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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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röntgensicher, so dass das Mikro auf keinem Bildschirm zu sehen sein wird. Es nimmt alles auf, was in einem Umkreis von zwanzig Metern gesprochen wird, und ich speichere die Daten auf dem Chip in meinem Helm. Ein Ohrlautsprecher ist leider zu riskant, weil man den bemerken könnte. Also werden wir dich hören, aber du uns nicht.«
    Artemis schluckte. Er spürte, wie das Mikro sich über seinem Adamsapfel bewegte. »Und die Kamera?«
    »Kommt sofort.« Holly entnahm einem mit Flüssigkeit gefüllten Behälter eine Kontaktlinse. »Das Ding ist ein regelrechtes Wunder. Hohe Auflösung, digitale Qualität, Speichermöglichkeit und mehrere Filter, unter anderem Vergrößerung und Thermobild.«
    Mulch saugte geräuschvoll an einem Hühnerknochen. »Sie klingen schon wie Foaly.«
    Artemis betrachtete die Linse mit gerunzelter Stirn. »Mag sein, dass es ein technisches Wunder ist, aber die Kontaktlinse ist braun.«
    »Natürlich ist sie braun. Ich habe braune Augen.«
    »Freut mich für Sie, Holly, aber meine sind blau, wie Sie wissen. Ich kann diese Iriskamera nicht tragen.«
    »Sieh mich nicht so an, Menschenjunge. Du bist hier das Genie.«
    »Ich kann da nicht mit einem blauen und einem braunen Auge auftauchen. Spiro wird es merken.«
    »Tja, da hättest du bei deiner Meditation dran denken müssen. Jetzt ist es zu spät.«
    Artemis massierte sich die Nasenwurzel. »Sie haben natürlich Recht. Ich bin der Kopf des Ganzen. Das Denken ist meine Aufgabe, nicht Ihre.«
    Holly warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »War das etwa eine Beleidigung, Fowl?«
    Mulch spuckte den Hühnerknochen in den nächsten Papierkorb. »Also, ich muss schon sagen, Arty, ein solcher Aussetzer gleich am Anfang der Operation flößt mir nicht gerade Vertrauen ein. Ich hoffe, du bist wirklich so clever, wie du immer behauptest.«
    »Ich behaupte nie, so clever zu sein, wie ich wirklich bin. Das würde den Leuten bloß Angst einjagen. Also gut, dann müssen wir es eben mit der braunen Iriskamera versuchen. Mit etwas Glück fällt es Spiro vielleicht nicht auf. Und falls doch, kann ich mir immer noch eine Ausrede einfallen lassen.«
    Holly legte die Kamera auf ihre Fingerspitze und schob Artemis die Linse unter das Lid. »Die Entscheidung liegt bei dir, Artemis«, sagte sie. »Ich hoffe bloß, du hast in Jon Spiro nicht deinen Meister gefunden.«
     
     
    O'Hare-Flughafen, Chicago, 23.00 Uhr
     
    Spiro erwartete sie vor seinem Privathangar auf dem Flughafen. Er trug einen Mantel mit Pelzkragen über einem seiner typischen weißen Anzüge. Halogenscheinwerfer tauchten den Asphalt in grelles Licht, und die Luftwirbel von den Rotoren des Hubschraubers zerrten an seinen Mantelaufschlägen. Es war wie im Kino.
    Fehlt nur noch die Hintergrundmusik, dachte Artemis, als er die automatisch ausgefahrene Treppe hinunterstieg.
    Wie abgesprochen schlüpfte Mulch in die Rolle des Gangsters. »Mach voran, Kleiner«, bellte er ziemlich überzeugend. »Wir wollen Mr. Spiro doch nicht warten lassen.«
    Artemis wollte ihm gerade eine passende Antwort geben, als ihm einfiel, dass er ja den angsterfüllten Jungen spielen musste. Das würde nicht einfach werden. Unterwürfig zu sein gehörte normalerweise nicht zu seinem Repertoire.
    »Ich hab gesagt, du sollst voranmachen!«, wiederholte der Zwerg und verlieh seinen Worten mit einem kräftigen Schubs Nachdruck.
    Artemis stolperte die letzten Stufen hinunter und wäre fast gegen Arno Blunt geprallt, der ihn mit einem Grinsen empfing. Es war kein gewöhnliches Grinsen. Blunt hatte einen Satz nagelneuer, maßgefertigter Zähne bekommen, die scharf zugespitzt worden waren. Nun sah der Leibwächter aus wie eine Kreuzung aus Mensch und Hai.
    Blunt bemerkte, wie Artemis ihn anstarrte. »Gefallen sie dir? Ich hab noch mehr Gebisse. Eins mit ganz platten Zähnen, zum Zermalmen.«
    Artemis wollte gerade die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln verziehen, als ihm seine Rolle wieder einfiel, und so ließ er sie stattdessen ängstlich beben. Als Vorbild nahm er dafür den Gesichtsausdruck, den Butlers Anblick bei den meisten Menschen auslöste.
    Doch Spiro ließ sich davon nicht beeindrucken. »Netter Versuch, Kleiner. Aber nimm's mir nicht übel, wenn ich dir nicht abkaufe, dass der große Artemis Fowl sich so leicht einschüchtern lässt. Arno, überprüfen Sie das Flugzeug.«
    Mit einem kurzen Nicken verschwand Blunt in der Tür des Privatjets. Juliet war in die Uniform einer Stewardess geschlüpft und zog die Schutzbezüge

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