Der Gegenschlag - Extreme Measures
Koalition erbaute Schule mit afghanischen Kindern in die Luft jagte, schien für die Vorsitzende dabei nicht unbedingt von Bedeutung zu sein. Genauso wenig störte es sie, dass die Gefangenen und ihre Organisation die Genfer Konvention nie unterzeichnet hatten. Die Frau hatte offensichtlich andere Prioritäten. Es klang ja recht nobel, auch scheinheiligen Sadisten und kaltblütigen Mördern mit Toleranz und Respekt zu begegnen, doch der Kampf gegen den Terrorismus würde sich damit nicht gewinnen lassen.
Es war einer der schwierigsten Aspekte von Nashs Job, mit den opportunistischen Politikern klarzukommen, denen er Rechenschaft schuldig war. In den Monaten nach dem Terroranschlag in New York hatten auch diese drei Senatoren lautstark gefordert, dass etwas geschehen müsse. Hinter verschlossenen Türen betonten sie, dass die CIA nicht konsequent genug bei ihren Verhören vorgehe. Sie forderten extreme Maßnahmen und versicherten der Agency, dass sie hinter ihr stünden. Nun musste Nash an die Fabel vom Skorpion denken, der dem Frosch verspricht, ihn nicht zu stechen, wenn er ihn über den Fluss bringt. Sie waren nun auf halbem Weg über den Fluss, und so wie in der Fabel brachen die alten Instinkte hervor, der Stachel wurde ausgefahren, und sie drohten alle miteinander zu ertrinken.
Nash betrachtete die beiden Gefangenen, die friedlich in ihren sauberen warmen Betten schliefen. Auf dem linken Bildschirm sah er Abu Haggani, einen hochrangigen Kommandanten der Taliban, der für Selbstmordattentate in Afghanistan zuständig war. Schätzungen zufolge waren seinen Anschlägen über dreitausend Zivilisten und dreiundvierzig Soldaten der Koalitionstruppen zum Opfer gefallen. Der Mann war berüchtigt dafür, dass er mit Vorliebe Frauen und Kinder als Ziele auswählte, um seine afghanischen Landsleute einzuschüchtern und zu verhindern, dass sie mit den Vertretern der Koalition zusammenarbeiteten. Der andere Mann war Mohammad al-Haq, der Verbindungsmann der Taliban zu Al-Kaida und einer der engsten Berater von Taliban-Führer Mullah Omar. Nash hätte keine Skrupel gehabt, Haggani mit allen Mitteln zum Reden zu bringen, doch es war vor allem al-Haq, der ihn interessierte. Der Mann war ein wichtiges Verbindungsglied zwischen der Al-Kaida und
den Taliban. Die Geheimnisse, die dieser Mann kannte, würden sich als äußerst wertvoll erweisen.
Für die ersten drei Tage hatte Nash maximal vier Stunden pro Tag mit jedem der beiden Männer zugestanden bekommen. Alles wurde streng überwacht und aufgezeichnet. Es durften keinerlei extreme Maßnahmen eingesetzt werden, kein Schlafentzug, keine laute Musik, keine Schläge, keine Manipulation des Essens und keine abrupte Veränderung der Temperatur in der Zelle. Selbst die Androhung von Gewalt bedurfte der Genehmigung eines Richters in Washington.
Am Mittwoch wurde Nashs Sitzung vorzeitig beendet, als er al-Haq sagte, dass er mit General Abdul Raschid Dostum gesprochen habe. Der ehemalige Kommandeur der Nordallianz und militärische Führer der usbekischen Minderheit war allgemein bekannt für seinen Hass auf die Taliban. Nash sagte al-Haq, dass er am nächsten Morgen in Dostums Gewahrsam überstellt würde. Al-Haq machte sich vor Angst fast in die Hosen angesichts der Aussicht, in die Gewalt eines Mannes zu geraten, der um nichts weniger brutal sein konnte als er und seine Kameraden. Die Angst in al-Haqs Augen war offensichtlich. Nash beobachtete den Mann, der offenbar fieberhaft überlegte, wie er den Alptraum verhindern konnte. Nash hatte schon Dutzende Männer in diese Situation gebracht. Zuerst blickten sie zu Boden, dann nach links und rechts, während sie nach irgendeinem Weg suchten, wie sie ihren Arsch retten konnten. Es ging ihm zuerst gar nicht so sehr um die Wahrheit. Nash wollte ganz einfach, dass sie anfingen zu reden. Er konnte sich später darum kümmern, die Lügen auszusortieren.
Leider platzte ausgerechnet in dem Moment, als al-Haq zu reden anfing, ein Air-Force-Offizier herein und
beendete das Verhör. Irgendwelche Anwälte vom Justizministerium hatten angerufen, um Nash zu warnen, dass er die Grenze überschritten habe. Der Vorfall sorgte für einigen Aufruhr zwischen der CIA, dem Weißen Haus, dem Justizministerium und Senatorin Barbara Lonsdale, der Vorsitzenden des Justizausschusses. Während ihn die Anwälte auf seine Grenzen hinwiesen, suchte Nash bereits nach einem Weg, wie er die Mauer umgehen konnte, anstatt sie zu überspringen. In dieser Situation rief
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