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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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sagte, dass ich eine miese Ratte sei, weil ich ihn verpfiffen hätte, was natürlich nicht stimmt. Ich bin bloß erwischt worden.«
    »Ist das alles wahr, was er sagt?«, flüsterte ich Hutch ins Ohr. »Was glaubst du?«
    »Jedes Wort«, sagte Hutch. »Aber er hat die Geschichte nicht zu Ende erzählt. Eines Abends, ungefähr eine Woche später, als er vom Tasty nach Hause kam, überfiel ihn eine Horde Hooligans und verprügelte ihn bis zur Bewusstlosigkeit. So hat er die Narbe unter dem linken Ohr bekommen.«
    In diesem Stil lief das Abendessen weiter. Bickerstaff unterhielt uns mit seinen Kriegserinnerungen, ob es um Großwildsafaris in den Steppen Afrikas oder um heimliche Ausflüge in die Puffs von New York ging, die er mit seinen Mitbewohnern unternahm. Zu jedem Stichwort hatte er eine Geschichte auf Lager, und je mehr er trank, desto umständlicher wurden die Storys. Aber ich konnte immer noch nicht das Gefühl abschütteln, dass Domi mich aufs Korn genommen hatte. Ich sprach nicht viel mit ihr, weil sie am anderen Ende des Tisches saß und Pollack und Buzz mit großem Erfolg dafür sorgten, dass in ihrem Gespräch keine Lücken entstanden, in die jemand sich hineindrängen konnte, aber ich sah ihre Augen, und diese verkündeten eine ganz andere Botschaft als das unschuldige: »Willkommen in meinem Haus.«
    Schließlich wurden die Desserts serviert, der Traum eines jeden Konditors. Eiskreme, Sorbets, Schokoladenkuchen, Käsekuchen – meine Zähne drohten schon vom Anblick auszufallen. Wie konnten zwei Leute jeden Abend so üppig essen, ohne wie Hefeklöße aufzugehen? Ich hatte vermutlich weniger gegessen als jeder andere, dank der Stimme meiner Mutter im Hinterkopf, und war trotzdem so gemästet, dass ich das Gefühl hatte, einen Bleiklumpen verschluckt zu haben. Am ganzen Tisch waren vermutlich zehn Flaschen Wein getrunken worden, und ich hatte schon vor einer Stunde aufgehört, Bickerstaffs Wodkas zu zählen. Doch jedes Mal, wenn ich zu ihm hinübersah, schien er gerade einen neuen in der Hand zu halten.
    Cards las meine Gedanken: »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte er. »Der Mann ist eine Maschine, und der Wodka ist sein Treibstoff.«
    »Ich hab bei acht aufgehört zu zählen«, sagte ich. »Ich rechne jeden Augenblick damit, dass er vom Stuhl fällt, aber jedes Glas scheint ihn stärker zu machen. Was sagst du zu Domi?«
    »Sie scheint ein Mädchen zu sein, das vor ein bisschen Ärger nicht zurückschreckt. Ein verdammtes Pech, dass nur Pollack und Buzz den ganzen Abend in ihren Ausschnitt glotzen dürfen.«
    »Ich kann den Blick nicht von ihr nehmen.«
    »Das kann keiner von uns. Und das weiß sie ganz genau.«
    Zigarren wurden herumgereicht, die ich höflich ablehnte, worauf Bickerstaff mir sagte, was für ein besonderer Genuss mir da entgehen würde. »Bessere werden dir nie im Leben wieder angeboten, mein Junge«, sagte er, schnupperte an der Zigarre und rollte sie zwischen den Lippen. »Diese kubanischen Tabakblätter werden auf einer kleinen Plantage im Westen Kubas angepflanzt. Sie werden mit der Hand geerntet, getrocknet, gereift und fermentiert und anschließend wie keine andere Zigarre der Welt gerollt. Das Licht, das Klima, die Luftfeuchtigkeit, der Boden, sie werden unter so perfekten Bedingungen hergestellt, dass sogar ein Anfänger sie genießen kann.« Also zündeten sich alle, außer Cards und mir, eine Zigarre an. Domi saß mit feuchten Schmolllippen da und bewegte gekonnt ihre Zigarre, als würde sie mit einem Lutscher spielen. Es war das erstem Mal, dass ich eine Frau eine Zigarre rauchen sah, und während ich dasaß und sie dabei betrachtete, wurde mir klar, dass ich lange um eines der sinnlichsten Vergnügen des Lebens betrogen worden war.
    Als es am Tisch allmählich ruhiger wurde, schaute Bickerstaff auf die Uhr und schlug vor, wir sollten nach oben gehen und uns umziehen. »Jetzt fängt der Spaß erst richtig an, meine Herren«, sagte er mit einem wissenden Lächeln. Er ließ uns wissen, dass Tiny uns zur Verfügung stehen würde, so lange wir wollten, und dass die Portiers Anweisung hatten, uns jederzeit ins Gebäude zu lassen. Er griff in seine Tasche und zog ein Bündel Hundert-Dollar-Scheine heraus, mit dem man einem Elefanten das Maul hätte stopfen können. Er ignorierte Claybrooke und drückte Hutch die Scheine in die Hand, dem er wohl eher zutraute, uns einen unvergesslichen Abend bereiten zu können. Er erzählte noch einen Abschiedswitz über zwei Mönche in

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