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Der Geheimcode

Der Geheimcode

Titel: Der Geheimcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Tür und öffnete sie einen Spalt. Der Flur lag leer und still da, abgesehen vom Summen der Überwachungskameras und dem Sirren der Neonbeleuchtung. Ein schmaler Streifen in Hollys Visier zeigte winzige, transparente Bildausschnitte von Spiros Kamerasystem. Sechs Wachmänner drehten in diesem Stock ihre Runden.
    Holly schloss die Tür wieder. »Okay. Machen wir uns auf den Weg. Wir müssen vor dem Wachwechsel bei Spiro sein.«
    Artemis breitete den Teppich über das Loch im Boden. »Wissen Sie, wo seine Wohnung ist?«
    »Genau über uns. Wir müssen rauf und seine Netzhaut und seinen Daumen einscannen.«
    Über Artemis' Gesicht zuckte ein seltsamer Ausdruck. Nur für eine Sekunde. »Ach ja, die Scans. Je eher, desto besser.«
    Holly hatte diesen Ausdruck bei dem Jungen noch nie gesehen. Es schien fast, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Konnte das sein? »Verheimlichst du mir etwas?«, fragte sie ihn.
    Sofort verschwand der Ausdruck, und Artemis' Gesicht zeigte wieder den gewohnten Gleichmut. »Nein, Captain Short, warum sollte ich? Und glauben Sie wirklich, dass jetzt der richtige Moment für ein Verhör ist?«
    Holly hob warnend den Zeigefinger. »Artemis, wenn du mit mir irgendwelche Spielchen treibst, mitten in einem Einsatz, dann werde ich das nicht so schnell vergessen.«
    »Keine Sorge«, erwiderte Artemis spöttisch. »Ich schon.«
     
    * * *
     
    Spiros Wohnung lag, nur durch ein Stockwerk getrennt, direkt oberhalb von Artemis' Zelle, da es sinnvoll gewesen war, die gepanzerten Räume im gleichen Gebäudeabschnitt einzurichten. Dummerweise gefiel Spiro der Gedanke nicht, dass andere ihn beobachten könnten, und so gab es in seinem Bereich keine Kameras.
    »Typisch«, grummelte Foaly. »Machtgierige Intriganten versuchen immer, ihre schmutzigen Geheimnisse vor anderen zu verbergen.«
    »Du bist bloß sauer, weil er dich ausgetrickst hat«, entgegnete Holly und richtete ihren konzentrierten Neutrino-Strahl auf die Decke.
    Die eingezogene Zwischendecke schmolz wie Eis auf einer Herdplatte und legte den darüber liegenden Stahl frei. Glühende Metalltropfen fraßen sich in den Teppich, als der Laser durch die Decke schnitt. Sobald das Loch groß genug war, schaltete Holly den Strahl ab und hielt ihre Helmkamera in die Öffnung. Der Monitor blieb schwarz.
    »Infrarotfilter aktivieren.« Jetzt war eine Stange zu sehen, von der Anzüge herabbaumelten, vermutlich weiß.
    »Ein Schrank. Wir sind in seinem Schrank.«
    »Wunderbar«, sagte Foaly. »Schick Spiro ins Land der Träume.«
    »Da ist er längst. Es ist mitten in der Nacht.«
    »Nun, dann sorg dafür, dass er nicht aufwacht.«
    Holly befestigte die Helmkamera wieder in ihrer Halterung. Dann nahm sie eine silberne Kapsel von ihrem Gürtel und schob sie durch die Deckenöffnung.
    Foaly kommentierte das Ganze für Artemis. »Das Ding ist ein Sleeper Deeper, falls es Sie interessiert.«
    »Arbeitet er mit Gas?«
    »Nein, mit Gehirnströmen.«
    Artemis' Neugier war geweckt. »Erzählen Sie.«
    »Im Prinzip liest er Gehirnströme und reproduziert sie. Jeder, der sich im Wirkungsbereich befindet, bleibt in dem Zustand, in dem er gerade ist, bis die Kapsel sich auflöst.«
    »Hinterlässt der Sleeper Deeper irgendwelche Spuren?«
    »Nein. Und Nachwirkungen auch nicht. Egal, was die ZUP mir zahlt, es ist nicht genug.«
    Holly wartete, bis auf ihrer Helmuhr genau eine Minute vergangen war.
    »Okay, er ist ausgeschaltet, sofern er nicht wach war, als ich den Sleeper Deeper aktiviert habe. Dann mal los.«
    Spiros Schlafzimmer war genauso weiß wie seine Anzüge, abgesehen von dem verkohlten Loch im Boden. Holly und Artemis landeten in einem begehbaren Kleiderschrank mit weißem Plüschteppich und Schiebetüren aus Weißholz. Dahinter lag ein Raum, der in der Dunkelheit zu leuchten schien. Futuristische Möbel, natürlich ebenfalls in Weiß, weiße Lampen und weiße Vorhänge.
    Holly hielt einen Moment inne, um ein großes Bild zu betrachten, das an der Wand hing. »Das darf doch wohl nicht wahr sein«, stöhnte sie. Das Bild war in Öl gemalt, vollkommen weiß und mit einem Messingschild versehen: Schneegeist .
    Spiro lag in der Mitte eines riesigen Futons, verloren in den Dünen seines seidenen Bettzeugs. Holly schlug die Decke zurück und drehte Spiro auf den Rücken. Sogar im Schlaf wirkte das Gesicht des Mannes bösartig, als wären seine Träume genauso schändlich wie seine Gedanken im Wachzustand.
    »Reizender Kerl«, sagte Holly und hob mit ihrem Daumen

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