »Eine Sache werde ich dem Jungen sagen. Wenn er es wagt, sie anzuhören.«
    Umber kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen, wenn er es wagt ?«
    Das verschleierte Gesicht schwebte auf die Gitterstäbe zu und berührte sie beinahe. Hap trat einen Schritt zurück. »Aber es kann sein, dass ihm nicht gefällt, was er hört«, sagte die Hexe.
    Â»Falls du versuchst, dem Jungen Angst zu machen, finde ich das keine gute Idee«, sagte Umber. »Komm, Hap.«
    Â»Nein … ich möchte hören, was sie mir zu sagen hat«, protestierte Hap. Umber sah ihn fragend an. Hap biss sich auf die Unterlippe und erwiderte seinen Blick. Er war diese ganzen Fragen und die Geheimnisse, die Umber vor ihm hatte, so leid. Wenn die Hexe auch nur einen kleinen Teil des Rätsels, wer oderwas er war, auflösen konnte, musste er es wissen. Trotzdem schlotterten ihm immer noch die Glieder, und das nicht nur vor Kälte.
    Â»In Ordnung«, sagte Umber nach einem Moment. »Sag es, Turiana.«
    Â»Geh, Umber«, sagte die Hexe und zeigte zur Tür. »Ich sage es nur dem Jungen.«
    Umber beugte sich vor und raunte Hap aus dem Mundwinkel zu: »Das halte ich für keine gute Idee.«
    Hap sah die Hexe an, die mit ihren skelettartigen Händen über die Gitterstäbe strich. Er erahnte ein grausames Grinsen hinter ihrem Schleier. »Das ist schon in Ordnung für mich, Lord Umber. Nur gehen Sie … nicht so weit weg.«
    Umber seufzte. »Ich warte direkt hinter der Tür. Wenn dir irgendetwas seltsam erscheint, komm schnell raus. Oder ruf mich.« Hap nickte. Umber ging und schloss die Tür. Hap stellte sich vor, wie er mit der Hand am Türknauf auf der anderen Seite stand, bereit, jederzeit zurück in die Höhle zu springen.
    Er zog seinen Umhang fester um die Schultern und wandte sich der Hexe zu. Sein Mund war vollkommen ausgetrocknet. »Was … was wollten Sie mir sagen?«
    Die Hexe flüsterte, als wollte sie sichergehen, dass Umber nicht mithörte: »Zuerst will ich deine Hilfe.«
    Hap wich zurück. »Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas für Sie tun kann.«
    Â»Es ist nur ein ganz kleiner Gefallen. Umber hat noch ein paar Dinge, die mir gehören. Ringe und Armbänder. Schmuckanhänger und Amulette. Alle meine hübschen Sachen. Eigentlich alles billiger Tand ohne Wert, aber ich vermisse ihn so. Umber bewahrt die Sachen bei seinen übrigen Schätzen auf. Sie würden mir Trost spenden, während ich meine einsamen Jahre hinter diesen Gittern verbringe. Du scheinst mir ein guter Junge zu sein. Würdest du sie suchen und mir bringen?« Sie streckte ihre uralte Hand zwischen den Gitterstäben hindurch und winkte ihn näher heran. »Du wirst einer armen Gefangenen doch diesen kleinen Gefallen nicht abschlagen?«
    Â»Ich glaube nicht, dass Lord Umber damit …«
    Sie wackelte mit ihrem knochigen Finger hin und her. »Umber muss es doch gar nicht wissen! Das ist unser Geheimnis. Und es ist keine Bitte ohne Gegenleistung. Ich werde dir die Antworten geben, nach denen du suchst.«
    Â»Was … was für Antworten? Was wissen Sie?«
    Â»Was du bist. Über welche Kräfte du eines Tages verfügen wirst, wenn du lernst, sie zu gebrauchen. Aber zuerst musst du diesem Verfolger entrinnen. Er wird ganz sicher zurückkommen, das verspreche ich dir! Und wenn du wüsstest, was er macht, wenn er dich erwischt, würdest du schreien, bis deine Kehle Feuer fängt. Wenn du tust, worum ich dich bitte, werde ich dir sagen, wie du dich retten kannst!«
    Hap schlug die Hände vor den Mund. Er wollte nichts lieber als ihre Antworten hören, doch er spürte, wie hinterhältig diese Hexe war. Sie fuhr mit ihren Nägeln über die Gitterstäbe ihres Gefängnisses und erzeugte so ein hohl klingendes, klackerndes

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