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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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woher er kommt, weiß ich nicht. Wir haben uns auf der Landstraße vom Jordan hoch nach Galiläa getroffen und einige Zeit miteinander verbracht. Er hat sich dann dem Nazoräer angeschlossen, während ich mich hier und da als Tagelöhner durchgeschlagen habe.«
    Mit dieser Auskunft schien Kaiphas zu Jonas Erleichterung zufrieden zu sein, denn er nickte. »Gut, dann berichte mir, wo ihr den Nazoräer getroffen habt, und vor allem, was dieser Jesus gelehrt hat!«, forderte ihn der mächtige Mann auf. »Und streng dich an, dich so gut wie nur möglich an seine Worte zu erinnern!«
    »Ich würde es nicht wagen, dir etwas zu verschweigen, Hoherpriester!«, beteuerte Jona. »Aber ich habe damals nicht wissen können, dass es einmal wichtig sein würde, mich an alles genau zu erinnern. Ich hatte ganz andere Sorgen. Verzeih mir also, Herr, wenn mir so manches von den Reden des Nazoräers nur noch sehr vage im Gedächtnis geblieben ist!«
    »Wir werden ja sehen, wie gut dein Erinnerungsvermögen ist!« Die Andeutung einer Drohung schwang in seinen Worten mit. »Und nun erzähl!«
    Jona berichtete mit stockender Stimme vom Auftreten des Nazoräers in der Synagoge von Kapernaum, wobei er dessen Schriftauslegung recht genau wiedergab, weil er sie nicht für einen Stein des Anstoßes hielt. Was war auch daran auszusetzen, dass Jesus eine höhere Moral einforderte, als die Schrift gemeinhin von einem Juden verlangte? Auch die Austreibung des Dämonen gab er getreu wieder, unterschlug in diesem Zusammenhang jedoch einen Großteil des Wortwechsels, den Jesus sich mit den beiden Schriftgelehrten geliefert hatte. Notfalls konnte er sich immer noch damit herausreden, dass er doch weit hinten gesessen habe und in dem allgemeinen Tumult das meiste davon nicht habe verstehen können. Ähnlich verfuhr er auch mit dem Wunder der Fisch- und Brotvermehrung auf dem freien Feld hinter Betsaida. Da redete er sich damit heraus, dass er dort erst spät eingetroffen sei und deshalb in der Menge von wohl gut fünftausend Menschen weit hinten gestanden und nur einen Teil von der Predigt des Nazoräers mitbekommen habe. Das erlaubte es ihm, die provokante Auslegung der strengen jüdischen Speisevorschriften unter den Tisch fallen zu lassen. Denn dass gar nichts Unreines in einen Menschen hineingelangen könne und er daher auch all das essen dürfe, was der Schrift nach als verboten galt, daran würde ein Mann wie Kaiphas sicherlich erheblichen Anstoß nehmen.
    Der Hohepriester unterbrach ihn nicht einmal mit einer Zwischenfrage, sondern ließ ihn reden und blickte gelegentlich auf die vor ihm ausgebreiteten Schriftstücke.
    »Das ist alles, woran ich mich erinnern kann«, sagte Jona zum Schluss und fühlte sich so erschöpft, als hätte er eine außerordentliche körperliche Anstrengung hinter sich. »Ich habe David danach aus den Augen verloren, weil ich ja dann nach Jerusalem gegangen bin.«
    »So«, sagte Kaiphas nur, und sein Gesicht gab keinen Hinweis darauf, ob er mit dem Bericht zufrieden war oder nicht. Er griff zu einem kleinen Holzstab und schlug ein schmales, handlanges Bronzerohr an, das in einer Aufhängung auf seinem Schreibtisch stand. Ein heller Ton erklang und schwebte durch den Raum.
    Augenblicklich öffnete sich eine schmale Seitentür, die gegenüber von der Tür lag, durch die Jona in das Zimmer gelangt war, und ein schmalbrüstiger Mann mit tiefdunkler Haut trat ein. Jona nahm an, dass er aus dem fernen Ägypten kam. Er verbeugte sich und fragte leise: »Herr?«
    »Nimm deinen Platz hinter deinem Schreibpult ein, Hasufa!«, forderte Kaiphas ihn auf. »Und notiere getreulich, was dieser Mann gleich erzählen wird.«
    Beklommen verfolgte Jona, wie der Schreiber des Hohenpriesters hinter ein Schreibpult trat, das Jona erst jetzt wahrnahm, und aus einer Lade unter der schräg geneigten Schreibfläche alles herausholte, was er für seine Aufgabe benötigte.
    »So, und jetzt noch einmal alles von vorn, Jona!«, sagte Kaiphas. »Und rede langsam und mache Pausen nach deinen Sätzen. Hasufa versteht sich zwar bestens auf die schnelle Schrift, aber eine Feder braucht doch länger, als eine Zunge reden kann.«
    Jona nahm all seine Konzentration zusammen, um ein zweites Mal seine Geschichte zu erzählen, ohne sich dabei in Widersprüche zu verwickeln. Dass er langsam reden und auch Pausen machen sollte, half ihm. Derweil kratzte die Feder des Schreibers flink über die Papyrusblätter.
    Als Jona seinen Bericht beendet hatte und sich

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