Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
Spiros linkes Augenlid an. Ihre Helmkamera tastete seine Netzhaut ab und speicherte die Informationen auf einem Chip. Es würde ein Kinderspiel sein, die Daten in den Scanner des Tresorraums zu projizieren und den Sicherheitscomputer zu überlisten.
    Die Sache mit dem Daumen würde allerdings nicht so einfach sein. Da der Abtaster mit Gel arbeitete, überprüfte er mit winzigen Sensoren jede einzelne Riffel und Windung von Spiros Daumen. Eine zweidimensionale Projektion reichte dafür nicht. Artemis hatte die Idee gehabt, ein Stück Chamäleonlatex zu nehmen, das zu jeder Erste-Hilfe-Ausrüstung der ZUP gehörte - derselbe Latex, mit dem das Mikro an seinem Hals befestigt war. Sie brauchten ihn nur für einen Moment auf Spiros Daumen zu drücken, dann hatten sie einen exakten Abdruck. Holly löste die Rolle von ihrem Gurt und riss ein zehn Zentimeter langes Stück ab.
    »Es wird nicht funktionieren«, sagte Artemis.
    Holly schwante Böses. Das war es. Das, was Artemis ihr verschwiegen hatte. »Was wird nicht funktionieren?«
    »Das mit dem Chamäleonlatex. Der Scanner wird den Abdruck nicht akzeptieren.«
    Holly kletterte von dem Futon. »Für Spielchen habe ich jetzt keine Zeit, Artemis. Wir haben dafür keine Zeit. Der Chamäleonlatex wird eine perfekte Kopie machen, bis auf das letzte Molekül.«
    Artemis sah zu Boden. »Ja, eine perfekte Kopie, aber verkehrt herum. Wie das Negativ eines Fotos. Erhebungen, wo Vertiefungen sein sollten.«
    » D'Arvit! «, fluchte Holly. Der Menschenjunge hatte Recht. Natürlich. Der Scanner würde den Latexabdruck als einen vollkommen anderen Daumen interpretieren. Ihre Wangen hinter dem Visier begannen zu glühen. »Du wusstest es, Fowl. Du wusstest es die ganze Zeit.«
    Artemis machte sich nicht die Mühe, es zu leugnen. »Ich bin überrascht, dass außer mir niemand darüber gestolpert ist.«
    »Warum hast es du dann nicht eher gesagt?«
    Artemis ging um das Bett herum und ergriff Spiros rechte Hand. »Weil sich der Abtaster nicht überlisten lässt. Er muss den echten Daumen sehen.«
    Holly schnaubte. »Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Ihn abschneiden und mitnehmen?« Artemis' Schweigen war Antwort genug. »Was? Du willst, dass ich ihm den Daumen abschneide? Hast du sie noch alle?«
    Artemis wartete geduldig, bis der Ausbruch vorüber war. »Hören Sie zu, Captain. Es wäre ja nur eine vorübergehende Maßnahme. Der Daumen kann doch wieder angesetzt werden, oder?«
    Holly rang die Hände. »Halt den Mund, Artemis. Ich will kein Wort mehr hören. Und ich habe geglaubt, du hättest dich geändert. Der Commander hatte Recht. Die menschliche Natur lässt sich nicht verändern.«
    »Vier Minuten«, drängte Artemis. »Wir haben vier Minuten, um den Tresorraum zu knacken und zu verschwinden. Spiro wird gar nichts davon mitbekommen.«
    Holly hatte das Gefühl, als ob ihr der Kopf im Helm platzte. »Artemis, ich leg dich um. Ich mein's ernst.«
    »Denken Sie nach, Holly. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als zu lügen. Hätten Sie eingewilligt, wenn ich es Ihnen eher gesagt hätte?«
    »Nein. Und ich tue es jetzt genauso wenig!«
    Artemis' Gesicht schimmerte so bleich wie die Wände. »Sie müssen, Captain. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    Holly wedelte Artemis mit der Hand beiseite wie eine lästige Fliege und sprach in ihr Helmmikro. »Foaly, hast du diesen Irrsinn mitgekriegt?«
    »Ja. Es klingt irrsinnig, Holly, aber wenn du diesen Würfel nicht zurückholst, könnte es sein, dass wir sehr viel mehr verlieren als nur einen Finger.«
    »Ich glaube, ich spinne! Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Foaly? Ich darf gar nicht über die juristischen Folgen nachdenken, die das haben kann.«
    Der Zentaur kicherte. »Juristische Folgen? Für solche Sorgen ist es ein bisschen spät, Captain. Das hier ist eine geheime Operation. Keine Aufzeichnungen, keine Genehmigungen. Falls das rauskommt, sind wir alle unseren Job los. Ein Daumen mehr oder weniger macht da keinen Unterschied.«
    Holly schaltete die Klimaanlage ihres Helms ein und richtete einen kühlen Luftstrom auf ihre Stirn. »Bist du sicher, dass wir das schaffen, Artemis?«
    Artemis ging im Kopf noch einmal alles durch. »Ja, bin ich. Außerdem bleibt uns gar nichts anderes übrig, als es zu versuchen.«
    Holly ging zur anderen Seite des Futons. »Ich kann nicht glauben, dass ich das überhaupt in Erwägung ziehe.« Sanft nahm sie Spiros Hand. Er rührte sich nicht, murmelte nicht einmal im Traum. Hinter den Lidern

Weitere Kostenlose Bücher