Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
Artemis, sobald du ihn wieder siehst.«
    Juliet schmollte. Es klang logisch. Natürlich, Artemis' Pläne waren immer logisch. Jetzt verstand sie, warum Artemis ihr nicht schon in Irland den vollständigen Plan enthüllt hatte - ihm war klar gewesen, dass sie damit nicht einverstanden sein würde. Schlimm genug, dass sie seit mehreren Stunden getrennt waren. Dabei lag der schwierigste Teil ihrer Operation noch vor ihnen, und Artemis würde keinen Butler an seiner Seite haben.
    Holly trat wieder in das Hologramm. »Team 1, du und Mulch, klettert an der Needle hoch und ätzt euch im 85. Stock durch ins Innere. Sobald ihr drin seid, schließt ihr diese Videoklemme an ein Kabel des Kamerasystems an.« Holly hielt etwas hoch, das wie eine Drahtschlaufe aussah. »Ein präpariertes Glasfaserkabel«, erklärte sie. »Damit kann man sich per Fernsteuerung in das Überwachungssystem einklinken. Sobald das Ding angeschlossen ist, kann Foaly das Bild jeder einzelnen Kamera in dem Gebäude an unsere Helme schicken. Außerdem kann er den Menschenwesen jedes beliebige Bild auf die Monitore spielen. Wenn ihr damit fertig seid, tauscht ihr zwei der Sauerstoffflaschen gegen unsere Spezialmischung aus.«
    Juliet schob die Videoklemme in ihre Tasche.
    »Ich werde über das Dach einsteigen«, fuhr Holly fort, »und mich zu Artemis' Zimmer vorarbeiten. Sobald Team 1 uns grünes Licht gibt, holen wir den C Cube.«
    »So, wie du das sagst, klingt es ganz einfach«, bemerkte Juliet.
    Mulch lachte. »Das tut es immer«, meinte er. »Aber das ist es nie.«
     
     
    Team 1, am Fuß der Spiro Needle
     
    Juliet Butler war in sieben verschiedenen Kampfkunstarten ausgebildet. Sie hatte gelernt, Schmerz und Schlafmangel zu ignorieren. Sie konnte sowohl körperlicher wie psychischer Folter standhalten. Doch nichts hatte sie auf das vorbereitet, was sie erwartete bei dem Versuch in das Gebäude zu gelangen.
    Da die Needle keine tote Wand hatte und an allen vier Seiten rund um die Uhr Kommen und Gehen herrschte, mussten sie ihren Aufstieg vom Gehsteig aus beginnen. Juliet fuhr den Transporter heran und parkte ihn, so nah wie möglich, in zweiter Reihe.
    Gemeinsam in Hollys Tarnfolie gewickelt, kletterten sie aus der Dachluke. Juliet hing eingeklinkt am Moonbelt um Mulchs Bauch.
    Sie klopfte Mulch auf den Helm. »Sie stinken.«
    Mulchs Antwort drang über den kleinen Sender an Juliets Ohr. »Für dich vielleicht, aber für eine Zwergenfrau bin ich der Inbegriff des gesunden Mannes. Wenn hier jemand stinkt, dann du. Für mich riechst du schlimmer als ein Stinktier in zwei Monate alten Socken.«
    Holly reckte ihren Kopf durch die Dachluke. »Ruhe, ihr beiden!«, zischte sie. »Unsere Zeit ist verdammt knapp, falls ihr das vergessen haben solltet. Juliet, dein kostbarer Prinzipal steckt da oben in einem Raum fest und wartet darauf, dass ich auftauche. Es ist schon fünf nach vier. In weniger als einer Stunde ist Wachwechsel, und ich muss vorher noch diese Muskelpakete mit dem Blick bearbeiten. Uns bleiben nur fünfundfünfzig Minuten. Verschwendet sie nicht mit Streitereien.«
    »Warum kannst du uns nicht einfach hochfliegen?«
    »Eine der grundlegenden Militärtaktiken: Wenn wir uns aufteilen, besteht die Chance, dass einer es schafft. Bleiben wir hingegen zusammen und es geht etwas schief, scheitern wir alle. Teile und herrsche.«
    Ihre Worte brachten Juliet wieder auf den Boden der Tatsachen. Die Elfe hatte Recht, da hätte sie auch selbst drauf kommen können. Es war wieder dasselbe: Sie verlor in einem entscheidenden Moment die Konzentration.
    »Okay, machen wir uns auf den Weg. Ich halte die Klappe.«
    Mulch steckte beide Hände in den Mund, um den letzten Rest Feuchtigkeit aus den Poren zu saugen. »Festhalten«, befahl er, als er den Mund wieder leer hatte. »Los geht's.«
    Der Zwerg beugte seine kräftigen Beine und sprang in anderthalb Metern Höhe an die Wand der Spiro Needle.
    Juliet trieb hinter ihm her, als befände sie sich unter Wasser. Das Dumme an einem Moonbelt war, dass man mit der Schwerelosigkeit auch Koordinationsschwierigkeiten und bisweilen sogar Übelkeit in Kauf nehmen musste. Moonbelts waren dazu gedacht, leblose Objekte zu befördern, nicht quicklebendige Unterirdische oder gar Menschenwesen.
    Mulch hatte seit mehreren Stunden nichts mehr getrunken, damit seine Poren sich auf Stecknadelkopfgröße erweiterten. Schmatzend saugten sie sich an der glatten Oberfläche des Hochhauses fest. Der Zwerg vermied die getönten Scheiben

Weitere Kostenlose Bücher