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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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»Aber dennoch sollten wir auch weiterhin sparsam mit unserem Wasser umgehen. Es ist sicherer so.«
    Widerstrebend verschloss Jona den Ziegenschlauch, in dem nur noch erschreckend wenig Wasser gluckerte. Er schätzte, dass dieser Rest noch nicht einmal reichte, um zwei gewöhnliche Trinkbecher zu füllen. Und er wagte nicht, daran zu denken, was ihnen drohte, wenn sie nun doch nicht vor Einbruch der Nacht die Oase am Toten Meer erreichten.
    Aber noch viel weniger wagte Jona zu fragen, ob Timon auch wirklich keinen Zweifel daran hegte, dass sie sich auf dem richtigen Weg nach En-Gedi befanden. Er fürchtete, ein Zögern in Timons Antwort könnte ihm verraten, dass sein Gefährte sich seiner Sache bei weitem nicht so sicher war, wie er vorgab. Nein, bloß keine Zweifel äußern und damit die Bestätigung dessen heraufbeschwören, was er insgeheim fürchtete. Er wollte ihm vertrauen!
    Mit aller Kraft verdrängte er die bange Sorge. »Jetzt verstehe ich, warum man am Jom Kippur 23 einen mit allen Sünden des Volkes beladenen Sündenbock 24 aus Jerusalem hinaus in die Wüste treibt, damit er die Schuld aller in diese entsetzliche Einöde hinausträgt«, murmelte er zerschlagen und mit matter Stimme, während sein Blick über die steinige Wildnis ging. Ihm war, als läge über allem eine lehmig bleierne Farbe. »Die Wüste ist wahrlich der rechte Ort der Strafe und des Fluches!«
    »Aber auch der Offenbarung Gottes«, wandte Timon spontan ein. »In der Wüste am Gottesberg Horeb 25 erschien unser adonaj 26 dem Mose im brennenden Dornenbusch. Und dort schenkte der Allmächtige unserem Volk das Gesetz und schloss mit ihm seinen heiligen Bund. Die Wüstenwanderung war also auch eine Zeit großer Offenbarungen und Wunder!«
    Jona zuckte gleichgültig mit den Achseln. Er hatte in den letzten Tagen mit Timon so manches Gespräch über Gott und die Tora geführt, weil sein Gefährte leidenschaftlich gern über diese Themen redete. Vermutlich hing das mit den Jahren zusammen, die er mit seinem Vater bei den Eiferern von Qumran verbracht hatte. Aber ihm war jetzt nicht nach einer Unterhaltung über die vierzigjährige Wüstenwanderung des Volkes Israel zumute, und schon gar nicht über die Gottesbeweise und Wunder, die in jener Zeit geschehen waren.
    »Wie wär’s denn jetzt mit einem kleinen Wunder?«, entfuhr es ihm unwillkürlich mit bissigem Spott, der gegen seinen Willen seine Ängste erkennen ließ. »Gott muss ja nicht gleich aus einem brennenden Dornenbusch zu uns sprechen. Ich wäre schon zufrieden, wenn möglichst schnell das Tote Meer irgendwo vor uns auftaucht. Und wenn wir dann auch noch diese Oase finden, wird mir das für lange Zeit als Offenbarung vollauf genügen!«
    Timon rang sich ein schwaches Lächeln ab. »Ich weiß, du hast deine Zweifel, ob ich dich auch auf dem richtigen Weg führe. Aber du kannst unbesorgt sein. In manchen Dingen habe ich ein besonders gutes Gedächtnis. Und dazu gehört, dass ich einen Weg, den ich einmal gegangen bin, nicht vergesse. Du wirst die Palmen von En-Gedi sehen, bevor die Dämmerung hereinbricht!«, versicherte er, erhob sich und streckte ihm die Hand hin: »Also, hoch mit dir! Bringen wir die restliche Wegstrecke hinter uns!«
    Jona ergriff die Hand und ließ sich von ihm auf die müden Beine helfen. »In einem hast du jedenfalls ganz sicherlich Recht«, sagte er versöhnlich, bereute er doch seinen bissigen Ton und die Zweifel an Timons kundiger Führung, die in seinen Worten recht deutlich mitgeschwungen hatten.
    »Und das wäre?«
    »Wen immer Berechja auf uns angesetzt hat, er wird nicht auf die verrückte Idee kommen, uns in dieser elenden und brütend heißen Steinwüste zu vermuten!«
    Sie machten sich wieder auf den mühseligen Weg, kämpften sich den schrundigen Berghang hinauf und stolperten ihn auf der anderen Seite hinunter. Das bergige Land wurde nackter und wilder, je weiter sie nach Osten vordrangen.
    Jona fragte sich mehr als einmal, woran sich Timon bei der Wahl ihres Weges bloß orientierte. Denn einen sichtbaren Pfad gab es nicht. Nicht einmal wenn man angestrengt danach suchte. Ihm schien, als weigerte sich die steinige Wüste, auch nur flüchtige Spuren des Menschen zu dulden. Eine der wenigen Ausnahmen war der längliche Haufen kniehoch aufeinander gehäufter Steine, auf den sie eine Stunde nach ihrer kurzen Rast stießen und der das Grabmal eines Unglücklichen kennzeichnete, der hier zu Tode gekommen war.
    Sie warfen sich nur wortlos einen Blick zu und

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