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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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als golden schimmernden Strahl ab. Es gab keinen Weg an ihr vorbei.
    »Kein toter Winkel«, urteilte er. »Und das Kabel liegt hinter der Kamera.«
    »Dann müssen wir uns eben wieder unter der Tarnfolie verstecken«, sagte Juliet und verzog angewidert das Gesicht.
    Auf dem kleinen Palmtop an ihrem Handgelenk erschien Foalys Gesicht. »Das könnten Sie tun, aber unglücklicherweise funktioniert Tarnfolie bei Überwachungssystemen nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Kameras haben bessere Augen als Menschen. Haben Sie schon mal erlebt, wie ein Fernseher im Fernsehen rüberkommt? Die Kamera spaltet alles in Pixel auf. Wenn Sie mit der Tarnfolie durch diesen Korridor gehen, werden Sie aussehen wie zwei Leute hinter einer Bildleinwand.«
    Juliet starrte wütend auf den Bildschirm. »Sonst noch was, Foaly?«, wollte sie wissen. »Vielleicht verwandelt sich ja der Boden in eine Säurepfütze?«
    »Glaube ich kaum. Spiro ist gut, aber er ist nicht so gut wie ich.«
    »Können Sie dem Kamerasystem nicht eine Schleife vorspielen, Ponymann, und ihnen für ein paar Minuten ein anderes Bild senden?«, fragte Juliet in das Computermikro.
    Foaly knirschte mit den Pferdezähnen. »Niemand weiß meine Arbeit zu schätzen. Nein, ich kann keine Schleife schalten, weil ich dazu vor Ort sein müsste, wie bei der Belagerung von Fowl Manor. Dafür ist die Videoklemme da, die ihr dabeihabt. Tut mir Leid, aber da müsst ihr alleine durch.«
    »Dann blase ich sie eben mit der Neutrino aus.«
    »Auch negativ. Ein Schuss würde zwar die Kamera lahm legen, aber vermutlich eine Kettenreaktion im gesamten System auslösen. Da könnten Sie genauso gut auf Arno Blunts Tisch tanzen.«
    Frustriert trat Juliet gegen die Fußleiste. Gleich beim ersten Hindernis musste sie scheitern. Ihr Bruder würde wissen, was zu tun war, aber der war auf der anderen Seite des Atlantiks. Läppische sechs Meter trennten sie von der Kamera, aber es hätte genauso gut ein Kilometer voller Glassplitter sein können.
    Sie bemerkte, dass Mulch seine Poklappe aufknöpfte.
    »Na super. Jetzt muss der kleine Mann aufs Töpfchen. Das ist ja wohl kaum der passende Moment.«
    »Ich werde deinen Sarkasmus diesmal ignorieren«, sagte Mulch und legte sich bäuchlings auf den Boden, »aber nur, weil ich weiß, was Spiro mit Leuten macht, die er nicht mag.«
    Juliet kniete sich neben ihn. Allerdings nicht zu nah. »Ich hoffe, Ihr nächster Satz beginnt mit ›Ich habe einen Plan‹.«
    Der Zwerg schien mit seinem Hinterteil etwas anzupeilen. »In der Tat...«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst!«
    »Und ob. Ich verfüge hier über eine ziemlich beachtliche Kraft.«
    Juliet konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das war schon eher ein Zwerg nach ihrem Geschmack. Metaphorisch gesprochen. Er passte sich der Situation an, wie sie es auch täte.
    »Wir brauchen die Kamera nur um zwanzig Grad in ihrer Halterung zu drehen, dann kommen wir problemlos an das Kabel.«
    »Und das wollen Sie mit... Windkraft erreichen?«
    »Genau.«
    »Was ist mit dem Lärm?«
    Mulch zwinkerte. »Beinahe lautlos, aber tödlich. Ich bin schließlich Profi. Du brauchst nichts weiter zu tun, als mich in den kleinen Zeh zu zwicken, wenn ich dir das Kommando gebe.«
    Trotz jahrelangem harten Training in den beschwerlichsten Gebieten der Welt war Juliet nicht unbedingt erpicht darauf, an einer Gasattacke beteiligt zu sein.
    »Muss ich dabei mitmachen? Für mich sieht es eher nach einem Solo aus.«
    Mulch spähte hinüber zum Zielobjekt und korrigierte die Position seines Hinterteils. »Hier geht es um einen Präzisionsschuss. Ich brauche einen Schützen, der den Abzug betätigt, damit ich mich aufs Zielen konzentrieren kann. Reflexologie ist bei uns Zwergen eine anerkannte Wissenschaft. Jeder Bereich des Fußes ist mit einem Körperteil verbunden. Und wie es der Zufall will, gehört der linke kleine Zeh zu...«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Juliet hastig. »Ich hab's verstanden.«
    »Na, dann.« Juliet zog Mulch den Stiefel aus. Die Socken waren mit Löchern versehen, aus denen fünf behaarte Zehen hervorlugten, gelenkiger und geschickter als jedes menschliche Exemplar.
    »Anders geht es nicht?«
    »Nein, es sei denn, du hast eine bessere Idee.«
    Mit spitzen Fingern griff Juliet nach dem Zeh, wobei die schwarzen, krausen Haare gehorsam zur Seite wichen, damit sie besser an das Gelenk herankam. »Jetzt?«
    »Warte.« Der Zwerg leckte an seinem Zeigefinger und hielt ihn in die Luft. »Kein Wind.«
    »Noch nicht«, grummelte

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