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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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und hielt sich an die Metallträger, da trotz der Tarnfolie noch genug herausschaute, was auffallen konnte. Tarnfolie machte den Träger nicht vollkommen unsichtbar. Tausende von eingewebten Mikrosensoren analysierten und reflektieren die Umgebung, aber ein einfacher Regenschauer konnte die Sensoren jederzeit kurzschließen.
    Mulch kletterte zügig und fand bald zu einem gleichmäßigen Rhythmus. Seine überaus gelenkigen Finger und Zehen krümmten sich, um auch die kleinsten Vertiefungen auszunutzen. Und wo es keine Vertiefungen gab, übernahmen seine Poren die Arbeit. Die Barthaare des Zwergs bogen sich unter dem Helm hervor, um die Oberfläche des Gebäudes abzutasten.
    Juliet konnte sich die Frage nicht verkneifen. »Was ist denn mit Ihrem Bart? Sieht ja gruselig aus. Sucht er nach Rissen?«
    »Vibrationen«, grunzte Mulch. »Sensoren, Strom, Menschen.« Offenbar wollte er seine Energie nicht auf vollständige Sätze verschwenden. »Wenn nur ein Sensor reagiert, war's das. Trotz Tarnfolie.«
    Juliet konnte es ihrem Partner nicht verübeln, dass er sparsam mit seinem Atem umging. Sie hatten noch eine lange Strecke vor sich. Senkrecht nach oben.
    Der Wind wurde stärker, als sie den Schutz der umstehenden Gebäude verließen. Er riss Juliet die Füße weg, und sie flatterte um den Zwerg herum wie ein Schal. Selten hatte sie sich so hilflos gefühlt. Sie hatte keinerlei Einfluss auf die Ereignisse. In dieser Situation nützte ihr die Ausbildung überhaupt nichts. Ihr Leben lag voll und ganz in Mulchs Händen.
    Die Stockwerke zogen in einem Wirbel aus Glas und Stahl vorüber. Der Wind zerrte mit gierigen Fingern an ihnen und drohte, sie beide in die Nacht hinauszuschleudern.
    »Hier oben ist es vom Wind verdammt feucht,« keuchte Mulch. »Ich kann mich nicht mehr lange festhalten.«
    Juliet streckte die Hand aus und berührte mit ihrem Finger die Außenwand. Sie war mit kleinen Tauperlen überzogen. Von der Tarnfolie sprangen Funken auf, wo der feuchte Wind die Mikrosensoren kurzschloss. Ganze Abschnitte der Folie gaben den Geist auf, so dass Stücke eines Schaltsystems in der Dunkelheit zu schweben schienen. Außerdem schwankte das ganze Gebäude - vielleicht sogar stark genug, um einen erschöpften Zwerg und seinen Passagier abzuschütteln.
    Endlich krallten sich Mulchs Finger um den Sims des 85. Stocks. Er kletterte auf den schmalen Vorsprung und spähte durch das Helmvisier in das Gebäude.
    »Dieser Raum ist nicht gut«, befand er. »Mein Visier zeigt zwei Bewegungsmelder und einen Lasersensor an. Wir müssen uns einen anderen suchen.«
    Trittsicher wie eine Ziege wanderte er auf dem Sims entlang. Hier war er in seinem Element. Zwerge fielen nirgends herunter - es sei denn, jemand schubste sie. Juliet folgte ihm vorsichtig. Nicht einmal Madame Kos Akademie hatte sie auf so etwas vorbereiten können.
    Nach einer Weile fand Mulch ein geeignetes Fenster. »Okay«, erklang seine Stimme knisternd in Juliets Ohrlautsprecher. »Hier ist ein Sensor mit einer kaputten Batterie.« Sein Barthaar tastete die Scheibe ab. »Ich spüre keine Vibrationen, also kein Strom und keine Stimmen. Scheint sicher zu sein.«
    Mulch träufelte ein paar Tropfen Steinpolitur auf das gehärtete Glas der Fensterscheibe. Sie verflüssigte augenblicklich das Glas und hinterließ eine zähe Pfütze auf dem Teppich. Mit etwas Glück würde das Loch erst am nächsten Morgen entdeckt.
    »Puh«, stöhnte Juliet. »Das stinkt ja fast so schlimm wie Sie.«
    Mulch ignorierte die Beleidigung und beeilte sich, in die Sicherheit des Raums zu kommen. Er sah auf den Mondmeter in seinem Visier. »Vier Uhr zwanzig, Menschenzeit. Wir sind spät dran. Nichts wie weiter.«
    Juliet sprang durch das Loch in der Fensterscheibe.
    »Typisch Oberirdische«, sagte Mulch. »Dieser Spiro legt Millionen für sein Sicherheitssystem hin, und das Ganze funktioniert nicht, weil eine Batterie kaputt ist.«
    Juliet zog eine Neutrino 2000, klappte die Sicherungskappe hoch und drückte auf den Impulsgeber. Das Lämpchen wechselte von Grün auf Rot. »Noch sind wir nicht drin«, meinte sie und ging auf die Tür zu.
    »Halt!«, zischte Mulch und packte sie am Arm. »Die Kamera!«
    Juliet erstarrte. Die hatte sie völlig vergessen. Kaum eine Minute waren sie in dem Gebäude, und schon machte sie den ersten Fehler. Konzentrier dich, Mädchen, konzentrier dich.
    Mulch richtete sein Visier auf die eingebaute Überwachungskamera. Der Ionenfilter des Helms bildete ihren Erfassungsbereich

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