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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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schaute, die jubelte und ihn in der Bruderschaft begrüßte.
    Ich fühlte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, und ich tat nichts, sie aufzuhalten. Sie fühlten sich gut an, wie sie mir schwer und warm übers Gesicht liefen, und sie schmeckten salzig, als sie sich in den Mundwinkeln angesammelt hatten. Ich schaute in sein jugendliches und starkes Gesicht, das hübscher war, als ich es je für eines meiner Kinder erhoffen konnte. Er hatte Ashleys Augen und ihre Nase, sogar ihr lockiges Haar. Ich versuchte mir einzubilden, dass auch ich meinen Teil dazu beigetragen hatte, doch es war nur allzu offensichtlich, nach wem er schlug. Ashleys Mutter hatte mir einmal ein Babyfoto von ihr gezeigt: Sie und Quentin hätten tatsächlich als Zwillinge durchgehen können. Sein jüngerer Bruder und seine Schwester waren eine ausgeglichenere Mischung, doch alle drei besaßen Ashleys sture Entschlossenheit.
    Quentin legte sein breites Lächeln auf, das mir jedes Mal das Herz zum Schmelzen brachte, und dann winkte er seinen neuen Delphic-Mitbrüdern zu, die sich unter ihm versammelt hatten. Er entdeckte mich im Hintergrund, und das Lächeln in seinem markanten Gesicht wurde noch breiter. Ich winkte zurück, und die Tränen versiegten allmählich. Er stieg in die ausgebreiteten Arme hinab, die unten auf ihn warteten, und ich hielt mich zurück, um ihn nicht zu bedrängen. Während er die Umarmungen und Glückwünsche entgegennahm, schaute ich mich im Saal um. In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten hatte sich nicht viel verändert. Die beiden Napoleonkrüge standen immer noch in ihrer Ecke auf dem langen Regal unter der Decke. Das zum Andenken gestiftete Porzellan glänzte immer noch auf dem Kaminsims, und die Wände wirkten nach wie vor dunkel und stark und voller Geschichten über Jungs, die tapfer zu Männern wurden, nur um anschließend wieder zu Jungs zu werden.
    Ich war mir nicht sicher, wie viel ich Quentin erzählen würde. Sein Weg in den Delphic war ganz anders als meiner, war er doch der Sohn eines graduierten Mitglieds. Doch eines Tages würde ich mich mit ihm zusammensetzen und ihm erzählen müssen, dass sie die Annehmlichkeiten, die er und seine Geschwister Zeit ihres Lebens genossen hatten, nicht nur meinem Erfolg als Chirurg und dem blühenden Hochzeitsbüro ihrer Mutter zu verdanken hatten. Er stand tief in der Schuld eines genialen und entschlossenen Mannes, den er selbst nie getroffen hatte, der aber einst dieselben Fußböden gewischt hatte, auf denen er jetzt ging, und dieselben Tische poliert hatte, wo sich die Generationen versammelten. Ich würde ihm das Kinderfoto seines Urgroßonkels Moss Sampson zeigen und ihm erzählen, wie ein armer Junge aus Beulah, Mississippi, die Voraussicht und den Mut gehabt hatte, einer Gruppe mächtiger Männer zu widerstehen, die ihn letztendlich umbrachten.
    Es gab nicht viele Nächte, in denen ich zu Bett gegangen bin, ohne mir die vielen »Was-wäre-wenn«-Fragen zu stellen. Was wäre, wenn Moss nicht daran gedacht hätte, sich sein Schweigen mit der Überschreibung des Grundstücks bezahlen zu lassen? Was, wenn Charles Davenport nicht all die Jahre so entschlossen geblieben wäre, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen? Was, wenn Dalton Winthrop nicht das Hosenband in der Garderobe seines Onkels Randolph gefunden hätte und all die Jahre so neugierig geblieben wäre?
    Wenn ich zu viel Zeit damit verbrachte, darüber nachzudenken, wie anders das Leben hätte verlaufen können, bekam ich ziemliche Kopfschmerzen.
    Ich folgte Davenports Rat und suchte mir einen rechtlichen Beistand, der keine Verbindung zu Harvard oder einem der Clubs besaß. Ich hatte eine ungemütliche Begegnung mit ihren Vertretern, doch am Ende kamen wir zu einer gütlichen Einigung. Ich überschrieb das Clubhaus und das Grundstück wieder den Treuhändern, und im Gegenzug zeigten sie sich finanziell sehr entgegenkommend. Was ich allerdings niemals unterschrieben hatte, war der Knebelvertrag, der mich für ewig davon abhalten sollte, über die Geheimnisse zu sprechen, die in diesem Raum verborgen lagen. Die Geschichte von König Jakob I. und Esme Stuart, von Erasmus Abbott und Moss Sampson und auch die von Dalton Winthrop und mir gehörten alle zum Vermächtnis Quentins – eine Geschichte, die zu erfahren er ein Recht hatte, das kein Vertrag ihm nehmen könnte.
    »Ich bin stolz auf dich, mein Sohn«, sagte ich, als ich Quentin schließlich umarmte.
    »Es ist toll, dass du dabei bist«, sagte er. »Nur

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