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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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durch weitere unnütze Worte noch mehr zu reizen. Deshalb nickte er nur stumm, warf ihm noch einen entschuldigenden Blick zu und richtete sich auf.
    Mit nackten Füßen und noch größerer Wachsamkeit setzten sie ihren Abstieg fort. Sie gelangten an einige weitere ähnlich gefährliche Stellen, passierten sie jedoch ohne Zwischenfälle.
    Endlich standen sie am Fuß der Felsklippen - und vor ihnen lag die Oase En-Gedi.

4
    Die Oase En-Gedi erstreckte sich über eine kleine Ebene, die sich auf dem ansonsten schmalen Uferstreifen des Toten Meers gebildet hatte. Die Wand der Felsenberge wich an dieser Stelle ein gutes Stück landeinwärts zurück. Und eine der beiden Quellen, denen die Oase ihre blühende Fruchtbarkeit verdankte, entsprang direkt am Fuß der aufsteigenden Felsen. Das klare Wasser vereinigte sich schon nach kurzem Lauf mit dem der zweiten Quelle zu einem munter fließenden Bach, dessen wundersame Lebenskraft die Bewohner von En-Gedi nach allen Regeln der Bewässerungskunst zu nutzen verstanden. Das kostbare Wasser wurde durch ein verzweigtes System von Kanälen zu den Dattelpalmen, Obstbäumen und Feldern geleitet und sorgte für stets gut gefüllte Zisternen, bevor sich der Rest in den See ergoss und dort den salzigen Tod fand.
    Volle fünf Tage blieben Jona und Timon in der Oase, die ihnen nach der steinigen Trostlosigkeit und Leere der bergigen Wüste wie das Paradies vorkam. Ein Paradies, das unmittelbar am Tor der Hölle lag. Palmen, Weinberge, Feigen- und Granatapfelbäume, hohes Schilf, Zitronen- und Mimosenbäume, Stauden und blühende Büsche aller Art in üppiger Anzahl machten En-Gedi zu einem herrlich schattenreichen, vergleichsweise kühlen und zudem reichhaltig fruchtbringenden Garten inmitten öden, wüsten Landes.
    Sie fanden wie erhofft Arbeit als Tagelöhner. Drei Tage schwitzten sie mit Hacke und Schaufel in einer großen Grube, galt es doch, eine neue Zisterne auszuheben. Am vierten Tag bestand ihre Aufgabe darin, Steine vom Fuß der Felsklippen in die Oase zu schleppen und sie so zuzuhauen, dass sie bei der Auskleidung der Zisternenwände Verwendung finden konnten.
    Es war harte Arbeit, die sie in der Sommerhitze zu leisten hatten, aber die waren sie gewohnt. Sie schätzten sich glücklich, dass sie in En-Gedi nicht auf das erbärmliche und erniedrigende Armenbrot hoffen mussten, das in allen größeren Siedlungen und Städten einmal täglich an der Hauptwache oder einem ähnlichen Ort verteilt wurde, sondern dass sie sogleich als Tagelöhner in Brot und Arbeit kamen und auch noch eine billige Unterkunft im Schuppen ihres Arbeitgebers fanden.
    Zwar fiel ihr Lohn sehr bescheiden aus, aber es blieb davon doch noch genug übrig, um sich für ihren Weitermarsch ausreichend mit Vorräten und einem weiteren Wasserschlauch eindecken zu können. Für besseres Schuhwerk dagegen langte es bei weitem nicht. Timon ließ seine Sandale flicken, und zwei Tage vor ihrem Aufbruch besorgten sie sich zwei kräftige, gut mannshohe Hirtenstäbe, die ihnen in dem vor ihnen liegenden Gelände gute Dienste erweisen würden.
    Am Sabbat ruhte auch in der Oase die Arbeit. Sie besuchten die Synagoge, sprachen die vorgeschriebenen Gebete und genossen für den Rest des Sabbats die Ruhe, wussten sie doch, dass die nächsten Tage beschwerlich werden und ihnen viel Kraft und Schweiß abverlangen würden.
    Am Morgen ihres Aufbruchs schnürten sie schon vor dem ersten schwachen Dämmerlicht ihre Proviantsäcke, füllten ihre Ziegenschläuche mit quellfrischem Wasser und verließen die kühlen Schatten der Oase.
    Jona schauderte unwillkürlich, als die Sonne am Ostufer des Toten Meers hinter den schroffen Bergen aufstieg, ihr Licht auf die glatte, leblos-stille Oberfläche des Sees warf und dann bei ihnen auf dem Westufer die nackten, senkrechten und zerspaltenen Felswände aus der Dunkelheit hob.
    »Keine Sorge, wir müssen da nicht wieder hoch«, sagte Timon, der Jonas Blick und beklommene Miene bemerkt hatte. »Wir können fast die ganze Strecke auf dem schmalen Uferstreifen entlanggehen. Es gibt nur ganz wenige Stellen, wo wir mal ein bisschen klettern und uns landeinwärts halten müssen. Aber dann sind keine steilen Felswände zu bewältigen, sondern nur ein paar Berghänge und Geröllfelder, die ein bisschen mehr Schweiß kosten.«
    Jona wollte ihm nur zu gern glauben. »Und du meinst, dass wir die Wüste in drei Tagen hinter uns gebracht haben und dann am Jordan sein werden?«
    »Ganz bestimmt!«, bekräftigte

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