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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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nicht an. Ich fragte mich, wie gut er mit korrekten Typen wie Mr. Jacobs zurechtkam, wenn die graduierten Mitglieder sich zu ihren Wiedersehensfeiern trafen. Bickers war sich seines Reichtums, seiner Macht und seines unternehmerischen Erfolgs bewusst, doch ganz besonders achtete ich an ihm, dass er sich nicht dahinter versteckte. Über einen Mann, der seine Frau nach zwanzig Ehejahren abserviert, um eine arme, ungebildete Venezolanerin zu heiraten, kann man sagen, was man will, aber das musste ich ihm lassen: Er gehörte zu den Leuten, die alle Karten auf den Tisch legten, egal, was der Rest der Welt dazu sagte.
    »Du glaubst, es stört ihn nicht, dass jeder Typ seine Frau im Geiste auszieht?«, sagte ich. »Er muss doch wissen, was wir alle denken.«
    »Natürlich weiß er das«, sagte Hutch. »Was glaubst du, warum er sie gekauft hat? Typen wie Bickers macht es an, wenn ihre Frauen andere Männer in den Wahnsinn treiben. Er hat sie nicht aus Venezuela hierher gebracht, damit sie ihm hilft, sein Portfolio zu restrukturieren. Sie ist die perfekte Trophäe, und ich bin mir sicher, dass sie eine Abmachung haben, die für beide Seiten vorteilhaft ist.«
    »Du glaubst, dass er sie betrügt?«, fragte ich.
    »Natürlich. Sie betrügen sich gegenseitig. Das gehört zu ihrem Deal.«
    Ich beobachtete, wie sie sich mit Pollack unterhielt, wobei sie sich mit den Händen durchs Haar strich und sich über den Tisch beugte, sodass er einen Blick in ihren Ausschnitt bekam, der für die nächsten sechs Wochen seine Bettlaken ruinieren würde. Während ich den beiden beim Reden und Lachen zuschaute, bemerkte ich, dass sie mich betrachtete. Sie wissen, wie es ist, wenn man jemanden dabei ertappt, dass er einen eine Sekunde zu lang anschaut, als wollte er, dass Sie ihn dabei ertappen. Genau dieses Gefühl hatte ich während des ganzen Abendessens, und ich war mir nicht sicher, ob mir das Testosteron nicht einfach nur den Verstand vernebelte oder ob die schönste Frau, die ich je gesehen hatte, es wirklich auf mich anlegte.
    Das Fleisch kam auf den Tisch, auf mehreren Tabletts, und dampfte heiß und feucht. Dann kam das Gemüse, einmal quer durch den Garten, und ich gab mir redliche Mühe, mir den Teller nicht übervoll zu schaufeln, während ich meine Mutter im Hinterkopf mahnen hörte, ich solle an meine gute Kinderstube denken und mir nicht zwei Portionen auf einmal auftun. Es ging mir immer noch nicht in den Kopf, wie jemand so viel Geld haben konnte, dass er sich jeden Abend einer leibhaftigen Venus gegenüber setzen und ein königliches Mahl verzehren konnte. Es gab normale, anständige Leute, die sich ihr Leben lang krumm schufteten, und die einzige Möglichkeit für sie, einmal diesen Luxus zu schauen, bestand darin, sich eine Dienstbotenuniform anzuziehen. War das Leben immer so ungerecht?
    »Habt ihr Jungs schon die großartige Anekdote über Teddy Kennedy gehört?«, rief Bickers von seinem Ende des Tisches. Wir verstummten und schauten in seine Richtung. »Sie ist ein Zeugnis für die Macht des Geldes, selbst an einer Universität wie Harvard. Als er im ersten Studienjahr war, stand ich kurz vor dem Abschluss. Er feierte schon damals gerne Partys und stellte den Frauen nach. Dann rückt die Zeit der Prüfungen näher, und er muss in Spanisch ran. Einer seiner Football-Mannschaftskollegen hat einen Mitbewohner, den alle nur den ›Spanisch-Meister‹ nennen. Teddy war nicht gerade einer der fleißigsten Studenten, also schlug jemand ihm aus einer Laune heraus vor, der Spanisch-Meister solle die Prüfung für ihn ablegen.
    Der Meister ist einverstanden und nimmt für Teddy an der Klausur teil. Das Problem ist nur, dass der Typ, der die Aufsicht führt, den Meister kennt und verdammt gut weiß, dass er keinen Einführungskurs in Spanisch besucht hat. Keine fünf Minuten, nachdem die Klausur beendet war, bekam Teddy einen Anruf aus Dekan Leightons Büro. Sie nagelten ihn fest. Sie haben ihn nicht für immer relegiert, wie sie es mit euch oder mir getan hätten – sie suspendierten ihn und sagten, sie würden sich frühestens in einem Jahr mit seiner Wiederzulassung befassen. Er ging für sechzehn Monate zur Armee und kam danach als Vollzeitstudent an die Uni zurück.«
    »Ist das wahr?«, fragte Pollack.
    »Natürlich«, gab Bickerstaff zurück.
    »Wie können Sie so sicher sein?«, fragte Claybrooke.
    »Weil ich der ›Meister‹ war«, sagte er mit breitem Grinsen. »Und dieser Bastard hat nie wieder mit mir gesprochen. Er

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