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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Was ist denn in den Gefrierschränken, das ich nicht sehen soll?«
    »Nichts Illegales«, versprach Artemis. »Sie müssen mir glauben, für Butler geht es hierbei um Leben oder Tod.«
    Barre zögerte nicht. »Das Ganze liegt zwar eigentlich außerhalb meines Entscheidungsbereichs, aber betrachte die Sache als geregelt. Musst du das, was ich nicht sehen soll, heimlich aus den Gefrierschränken herausholen?«
    Der Detective hatte seine Gedanken gelesen. »Ja, und zwar so schnell wie möglich. Zwei Minuten, mehr brauche ich nicht.«
    Barre überlegte. »Okay, gehen wir mal den Zeitplan durch. Die Spurensicherung wird noch eine Weile zugange sein, daran kann ich nichts ändern. Aber in genau zwei Stunden ist der Laden leer, das verspreche ich dir. Du hast fünf Minuten.«
    »Das reicht auf jeden Fall.«
    »Gut. Und sag dem Riesen, dass wir damit quitt sind.«
    Artemis bemühte sich, seine Stimme neutral zu halten. »Ja, Detective Barre, das werde ich tun.« Falls ich noch die Gelegenheit dazu habe , dachte er.
     
     
    Kryogenisches Institut für Kälteschlaf Eiszeit ,
    Harley Street, London
     
    Genau genommen lag das kryogenische Institut Eiszeit nicht an Londons Harley Street, sondern in der Dickens Lane, einer Seitenstraße am südlichen Ende des berühmten Ärzte-Boulevards. Doch das hielt die medizinische Leiterin des Instituts, Dr. Constance Lane, offensichtlich nicht davon ab, Harley Street auf das Briefpapier drucken zu lassen. Renommee war in dieser Branche alles, und wenn die Reichen diese beiden Zauberworte auf einer Visitenkarte sahen, konnten sie es kaum noch erwarten, ihre sterbliche Hülle dort einfrieren zu lassen.
    Artemis Fowl war nicht so leicht zu beeindrucken. Doch er hatte kaum eine andere Wahl, denn es gab in der ganzen Stadt nur drei Institute für Kälteschlaf, und Eiszeit war das Einzige, das noch Kapazitäten frei hatte. Die Neonwerbung fand Artemis allerdings etwas geschmacklos: »Freie Tanks zu vermieten.« Also wirklich.
    Auch das Gebäude drehte ihm fast den Magen um. Die Fassade war mit gebürstetem Aluminium verkleidet, offensichtlich in dem Bestreben, dem Ganzen das Aussehen eines Raumschiffs zu verleihen, und der Eingang mit seinen zischenden Gleittüren schien direkt aus Star Trek zu stammen. Wo war die Kultur? Wo war die Kunst? Wie hatte eine solche Monstrosität im historischen Teil von London eine Baugenehmigung bekommen?
    An der Rezeption saß eine Krankenschwester in weißer Uniform und dreigezacktem Käppi. Die Zigarette und die unechten Nägel weckten in Artemis jedoch Zweifel, ob sie wirklich eine echte Krankenschwester war.
    »Verzeihung, Miss?«
    Die Schwester blickte kaum von ihrem Klatschblatt auf. »Ja? Suchst du jemanden?«
    Hinter seinem Rücken ballte Artemis die Fäuste. »Ja, ich möchte mit Dr. Lane sprechen. Sie ist doch die Leiterin hier, oder?«
    Die Krankenschwester drückte ihre Zigarette in einem überquellenden Aschenbecher aus. »Das ist hoffentlich nicht wieder für ein Schulprojekt, oder? Dr. Lane hat gesagt, sie macht keine Schulprojekte mehr.«
    »Nein. Kein Schulprojekt.«
    »Bist du etwa Anwalt?«, fragte sie misstrauisch. »Eines dieser Genies, die ihr Diplom machen, bevor sie laufen können?«
    Artemis seufzte. »Ein Genie, ja. Allerdings kaum ein Anwalt. Ich bin ein Kunde, Mademoiselle.«
    Plötzlich war die Krankenschwester ganz personifizierte Zuvorkommenheit. »Oh, ein Kunde! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Sie werden sofort empfangen. Möchte der Herr vielleicht einen Tee, einen Kaffee oder etwas Stärkeres?«
    »Ich bin dreizehn Jahre alt, Mademoiselle.«
    »Einen Saft?«
    »Tee wäre gut. Earl Grey, wenn Sie haben. Und natürlich ohne Zucker, sonst werde ich womöglich hyperaktiv.«
    Die Schwester war offenbar bei einem zahlenden Kunden bereit, sarkastische Bemerkungen zu tolerieren, und führte Artemis zu einer Lounge, die ebenfalls im Raumschiffstil gestaltet war. Jede Menge schimmernder Velours und Endlosspiegel. Als er die Hälfte der Flüssigkeit, die ganz eindeutig kein Earl Grey war, getrunken hatte, glitt die Tür zu Dr. Lanes Büro auf.
    »Kommen Sie doch herein«, sagte eine hoch gewachsene Frau ausdruckslos.
    »Soll ich gehen?«, fragte Artemis. »Oder beamen Sie mich rüber?«
    Die Wände des Büros waren mit Rahmen bedeckt. An der einen Seite hingen die Urkunden und Zertifikate der Ärztin. Artemis vermutete, dass man die meisten von ihnen an nur einem Wochenende erwerben konnte. An der anderen waren mehrere

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