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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Hand.
    Elia griff wieder in das Gespräch ein und lenkte es geschickt in weniger kontroverse Bahnen, und niemandem der Anwesenden schien das Thema bedeutend genug, um noch einmal darauf zurückzukommen.
    Als sie von den köstlichen Speisen alle mehr als genug gegessen hatten und das Hauptmahl sein Ende fand, überraschte Elia Jona mit der Aufforderung: »Warum sprichst nicht du das Dankgebet, Jona? Ich denke, das wäre diesem Abend angemessen.«
    Jona wurde verlegen. Es galt als ganz besondere Auszeichnung, im Haus des Gastgebers nach dem Hauptmahl das Dankgebet sprechen zu dürfen. Doch er fasste sich schnell, richtete sich von seinem Liegepolster auf, nahm seinen Weinbecher, hielt ihn in die Höhe und dankte mit zuerst etwas stockenden, rasch aber flüssigen Worten für die Speisen, die sie zu sich genommen hatten. Dann pries er, wie es Brauch war, Gott für seine großen Heilstaten, die er für das Volk Israel vollbracht hatte, schloss die Fürbitte für die Armen an und lobte zum Abschluss den Einen und Ewigen als den treuen Hirten und König Israels.
    Elia und die anderen Gäste nickten anerkennend. Parosch hatte sogar einen verblüfften Ausdruck auf dem schon vom Wein geröteten Gesicht, hatte er wohl nicht damit gerechnet, dass ein einfacher Mann wie Jona sich in so wohlgesetzten Worten auszudrücken verstand.
    Alle erhoben sich, um sich zu strecken, sich kurz die Beine zu vertreten oder einem drängenden menschlichen Bedürfnis Erleichterung zu verschaffen, während die Dienerschaft ins Zimmer eilte und hastig die Tische abdeckte, säuberte und jeden Brocken Brot auflas, der so groß wie eine Olive oder von größerem Umfang war. Denn im Haus eines vornehmen Mannes wie Elia ben Eljasaf wurden nach dem Hauptessen vielerlei Süßigkeiten, Kuchen, geröstete Körner und vor allem Wein in Fülle aufgetischt.
    Elia fasste Jona an der Schulter und führte ihn aus dem Raum. »Du wirst verzeihen, wenn ich dich bitte, uns jetzt für einige Minuten allein zu lassen«, sagte er leise, führte ihn durch einen Gang zu einer Tür und öffnete sie. Jona sah, dass sie in den Garten hinausging. »Ich habe mit den dreien noch einige geschäftliche Dinge zu besprechen. Es wird nicht lange dauern. Es macht dir doch hoffentlich nichts aus, dir für die kurze Zeit im Garten ein wenig frische Luft um die Nase wehen zu lassen.«
    »Natürlich nicht!«, versicherte Jona, der ein wenig frische Luft nach dem vielen schweren Wein sogar gut vertragen konnte.
    »Gut. Ich schicke dir dann meinen Diener, wenn es Zeit für die Nachspeisen und meinen besten Wein ist! Es gibt einen exzellenten griechischen Roten, den ich von meiner Reise mitgebracht habe. Der Parosch wird Augen machen!«, sagte Elia mit einem vergnügten Auflachen, nickte ihm noch freundlich zu und schloss die Tür hinter ihm.
    Jona hatte geglaubt, sich im schwachen Licht des Mondes im Garten ergehen zu müssen, sah jedoch mit Bewunderung, dass viele Öllampen längs der marmornen Plattenwege, die sich durch die herrliche Anlage wanden, mit ruhiger Flamme brannten und ihr warmes Licht auf die blühenden Büsche, kunstvoll geschnittenen Zypressen und Blumenbeete warfen. Ein wenig benommen von all dem, was er in den vergangenen Stunden im Haus des Kaufmanns hatte erleben dürfen, schritt er langsam durch einen mit Rosenpflanzen überrankten Laubengang auf den Brunnen zu, der das Zentrum des Gartens bildete und wo aus dem Maul eines aus dem Becken aufragenden Delphins Wasser strömte.
    Was für ein Luxus!, dachte er, überwältigt von der ihn umgebenden Schönheit, und verharrte vor dem Kunstwerk.
    In diesem Moment hörte er an der anderen, oberen Ecke des Wohnhauses leise eine Tür klappen. Und Schritte näherten sich ihm von dort auf einem der Seitenwege.
    Augenblicklich schlug ihm das Herz bis in den Hals hinauf. Aufgeregt und von der Ahnung erfüllt, wer da über den Weg kam, fuhr er herum und versuchte, die nächtlichen Schatten mit seinen Augen zu durchdringen.
    Und sie war es wirklich! Tamar tauchte hinter der von Sträuchern bestandenen Biegung des Seitenweges auf, einen Wasserkrug in der Hand, als wollte sie zu dieser späten Stunde noch Blumenbeete tränken.
    »Tamar!«, flüsterte er und konnte sein Glück kaum fassen. »Wie sehr habe ich gehofft, dich heute wenigstens ganz kurz zu sehen! Und nun stehst du vor mir!«
    Mit einem scheuen Lächeln trat sie zu ihm an den Brunnen und stellte den Krug auf dem breiten Rand ab. »Hast du das Festmahl genossen, das Elia dir zu

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