Der Geheimcode
müssen wir seine Adern vollständig auswaschen und das Blut durch ein Frostschutzmittel ersetzen. Dann können wir die Körpertemperatur des Patienten auf minus dreißig Grad absenken.«
Artemis schaltete seinen Computer ab. »Das ist nicht nötig. Sein Zustand muss nur für ein paar Stunden stabil gehalten werden.«
»Ich glaube, Sie verstehen nicht, junger Mann«, sagte Dr. Lane. »Die Medizin ist zurzeit noch nicht weit genug entwickelt, um eine solche Verletzung zu heilen. Wenn ich das Blut nicht umgehend ersetze, werden schwere Gewebeschäden eintreten.«
Der Wagen holperte über eines von Londons zahlreichen Schlaglöchern. Butlers Arm zuckte hoch, und für einen kurzen Moment konnte Artemis sich einbilden, er sei noch am Leben.
»Machen Sie sich darum keine Sorgen, Doktor.«
»Aber -«
»Hunderttausend Pfund, Constance. Denken Sie einfach immer nur an diese Summe. Parken Sie den Transporter draußen auf dem Hof und vergessen Sie uns. Morgen früh werden wir verschwunden sein. Alle beide.«
Dr. Lane war überrascht. »Auf dem Hof? Wollen Sie nicht einmal hereinkommen?«
»Nein, Butler muss draußen bleiben«, erklärte Artemis bestimmt. »Mein... äh... Chirurg hat Schwierigkeiten mit Gebäuden. Aber ich würde gerne kurz hereinkommen, um zu telefonieren. Ich muss einen etwas ungewöhnlichen Anruf tätigen.«
Luftraum über London
Unter Holly breiteten sich die Lichter Londons aus wie die Sterne einer turbulenten Galaxie. Normalerweise hatten Officer der Aufklärung wegen des dichten Flugverkehrs über der britischen Hauptstadt Flugverbot. Seit Captain Trouble Kelp fünf Jahre zuvor beinahe von einem Heathrow-JFK-Airbus aufgespießt worden war, mussten alle Einsatzrouten, die Städte mit Flughäfen betrafen, von Foaly höchstpersönlich abgesegnet werden.
Holly sprach in ihr Helmmikro. »He, Foaly. Irgendwelche Flieger im Anmarsch, von denen ich wissen sollte?«
»Warte, ich fahre mal eben den Radar hoch. Hm, an deiner Stelle würde ich auf hundertfünfzig Meter runtergehen. In ein paar Minuten kommt eine 747 aus Malaga. Sie wird dich nicht treffen, aber dein Helmcomputer könnte ihr Navigationssystem durcheinander bringen.«
Holly schaltete auf Sinkflug, bis sie die genannte Flughöhe erreicht hatte. Über ihr dröhnte ein gewaltiger Jet durch den Himmel. Ohne die Schallfilterschwämme wären Holly beide Trommelfelle geplatzt.
»Okay. Bin dem Jet voller Touristen erfolgreich ausgewichen. Und jetzt?«
»Jetzt warten wir. Ich melde mich, wenn es etwas Wichtiges gibt.«
Sie brauchten nicht lange zu warten. Nicht einmal fünf Minuten später unterbrach Foaly die Funkstille.
»Holly, wir haben etwas.«
»Wieder eine Sondierung?«
»Nein, eine Nachricht von Sentinel. Warte, ich sende sie dir in den Helm.«
Auf Hollys Seitenbildschirm erschien die grafische Darstellung einer Audiodatei. Die Linie sah aus wie die Kurve eines Seismographen.
»Was ist das? Ein Gesprächsmitschnitt?«
»Nicht ganz«, sagte Foaly. »Das ist eine der Millionen Ausschussdateien, die Sentinel uns jeden Tag übermittelt.«
Sentinel war ein System von Überwachungseinheiten, die Foaly an ausrangierte amerikanische und russische Satelliten angeschlossen hatte. Sentinels Aufgabe bestand darin, die gesamte Telekommunikation der Oberirdischen zu überwachen. Da es natürlich unmöglich war, jeden einzelnen Anruf aufzuzeichnen, war der Computer darauf programmiert, nur auf bestimmte Schlüsselwörter zu reagieren. Kamen etwa die Wörter Elfe, Magie und unterirdisch in einem Gespräch vor, zeichnete der Computer es auf.
»Dieser Anruf wurde vor ein paar Minuten in London aufgefangen. Er wimmelt nur so von Schlüsselwörtern. So was habe ich noch nie gehört.«
»Wiedergabe«, befahl Holly ihrem sprachgesteuerten Helmcomputer. Eine vertikale Cursorlinie begann, an der Klangwelle entlangzugleiten.
»Erdvolk«, tönte eine verzerrte Stimme. »ZUP, Magie, Haven, Shuttlehafen, Feenmänner, B'wa Kell, Trolle, Zeitstopp, Aufklärung, Atlantis.«
»Das ist alles?«
»Reicht dir das nicht? Wer immer diesen Anruf getätigt hat, könnte ein Buch über uns schreiben.«
»Aber es ist doch bloß eine Aufzählung von Wörtern. Es ergibt keinen Sinn.«
»He, mit mir zu streiten ist zwecklos,« sagte der Zentaur. »Ich sammle bloß die Informationen. Aber die Sache hängt garantiert mit der Ortung zusammen. Zwei solche Vorfälle passieren nicht zufällig an einem Tag.«
»Okay. Haben wir eine Lokalisierung?«
»Der Anruf
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