Der geheime Auftrag des Jona von Judaea
war.
Entsetzen ob dieser ungeheuerlichen Drohung erfasste Jona. Doch es folgte schon im nächsten Moment eine weitere.
»Und was diesen samaritischen Bastard, dieses junge Ding namens...«, Kaiphas beugte sich vor und warf einen schnellen Blick auf eines seiner Schriftstücke, »... namens Tamar betrifft, so dürfte dir sicherlich ebenso daran gelegen sein, dass kein Unheil über sie kommt, nicht wahr? Denn den Erkundigungen nach, die meine Leute eingezogen haben, seid ihr einander so gut wie versprochen. Wirklich eine Schande, wenn daraus nichts wird, nur weil du dich störrisch zeigst. Es täte diesem Bastard gut, wenn du die Gelegenheit bekämest, sie zu einer einigermaßen ehrbaren Frau zu machen. Aber das liegt ganz in deinen Händen!«
Jona schnürte es das Herz zusammen. Kaiphas drohte ihm, seinen Herrn zu ruinieren und ihm Tamar zu nehmen, wenn er sich seinem Willen nicht beugte!
Kaiphas lehnte sich mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen in seinen hohen Stuhl zurück. »So, und jetzt sag mir noch einmal, wie du zu meinem Auftrag stehst! Wirst du tun, was ich von dir verlange?«
Jona würgte. Dann kam ein ersticktes »Ja, Hoherpriester!« über seine Lippen. Welche andere Wahl blieb ihm denn auch? Sollte er sich vielleicht Berechjas Willkür überlassen und seinen Herrn sowie Tamar ins Unglück stürzen?
»Gut, dann verstehen wir uns ja!«, sagte Kaiphas zufrieden. »Ich werde Hasufa Bescheid geben, dass er alles Notwendige für dich zusammenstellt. Du bleibst für den Rest der Nacht in einer Kammer meiner Dienerschaft und wirst bei Sonnenaufgang mit einer Karawane aufbrechen, die nach Norden zieht. Es ist alles vorbereitet. Ich erwarte dich in drei Wochen zurück. Bis zum Passah-Fest hast du zu erscheinen und mir deinen Bericht abzuliefern! Hast du das verstanden?«
»Ja, Herr!«, krächzte Jona.
»Aber du sollst nicht glauben, dass ich mich für besondere Dienste, die man mir leistet, nicht auch entsprechend erkenntlich zeige.« Er öffnete eine kostbare Schatulle, entnahm ihr einen Beutel und wog ihn vor Jonas Augen demonstrativ in der Hand. »Dreißig Silberstücke! Dieser Geldbeutel gehört dir, wenn du von deiner geheimen Mission zurückkommst und mich mit deinem Bericht zufrieden stellst! Du sollst denselben Lohn bekommen wie der andere.« Er legte den Geldbeutel wieder in die Schatulle zurück und klappte sie zu. »Und was diesen aufgeblasenen Schwätzer Berechja betrifft, so ist diese Sache geregelt. Du hast von ihm nichts mehr zu befürchten. Er wurde ausbezahlt und hat mehr erhalten, als ein Schuldsklave wie du eigentlich wert ist. Hier ist das Schriftstück, das bescheinigt, dass deine Schuld abgetragen ist und du ein freier Mann bist. Du sollst nicht sagen können, ich ließe mich lumpen. Was du an nötigem Reisegeld für die nächsten Wochen brauchst, wird dir Hasufa mit den Schreibsachen aushändigen. Er wird dir auch einige einfache, ältere Gewänder bringen, die einem mittellosen Tagelöhner besser zu Gesicht stehen als das, was du jetzt trägst. Ich denke, das dürfte alles sein, was wir zu bereden haben. Oder hast du noch Fragen?«
»Wa... was sage ich denn meinem Herrn Elia?«, stieß Jona mühsam hervor.
»Nichts wirst du ihm sagen, weil du gar keine Gelegenheit haben wirst, vor deiner morgigen Abreise noch mit ihm zu reden!«, teilte ihm Kaiphas mit. »Meschillemot, mein Vertrauter, wird deinen Herrn morgen davon unterrichten, dass er die nächsten Wochen nicht mit dir rechnen kann, weil man dich mit einem wichtigen Auftrag betraut hat. Er wird es nicht wagen, Auskunft darüber zu verlangen. Und du wirst jedem gegenüber strengstes Stillschweigen über das bewahren, was wir hier besprochen haben und was ich dir aufgetragen habe. Doch wenn du zurückkommst und deinen Auftrag zu meiner Zufriedenheit erfüllt hast, kannst du sicher sein, dass dein Herr dich mit ganz neuem Respekt behandeln und dir sein Mündel bereitwillig in die Ehe geben wird.« Und damit entließ er ihn.
Wie betäubt ließ sich Jona von einem Diener des Hohenpriesters in die Kammer führen, wo er den Rest der Nacht verbringen sollte, bis man ihn im Morgengrauen zu der Karawane brachte. Als die Tür hinter ihm zufiel, sank er, am ganzen Leib zitternd, zu Boden, und seine Angst und seine Verzweiflung überfielen ihn mit einem heftigen Weinkrampf, der kein Ende nehmen wollte.
SIEBTER TEIL
In geheimer Mission
1
A uf dem Dorfplatz, in dessen sandigem Boden die Hufe der Esel, Ochsen und Kamele sowie die
Weitere Kostenlose Bücher