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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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bettelnd durch das Land und leben nur von dem, was mildtätige Seelen uns schenken. Wir haben nichts, was wir dir oder irgendeinem anderen geben könnten!«
    Entsetzt bemerkte Jona, dass es sich bei dem Wasserschlauch um den des Anführers handelte, den er den beiden in der vergangenen Nacht überlassen hatte. Die Brandspuren am unteren Ende waren deutlich zu erkennen. Wenn Barabbas auch nur kurz zu Jaftah blickte, würde er sein Eigentum sofort wiedererkennen. Und dann war die Katastrophe nicht mehr abzuwenden - weder für den Soldaten und das Mädchen noch für ihn selbst!
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als augenblicklich zu handeln und Barabbas abzulenken, wenn dies nicht die Stunde ihres Todes werden sollte. Und so rief er, während er sich durch die Reihe der Zeloten nach vorn drängte: »Es stimmt, was sie sagt, Barabbas! Sie und der Mann gehören zum Bettelvolk!«
    Der Anführer drehte sich auch wie erhofft sofort zu ihm um. »Was du nicht sagst! Und woher willst du das wissen, du feiger Hund?«
    »Weil ich die beiden noch letzte Woche in Ritma gesehen habe, als du uns mit Gareb und Nathanael dorthin geschickt hast, um Salz zu kaufen«, antwortete Jona geistesgegenwärtig und begegnete kurz dem Blick von Tamar, die ihn mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen ansah. Er registrierte, dass ihre Augen die Farbe goldbraunen Harzes besaßen, und auch die Haarsträhne, die unter ihrem mehrfach geflickten Kopftuch hervorlugte, schimmerte in einem ähnlich warmen Ton.
    »Ja, da habe ich sie auch gesehen«, kam nun Timons ruhige, scheinbar gleichgültige Stimme von hinten. »Sie standen bei dem anderen Bettlervolk, als dort das Armenbrot verteilt wurde!«
    Gareb runzelte die Stirn und nickte dann, als erinnerte nun auch er sich. »Es stimmt, was die beiden sagen. Von denen ist nun wirklich nichts zu holen.«
    »Mein Bruder ist krank!«, fügte Tamar hinzu. »Was er hat, wissen wir nicht. Nur dass es irgendeine Art von Fieber ist. Bitte lasst uns ziehen. Es soll in Jerusalem einen Arzt geben, der armes Volk wie uns ohne Entgelt behandelt. Wenn wir nicht bald in der Stadt sind, wird mein Bruder wohl nicht mehr lange leben!«
    Als Jaftah hörte, dass der Mann, dessen Wasserschlauch er über sich ausgeleert hatte, unter einem Fieber litt, zuckte er wie unter einem Peitschenhieb zusammen und schleuderte den Lederschlauch mit einer Geste des Ekels von sich. Nichts fürchteten die Menschen so sehr, als sich mit einer Krankheit anzustecken. Aussatz und andere fürchterliche Plagen forderten jährlich einen hohen Blutzoll unter der Bevölkerung, insbesondere unter den armen Leuten. »Warum hast du das nicht gleich gesagt, du Miststück!«, schrie er Tamar an. »Willst du, dass ich mir den Tod hole?«
    »Also gut, ich zahle euch Wegzoll, aber mehr als einen halben Schekel kann ich nicht entbehren!«, mischte sich nun wieder der Gerber ein, der inzwischen seinen Geldbeutel aus den Falten seines Gewandes gezogen und zwei Denare herausgeholt hatte. »Mehr habe ich auch nicht. Seht selbst, wenn ihr mir nicht glaubt!« Er hielt dem Zelotenanführer mit der anderen Hand seinen leeren Geldbeutel hin.
    Jona wusste, dass der Gerber log. Nie und nimmer hätte er das Mädchen und den Soldaten mitgenommen, ohne dafür gut bezahlt worden zu sein. Der Soldat musste einiges Geld bei sich gehabt haben, sonst hätte der Fuhrmann sich kaum dazu bewegen lassen, ihnen zu helfen. Denn die Verletzung des Legionärs hatte ihm zweifellos verraten, dass sich Zeloten in der Gegend befanden und er damit rechnen musste, ihnen auf seinem Weg gen Jerusalem zu begegnen. Das Geld hatte er deshalb bestimmt irgendwo gut versteckt, wo es auch bei einer Durchsuchung seiner Fracht nicht gefunden werden konnte. Leute wie er, die oft auf den unsicheren Landstraßen unterwegs waren, wussten sehr gut, wie sie ihre Barschaft vor räuberischen Wegelagerern und Wegzoll erhebenden Zeloten schützen mussten.
    Auch Barabbas wollte nun nicht länger als notwendig in der Nähe des Fuhrwerks bleiben, auf dem ein Fieberkranker saß. Er trat vom Kutschbock zurück. »Wirf es her!«, rief er dem Gerber zu und fing die Geldstücke aus der Luft auf. »Sei froh, dass du noch mal so billig davongekommen bist. Und jetzt fahr weiter!«
    Das bleiche, schweißnasse Gesicht des Soldaten wandte sich kurz Jona zu, als das Fuhrwerk anruckte und an ihm vorbeizog. Der Blick des Legionärs schien sich in Jonas Augen brennen zu wollen. Dann wandte er den Kopf und blickte starr

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