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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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gereicht. Dann sprach Elia als Hausherr in aufgerichteter Haltung den vertrauten Segensspruch über alle Speisen, insbesondere jedoch das Brot, das zu keiner Mahlzeit fehlen durfte: »Gepriesen sei der Herr, der König der Welt, der Brot aus der Erde hervorgehen lässt!«
    Alle antworteten mit einem bekräftigenden »Amen!«.
    Elia nahm eines der Brote, brach es und gab jedem ein Stück und löffelte 50 mit seinem Stück etwas aus einer der aufgetragenen Schalen. Damit war das Festmahl eröffnet, und die Männer griffen nach Herzenslust zu, während das Gespräch ungezwungen und fröhlich über Gott und die Welt und so manche Belanglosigkeit dahinfloss.
    Jona horchte auf, als der Dicke mit dem Spitznamen Parosch plötzlich beiläufig fragte: »Habt auch ihr schon von diesem Nazoräer gehört, der durch Galiläa zieht und recht ungewöhnliche Reden hält, von den Wundertaten, die er angeblich vollbringt, ganz zu schweigen?«
    Elia nickte. »Oh ja, eine ganze Menge sogar! Der Mann heißt Jesus und muss wohl ein begnadeter Prediger sein, wie mir zu Ohren gekommen ist. Erstaunliche Dinge, die er lehrt! Überall spricht man von ihm und er soll schon zum Missfallen unserer Pharisäer und Priester eine enorme Anhängerschaft um sich geschart haben. Von dem werden wir noch mehr hören, das habe ich im Gefühl. Und der gleichen Meinung waren auch meine Reisebegleiter.«
    Parosch machte ein nachdenkliches Gesicht. »Na, ich weiß nicht, ob ich sehr darauf erpicht bin, dass diesem Burschen noch mehr Leute nachlaufen. Man sagt, er habe nicht die geringsten Hemmungen, mit Sündern jeder Art an einem Tisch zu sitzen, sogar mit Dirnen und Zöllnern, und mit ihnen fröhliche Feste zu feiern. Nicht gerade das, was ich mir unter einem frommen Mann vorstelle, wenn ihr versteht, was ich meine.«
    »Wir sollten nicht so schnell den Stab über diesen Jesus von Nazareth brechen«, sagte da einer der anderen Gäste, der auf den Namen Nabajot hörte und von stattlicher, schlanker Gestalt war. »Ich jedenfalls habe nur Dinge über ihn gehört, die mir Hochachtung abverlangen, ja mich zum Nachdenken über die Schriftauslegung so manches hochgeachteten Schriftgelehrten veranlasst.«
    »Und was sollte das sein?«, wollte Parosch mit vollem Mund wissen und spülte mit einem kräftigen Schluck Wein nach.
    »Gewiss, er vertritt eine recht radikale Lehre«, räumte Nabajot ein. »Aber wenn man das, was er lehrt, einmal ganz nüchtern und ohne Vorurteile durchdenkt, dann lehrt er eigentlich gar nichts Neues, sondern nur eine... wie soll ich sagen, ja eine von allem Beiwerk entschlackte Version unseres mosaischen Gesetzes. Er holt die Essenz hervor, so wie wir aus großen Bottichen voll Oliven das Kostbarste herauspressen und als unser bestes Öl anpreisen. Ich denke da etwa an seine Aufforderung ›Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‹.«
    »Nicht sehr originell, wenn du mir diese Bemerkung verzeihst, mein lieber Nabajot!«, warf Parosch ein.
    Nabajot lächelte. »Sie ist zweifellos nichts Originelles, aber in Verbindung mit dem Aufruf, auch seine Feinde zu lieben und für sie zu beten, bekommt seine Version eine völlig neue Dimension, wenn du mich fragst. Oder denkt nur daran, wie er die zehn Gebote auslegt. Da muss man sich schon gehörig die Augen waschen, um darin noch die uns allen bekannte alte Fassung wiederzufinden.«
    »Nabajot hat Recht«, meldete sich nun der dritte Mann namens Gideon zu Wort, der in Getsemani außerhalb der Stadtmauern einen großen Olivenhain und eine Ölkelter besaß, wie Jona im Laufe des Gespräches erfahren hatte. »Mich beeindruckt die Lehre dieses Nazoräers auch, wie ich eingestehen muss. Da ist vieles, was des Überdenkens lohnt und sich recht wohltuend von der starren Gesetzmäßigkeit unserer Priester abhebt. Seine Lehre ist wie ein frischer, um nicht zu sagen eisiger Wind, der einen aus der gewohnten Trägheit wach rüttelt. Obgleich ich zugeben muss, dass sie einen reichlich hohen Anspruch an denjenigen stellt, der sie befolgen will. Mit unserem gewohnten frommen Trott kommt man dann nicht weit.«
    Parosch runzelte die Stirn. »Du hast gerade von eisigem Wind gesprochen. Das scheint mir das treffende Bild für das zu sein, was diesen Nazoräer vonseiten unserer Priesterschaft erwartet, sollte er je die Kühnheit besitzen, seinen Fuß in diese Stadt zu setzen und auch hier seine... Lehre... zu verkünden!« Fast gleichzeitig mit dem abfällig betonten Wort »Lehre« spuckte er einen Olivenkern in seine

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