Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
Endes jedoch gelang es Juliet entgegen aller Wahrscheinlichkeit, die Sauerstoffflaschen auszutauschen.
    »Vorwärts marsch!«, sagte Mulch, um einen militärischen Tonfall bemüht. »Ich wiederhole: Bei der dringlichkeitsstufigen Geheimmission ist eine Vorwärtslage eingetreten.«
    Holly schaltete den Funk ab, als der Zwerg in Gekicher ausbrach. Foaly konnte sich ja jederzeit bei ihr melden, sollte eine Krisensituation eintreten.
    Unter ihr ragte die Spiro Needle hinauf ins All wie eine überdimensionale Rakete. Die unteren Geschosse waren von tief hängenden Nebelschwaden verdeckt, was die Illusion noch verstärkte. Holly schaltete ihre Flügel auf Sinkflug und schwebte langsam hinunter auf den Landeplatz. Sie rief die Videodatei von Artemis' Eintritt in das Gebäude auf ihren Visierbildschirm und schaltete an der Stelle auf Zeitlupe, wo Spiro den Zugangscode für die Dachtür eingab.
    »Danke, Spiro«, sagte sie, unwillkürlich grinsend, und drückte die Tasten.
    Die Tür glitt auf geölten Laufrollen zur Seite. Entlang der Treppe flackerte die Nachtbeleuchtung. Alle fünf Meter hing eine Kamera. Keine toten Winkel. Doch das kümmerte Holly nicht, da die Kameras der Menschen eine Elfe mit Sichtschild nicht wahrnehmen konnten, es sei denn, sie arbeiteten mit einer extrem hohen Bildfrequenz. Und selbst in dem Fall musste man die Aufzeichnung per Standbild verfolgen, um den Unterirdischen erkennen zu können. Und das war bisher nur einem einzigen Menschenwesen gelungen. Einem Iren, der zu dem Zeitpunkt zwölf Jahre alt gewesen war.
    Während Holly die Treppe hinunterschwebte, aktivierte sie den Argon-Laserfilter in ihrem Visier. Schließlich konnte das gesamte Gebäude von Laserschranken durchzogen sein, und ohne Laserfilter würde sie es erst bemerken, wenn sie einen Alarm auslöste. Selbst eine Elfe mit Sichtschild hat noch genug Masse, um die Verbindung eines Laserstrahls zu seinem Sensor zu unterbrechen, und sei es nur für eine Tausendstelsekunde, es sei denn, ihr Körper hatte dieselbe Temperatur wie der Raum. Hollys Blickfeld verfärbte sich trüb-violett, aber es waren keine Strahlen zu sehen - was sich garantiert ändern würde, wenn sie erst zum Tresorraum kamen.
    Holly flog weiter bis zu den Aufzugtüren aus mattiertem Stahl.
    »Artemis ist im 84. Stock«, meldete sich Foaly, »der Tresorraum im 85. und Spiros Penthouse im 86., wo du dich jetzt befindest.«
    »Woraus bestehen die Wände?«
    »Laut Spektrometer größtenteils aus Gips und Holz, jedenfalls die Zwischenwände. Nur die wichtigen Räume sind von gepanzertem Stahl umgeben.«
    »Lass mich raten: Artemis' Zimmer, der Tresorraum und Spiros Penthouse.«
    »Volltreffer, Captain. Aber kein Grund zur Verzweiflung. Ich habe den kürzesten Weg aufgezeichnet und maile ihn dir gerade rüber.«
    Holly wartete einen Moment, bis ein kleines Federsymbol in der Ecke ihres Visiers aufblinkte, das Zeichen, dass sie eine Mail bekommen hatte.
    »Datei öffnen«, sagte sie in ihr Helmmikro. Ein Raster aus grünen Linien legte sich über ihr normales Blickfeld. Ihr Weg war als dicke rote Linie eingezeichnet.
    »Immer dem Laser nach, Holly. Das ist idiotensicher. Was nicht als Beleidigung gemeint ist.«
    »Habe ich auch nicht so verstanden. Aber falls es nicht funktioniert, werde ich so beleidigt sein, dass dir die Karotten im Hals stecken bleiben.«
    Der rote Laser führte sie direkt in den Aufzugsschacht. Holly schwebte in den Metallkasten und hinunter in den 85. Stock. Von dort führte sie der Laser einen Flur entlang.
    Sie drückte die Türklinke eines Büros zu ihrer Linken. Abgeschlossen. Nicht weiter verwunderlich.
    »Ich muss den Sichtschild abschalten, um das Schloss zu knacken. Bist du sicher, dass mein Bewegungsmuster aus den Videoaufzeichnungen gelöscht ist?«
    »Natürlich«, antwortete Foaly.
    Holly konnte seine kindische Schmollmiene förmlich vor sich sehen. Sie schaltete den Sichtschild ab und nahm das Omnitool von ihrem Gürtel. Der Sensor des Werkzeugs sendete automatisch eine Röntgenaufnahme des Schlosses an den Chip des Tools, der dann das passende Element auswählte. Er übernahm sogar das Drehen. Natürlich funktionierte das Omnitool nur bei Schlössern mit Schlüsselloch, wie die Oberirdischen sie trotz aller Unzuverlässigkeit noch immer verwendeten.
    Kaum fünf Sekunden später war die Tür offen. »Fünf Sekunden«, fluchte Holly bei sich. »Mist. Das Ding braucht eine neue Batterie.«
    Die rote Linie in ihrem Visier führte in die Mitte

Weitere Kostenlose Bücher