Der Geheime Orden
einem mexikanischen Puff, legte den Arm um seine Trophäe und verschwand durch die Eingangshalle. Es war das letzte Mal, dass wir den großartigen Waldo Bickerstaff sahen, aber es war nicht meine letzte Begegnung mit der göttlichen Dominique.
22
Unsere erste Station war das Oliver’s, eine kleine, schicke Bar in einer Ecke der Stadt, die Claybrooke die »exklusive Upper East Side« nannte, was Hutch mit der Information ergänzte, dass man hier »viele Leute wie ihn« herumlaufen sehen könne. Und genau das fanden wir bestätigt, als wir die schwere Holztür des Oliver’s aufstießen. Unverdorbene Blondinen in hellen, karierten Pullis flirteten mit Country-Club-Typen, die immer wieder mit ihrem steifen Gang zur Bar watschelten, um mit dem Plastik ihrer Eltern eine neue Runde zu schmeißen. Wir waren noch nicht einmal zehn Minuten da, als wir Claybrooke schon an ein paar seiner Kumpels verloren hatten, mit denen er regelmäßig den Sommer in den Hamptons auf Long Island verbrachte. Wir anderen klemmten uns an die Bar, und Hutch bestellte eine Runde Schnaps, die er mit einem Griff in Bickerstaffs Bündel bezahlte.
»Und worüber habt ihr euch den ganzen Abend mit Domi unterhalten?«, wollte Hutch von Pollack wissen. Es war eine Frage, die uns anderen ebenfalls seit geraumer Zeit auf der Zunge brannte.
»Das Übliche«, sagte Pollack mit einem Schulterzucken. »Wirtschaft, politische Unruhen in Nordkorea und neue Versuche, den Urwald am Amazonas zu erhalten.«
»Quatsch«, sagte Hutch und schlug Pollack auf den Rücken, dass er gegen die Bar stolperte. »Du bist so tief in ihren Ausschnitt gekrochen, dass du noch die Abdrücke ihres Höschensaums um den Hals trägst.«
»Sie ist eine phantastische Frau«, sagte Pollack und schüttelte den Kopf. »Wir haben uns den ganzen Abend unterhalten, und ich kann mich nicht einmal mehr an die Hälfte dessen erinnern, was sie gesagt hat.«
»Du hättest sie überreden sollen, mit uns zu kommen«, sagte Buzz.
»Ich hab’s versucht. Sie sagte, wenn wir das nächste Mal hier wären, sollten wir sie anrufen, dann würde sie uns ihre Seite der Stadt zeigen.«
Immer mehr Internatsschnösel kamen in ihren Knitterkhakis und gestärkten Jacketts und jeder Menge Arroganz hereinstolziert. Hutch bestellte noch eine Runde Schnaps, bevor er verkündete, dass es Zeit sei zu gehen. Wir drehten uns um und sahen, wie Claybrooke gerade einer gezierten Blondine auf seinem Schoß etwas ins Ohr flüsterte. Hutch ging zu ihm hinüber, doch Claybrooke weigerte sich aufzustehen, also packte Hutch ihn am Kragen und sagte ihm, er könne entweder mitkommen oder zurückbleiben. Sekunden später sprangen wir in den Fond der Limousine, während Claybrooke sich lautstark bei Hutch beschwerte, dass er ihn bei seiner todsicheren Aufreißmasche unterbrochen hätte, woraufhin Hutch ihn anbrüllte, dass er nichts unterbrechen könne, was gar nicht stattgefunden habe.
»Und wohin jetzt?«, fragte Tiny durch die Trennwand.
»The Pink Bitch«, sagte Hutch.
»Müssen wir wieder dahin?«, murrte Claybrooke. »Ich hasse diesen Laden.«
»Hier geht es um die Mannschaft, Clay«, sagte Hutch. »Diese Männer sind das erste Mal hier in New York, und der Ausflug wäre nicht komplett, wenn wir ihnen das Pink Bitch nicht gezeigt hätten.«
Die Limousine glitt eine lange Avenue entlang, und wir passierten leuchtende Wolkenkratzer, volle Restaurants und dunkle Bars. Ich hatte das Gefühl, dass es allein an dieser Straße mehr Geschäfte gab als in ganz Chicago. Dann querten wir ein paar Blocks, bevor wir weiter nach Süden fuhren. Wir hielten an einer roten Ampel und sahen auf der anderen Straße eine Gruppe von Leuten, die aussahen, als kämen sie gerade von einer Party. Die Männer trugen Smokings und Zylinderhüte unter ihren Kamelhaarmänteln, die Frauen glänzten mit eleganten Ballkleidern und langen Pelzmänteln. Sie standen unter einem Baldachin aus Glas und Stahl, der vom Eingang des Gebäudes bis zur Bordsteinkante reichte. Eine ganze Armada von Stretchlimousinen und Luxuskarossen samt Chauffeuren versperrte die gegenüberliegenden Spuren der Park Avenue. Dieses Bild hatte ich immer schon vor Augen gehabt, wenn ich an New York gedacht hatte.
»Was ist das da drüben für ein Gebäude?«, fragte ich.
»Das ist das Waldorf=Astoria«, sagte Claybrooke. »Eines der berühmtesten Hotels in New York. Könige und Präsidenten übernachten dort, wenn sie die Stadt besuchen. Das Hotel hat eine besondere
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