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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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zusammen mit ihrer Chefin im Bett sieht. Was also tut sie? Sie macht die Tür leise wieder zu und schleicht aus dem Haus. Am nächsten Tag stehen die Frauen wieder am Wasserspender zusammen und sprechen darüber, ob sie heute wieder früher gehen sollten. Doch als sie die Blondine fragen, ob sie wieder mitmacht, ruft sie entsetzt: ›Auf gar keinen Fall! Gestern hätte die Chefin mich fast erwischt!‹«
    Wir prusteten los und hoben unsere Gläser, um anzustoßen. So sehr ich Wein auch hasste – zu diesem feierlichen Anlass brachte sogar ich ein paar Schlückchen hinunter. Im Verlauf der nächsten zehn Minuten ging es reihum, und jeder erzählte seinen besten Blondinenwitz, meist zur Erheiterung seiner Zuhörer und gelegentlich mit einem lauten gemeinsamen Pfeifen im Geiste der Brüderlichkeit. Nachdem der letzte Witz erzählt war, nahmen wir das schwere Tafelsilber zur Hand und wandten uns dem Essen zu.
    Buzz war gerade dabei, die Trainingsübungen des ROTC zu erklären, als er einen Schluck Wein trank und dabei zur Tür schaute. Plötzlich verschluckte er sich so heftig, das der Wein ihm aus der Nase lief. Hutch stieß mir den Ellenbogen zwischen die Rippen, und ich schaute mich um, was Buzz so aus der Fassung gebracht hatte. Und da sah ich sie. Sie trug ein silbernes, wie angegossen sitzendes Kleid mit tiefem Ausschnitt, der ihre bronzene Haut zeigte. Ihr langes schwarzes Haar war aus dem sonnengebräunten Gesicht zurückgesteckt und gewährte den Blick auf ein paar Ohrringe mit großen, tränenförmigen Brillanten, die wie kleine Blitzlichter funkelten. Das erste Wort, das mir in den Sinn kam, war makellos. Das zweite Wort war göttlich. Und damit war mein normalerweise großer Schatz an Adjektiven erschöpft. Es gab keine anderen Wörter, die angemessen beschreiben konnten, was sich meinen Augen darbot.
    Bickerstaff stand auf, und wir anderen taten es ihm gleich, auch Buzz, der sich mittlerweile zwar erholt, aber deutliche Spuren auf seiner Krawatte hinterlassen hatte.
    Bickerstaff räusperte sich und sagte: »Meine Herren, meine bezaubernde Gattin, Dominique Cardona Bickerstaff.«
    Sie lächelte, und ich schwöre, ich musste mich an meiner Stuhllehne festklammern, um nicht umzufallen. Diese türkisfarbenen Augen im Zusammenspiel mit der dunklen Haut waren wie ein Hinweis Gottes: »Solltest du je an meiner Fähigkeit gezweifelt haben, Wunder zu vollbringen, wirst du es ab jetzt nie mehr tun.«
    Eins der Dienstmädchen half ihr in einen Stuhl, und auf Bickerstaffs Anregung stellten wir uns ihr nacheinander mit Namen und Herkunftsort vor. Sie nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis, und zu jedermanns Überraschung – abgesehen von ihrem Ehemann – bot sie an, selbst einen Witz beizutragen.
    »Eine hübsche junge Schwesternschülerin nimmt an einem Anatomiekurs teil«, begann sie. »Das Thema war die unwillkürliche Muskelkontraktion. Alle scheinen sich zu langweilen, also versucht die Lehrerin die allgemeine Aufmerksamkeit zu gewinnen, indem sie die junge Frau fragt, ob sie eine Ahnung hätte, was ihr Arschloch tut, wenn sie gerade einen Orgasmus hat. Die Frau schaut die Lehrerin an, als wäre es die dümmste Frage, die sie jemals gehört hat. ›Natürlich weiß ich das‹, sagte sie. ›Er ist zu Hause und passt auf die Kinder auf.‹«
    Der Raum brach in wilden Applaus aus, und Bickerstaff erhob sein Glas zu einem weiteren Prosit und rief: »Touché, mein Schatz!« Und damit war die Richtung für den Abend vorgegeben. Domi, wie sie genannt werden wollte, mochte wie eine südamerikanische Prinzessin aussehen, aber sie war Stück für Stück ein ganzer Kerl. Sie konnte fluchen wie ihr Mann, genoss jeden schmutzigen Witz, den wir erzählten, und hatte nichts dagegen, vor den Augen des alten Bickerstaff mit uns zu flirten. Und wie sie ihre Worte in ihren breiten Akzent verpackte, machte sie nur noch süßer.
    »Du siehst überrascht aus«, flüsterte Hutch mir zu.
    Ich hatte massive Probleme, woanders hinzusehen als zu ihr.
    »Bin ich auch«, sagte ich. »Ich kann nicht glauben, dass sie vor der Nase ihres Mannes so mit uns flirtet.«
    »Und das Beste daran ist, dass es Bickers ganz egal ist«, sagte Hutch mit einem Lachen. »Schau ihn dir an. Er ist der König der Welt.«
    Ich sah zu Bickerstaff hinüber; er befand sich schon wieder mitten in einer Story, eine Hand gestikulierend in die Luft gestreckt, in der anderen sein mittlerweile wohl fünfter Wodka-Tonic. Er mochte Mitte sechzig sein, doch man sah es ihm

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