Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
geradeaus.
    Als die Zeloten den Weg freigaben und das Fuhrwerk sich rasch entfernte, tauschten Jona und Timon einen verstohlenen erleichterten Blick, der so viel besagte wie »Das war knapp! Aber wir sind noch mal davongekommen!«.
    Gerade war das Fuhrwerk außer Sicht entschwunden, als der nächste Reisende bei ihnen eintraf. Es war ein Schriftgelehrter auf einem Esel, der mit bitterer Miene, aber klaglos einen Schekel herausrückte und dann weiterzog.
    In dem Moment fiel der Blick von Barabbas auf den am Wegrand liegenden Wasserschlauch. Er stutzte und ging dann näher heran.
    Panik stieg wie eine heiße Woge in Jona auf. Jetzt musste sein Lügengebäude wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen! Und damit stand sein Leben auf dem Spiel.
    Auch Timon erblasste, als er sah, wie Barabbas sich nach dem Lederschlauch bückte. »Nein!« Seine Stimme war nur ein Hauch, aber erfüllt von Entsetzen.
    »Jaftah!«, brüllte Barabbas. »Komm mal her!… Ist das hier der Wasserschlauch, den du vorhin vom Wagen genommen hast?«
    Jaftah begab sich zu ihm. Jona und Timon folgten ihm, ohne dass es einer Absprache bedurfte. Sie wussten, was sie erwartete und dass sie rasch handeln mussten, wenn sie ihr Leben retten wollten.
    »Was soll diese Frage? Siehst du denn weit und breit einen anderen?«, fragte Jaftah unwirsch zurück, der den Sinn der Frage nicht verstand.
    »Das ist mein Wasserschlauch! Hier, die Brandspuren! Unter tausenden würde ich diesen Schlauch wiedererkennen! Und dieser verlogene Hund Jona will ihn gestern Nacht irgendwo bei der Quelle in ein Gebüsch geworfen haben, weil er angeblich brüchig war und ihm beim Auffüllen gerissen ist!«, stieß Barabbas in wildem Zorn hervor. »Also, wie kommt mein Wasserschlauch aus dem Wadi Ajin auf den Wagen dieses Gerbers und in den Besitz dieses Bettlers? Nur wir und die verfluchten Soldaten waren letzte Nacht im Wadi!« Seine schrille Stimme überschlug sich fast vor unbändiger Wut, als er die einzig logische Schlussfolgerung zog und fortfuhr: »Ist euch klar, was das bedeutet, Männer? Uns ist einer dieser römischen Hunde entkommen und Jona hat mit ihm gemeinsame Sache gemacht! Wie, das werden wir gleich aus diesem dreckigen Verräter herausholen!«
    Timon hatte sich indessen in seine unmittelbare Nähe gebracht und handelte, noch bevor Jona es tun konnte. Blitzschnell hatte er sein Messer gezogen und die Klinge dem Anführer von hinten an die linken Rippenbögen gesetzt, genau in der Höhe des Herzens.
    »Schön ruhig bleiben, Barabbas!«, befahl er kalt und drohte: »Oder ich steche dich ab wie ein Schlachtlamm! Wir haben nichts zu verlieren, wie du selbst am besten weißt! Und sag deinen Männern, sie sollen verschwinden, sonst steche ich zu! Wenn wir sterben sollen, nehmen wir dich mit in den Tod, das schwöre ich dir!«
    Nun sprang Jona zu Timon und dem Anführer und entriss diesem erst das Schwert und dann den Krummdolch. Bereit, sein und Timons Leben bis zum bitteren Ende zu verteidigen, nahm er auf der anderen Seite des Anführers Aufstellung. Er wollte Timon für seinen Mut und seine Geistesgegenwart danken, doch dafür war jetzt nicht die Zeit.
    Barabbas stand zwischen ihnen wie zu einer Salzsäule erstarrt. »Dreckspack!«, zischte er. »Dreimal verfluchte...«
    Timon fiel ihm scharf ins Wort. »Sag deinen Leuten, sie sollen zu den Akazien zurückgehen und sich dort nicht von der Stelle rühren, wenn ihnen dein Leben lieb ist!«, verlangte er. »Los, befiehl es ihnen!« Er stieß ihm die Messerspitze durch das Gewand und ein wenig durch die Haut, um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen.
    Barabbas zuckte unter dem Einstich zusammen und fluchte lästerlich, dann schrie er seine Männer an, sie sollten sofort tun, was Timon verlangt hatte.
    Fassungslos und mit finsteren Mienen folgten die Zeloten seinem Befehl.
    »So, und jetzt werden wir uns davonmachen und euren Anführer ein gutes Stück weit mitnehmen, damit ihr nicht auf die Idee kommt, uns zu folgen und über uns herzufallen!«, rief Timon den Zeloten zu. »Ihm wird nichts passieren, wenn ihr euch ruhig verhaltet und uns nicht folgt. Ihr habt mein Wort! Dass mein Freund nichts vom Blutvergießen hält, ist euch ja bekannt. Und auch ich trachte Barabbas nicht nach dem Leben. Aber wenn ihr uns keine andere Wahl lasst, indem ihr unsere Verfolgung aufnehmt, werde ich nicht zögern, meine Drohung wahrzumachen und ihn töten. Das schwöre ich euch!« Timon wandte sich an Jona, ohne jedoch den Kopf zu wenden und

Weitere Kostenlose Bücher