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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Juliet.
    Mulch korrigierte ein letztes Mal seine Position. »Okay. Drück ab.«
    Juliet hielt den Atem an - und drückte. Und um dem Augenblick gerecht zu werden, muss man ihn in Zeitlupe beschreiben.
    Juliet spürte, wie ihre Finger sich um das Gelenk schlossen. Der Druck schoss in einer Reihe von Zuckungen Mulchs Bein hinauf. Der Zwerg bemühte sich mit aller Kraft, trotz der Krämpfe seine Position zu halten. Ein enormer Druck baute sich in seinem Bauchraum auf und entlud sich mit dumpfem Knall durch die Öffnung der Poklappe. Juliet hatte das Gefühl, neben einem Minenwerfer zu hocken. Ein Geschoss aus komprimierter Luft raste durch den Raum, umgeben von einer flirrenden Hitzewelle.
    »Mist«, stöhnte Mulch. »Zu viel Topspin.« Die Gaskugel kreiselte Richtung Decke, wobei die Randschichten sich ablösten wie die Häute einer Zwiebel. »Rechts«, drängte Mulch. »Mehr nach rechts.« Das kuriose Geschoss prallte einen Meter vor dem Ziel gegen die Decke. Glücklicherweise versetzte die Wucht des Aufpralls die Kamera so in Bewegung, dass sie rotierte wie ein Teller auf einem Stock. Mit angehaltenem Atem warteten die beiden Eindringlinge darauf, dass sie zum Stillstand kam. Nach einem Dutzend Umdrehungen blieb sie mit einem Quietschen stehen.
    »Und?«, fragte Juliet.
    Mulch setzte sich auf und überprüfte durch sein Helmvisier den Ionenstrahl der Kamera.
    »Glück gehabt«, stieß er erleichtert aus. »Wir haben freie Fahrt.« Er knöpfte seine rauchende Poklappe wieder zu. »Ist schon 'ne Weile her, seit ich einen Torpedo abgeschossen habe.«
    Juliet nahm die Videoklemme aus ihrer Tasche und hielt sie vor den Bildschirm ihres Palmtops, damit Foaly sie sehen konnte. »Ich wickle das Ding also einfach um irgendein Kabel, ja?«
    »Nein, Menschenmädchen«, seufzte Foaly, der wieder einmal das verkannte Genie heraushängen ließ. »Das ist ein kompliziertes Stück Nanotechnologie. Mikrofasern, die zugleich als Sender, Empfänger und Halter fungieren. Seine Energie zapft es selbstverständlich dem Überwachungssystem der Oberirdischen ab.«
    »Natürlich«, sagte Mulch und gähnte vernehmlich.
    »Sie müssen darauf achten, dass es fest an eines der Kamerakabel angeschlossen ist. Glücklicherweise muss der Multisensor nicht mit allen Kabeln verbunden sein, eins genügt.«
    »Und welche davon sind die Kamerakabel?«
    »Nun ja... alle.«
    Juliet stöhnte. »Also wickle ich es einfach um irgendein Kabel?«
    »Im Prinzip ja«, gab der Zentaur zu. »Aber wickeln Sie es fest darum. Alle Mikrofasern müssen Kontakt haben.«
    Juliet reckte sich hinauf zur Kamera, griff wahllos nach einem Kabel und schlang die Klemme zweimal herum. »Richtig so?«
    Es herrschte kurzes Schweigen, während Foaly auf den Empfang wartete. Nach und nach erschienen auf seinem unterirdischen Plasmamonitor die Aufzeichnungen der Kamerabildschirme.
    »Perfekt. Jetzt haben wir Bild und Ton.«
    »Gut, dann los«, sagte Juliet ungeduldig. »Legen Sie die Schleife.«
    Foaly verschwendete eine Minute für einen weiteren Vortrag. »Das ist sehr viel mehr als eine Schleife, junge Dame. Ich werde gleich sämtliche Bewegungsmuster aus den Kameraaufzeichnungen löschen. Mit anderen Worten, das, was die Leute in der Überwachungszentrale zu sehen bekommen, ist genau das, was da ist, nur ohne euch. Ihr müsst allerdings darauf achten, nie völlig still zu stehen, sonst werdet ihr sichtbar. Behaltet immer etwas in Bewegung, und wenn es nur der kleine Finger ist.«
    Juliet warf einen Blick auf die Zeitanzeige ihres Palmtops. »Vier Uhr dreißig. Wir müssen uns beeilen.«
    »Okay. Die Überwachungszentrale ist einen Flur weiter. Nehmen wir den kürzesten Weg.«
    Juliet projizierte den Grundriss in die Luft. »Hier geradeaus, dann zweimal rechts, und schon sind wir da.«
    Mulch spazierte an ihr vorbei auf die Wand zu. »Ich sagte, den kürzesten Weg, Menschenmädchen. Denk seitwärts.«
    Sie befanden sich in einer Managersuite mit Blick über die Skyline und Holzvertäfelung vom Boden bis zur Decke. Mulch löste ein Stück von der Vertäfelung und klopfte gegen die Wand dahinter. »Rigips«, sagte er. »Kein Problem.«
    »Keine Trümmer, Zwerg. Artemis hat gesagt, wir dürfen keine Spuren hinterlassen.«
    »Keine Sorge. Ich bin ein sauberer Esser.« Mulch hakte seinen Unterkiefer aus, wodurch seine Mundhöhle Basketballgröße annahm, öffnete die Kinnlade zu einem Winkel von sagenhaften einhundertsiebzig Grad und fraß ein gewaltiges Loch in die Wand. Der Ring aus

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