Der Geheime Orden
Professor, hier ist Spencer Collins«, sagte ich. »Ich bin der Student, der Ihnen letzte Woche dieses Zitat gezeigt hat.«
»Ja, Mr. Collins, ich habe mich schon gefragt, was aus Ihnen geworden ist.«
»Ich beschäftige mich immer noch mit diesem Text und versuche herauszufinden, was er bedeutet.«
»Und wie kommen Sie voran?«
»Ich bin noch nicht allzu weit gekommen, aber ich glaube, ich habe ein anderes Zitat entdeckt, das mit dem ersten irgendwie in Verbindung steht.«
»Tatsächlich? Wo haben Sie es gefunden?«
»Es war auf einem Kunstgegenstand eingraviert.« Aus verständlichen Gründen wollte ich ihm nicht erzählen, dass ich es auf einer Urne gefunden hatte, die wir mitten in der Nacht illegal exhumiert hatten.
»Und um welche Art von Kunstgegenstand handelt es sich?«
»Um eine Art Silbergefäß.«
»Das ist seltsam. Haben Sie das Gefäß bei sich?«
»Nein, aber ich habe die eingravierten Worte abgeschrieben. Ich hatte gehofft, Sie könnten vielleicht einen Blick darauf werfen und mir sagen, was Sie davon halten.«
»Warum glauben Sie, dass die beiden Zitate miteinander zu tun haben?«
»Die Sprache ist fast identisch, und die Worte sind auf dieselbe eigentümliche Art buchstabiert.«
»Der Gedanke, dass jemand ein solches Zitat für wichtig genug erachtet, um es in ein Gefäß gravieren zu lassen, verwundert mich ein wenig«, erwiderte Davenport. »Vielleicht sollten Sie mir den Text vorbeibringen, damit ich ihn mir näher anschauen kann. Ich bin bis vier Uhr in meinem Büro, danach muss ich zu einer Verabredung.«
»Ich komme sofort«, sagte ich, sprang aus dem Bett und legte den Hörer auf. Eilig warf ich mir ein paar Klamotten über und stürzte zur Tür. Ich drehte mich noch einmal zum Fenster um, aber das Eichhörnchen war natürlich längst verschwunden.
»Wissen Sie wirklich nicht, was Sie davor sich haben?« Professor Davenport legte die Lupe zur Seite, hinter der sein hageres Gesicht wieder zum Vorschein kam, und legte die Abschrift auf seinen überfüllten Schreibtisch.Seine Worte klangen harmlos, doch sein Tonfall war anklagend. Mit einem Mal fühlte ich mich wie ein unartiger Schüler, der vor den Direktor zitiert wurde.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, worum es sich dabei handelt, aber es scheint etwas mit diesem anderen Zitat zu tun zu haben, das ich Ihnen gezeigt habe.«
Davenport setzte seine schwere, rechteckige Brille auf, schaute mich an und sagte: »Sie halten mich zum Narren, Mr. Collins.«
»Nein, ganz und gar nicht, Sir. Mehr weiß ich wirklich nicht, ich schwöre. Deswegen bitte ich Sie ja um Ihre Hilfe.«
Davenport musterte mich eine Weile, bevor er sich mit Hilfe seines Stocks hochstemmte und zu einem seiner Bücherschränke schlurfte. Nachdem er nahezu ein gesamtes Regalbrett geleert hatte, fand er einen Ordner und brachte ihn mit zurück zu seinem Schreibtisch. Nachdem er sich wieder gesetzt hatte, beugte er sich vornüber, öffnete den Ordner und reichte mir mit zitternden Händen zwei Blatt Papier.
»Studieren Sie sie bitte sorgfältig«, sagte er. »Aber lesen Sie nicht einfach über die Worte hinweg, sondern nehmen Sie sie mit großer Andacht auf. Und dann erzählen Sie mir, was Sie davon halten.«
Ich nahm das erste Blatt und ließ den Blick langsam über die Zeilen wandern, wobei ich mir vorkam wie ein Anfänger, der von seinem Meister auf die Probe gestellt wurde. Ich wollte ihn nicht enttäuschen. Die Worte und die Orthographie entsprachen denen der Zitate, die Dalton und ich gefunden hatten. Auch der Stil war ähnlich, kräftig und entschlossen, teilweise geradezu kriegerisch. Ich spürte, dass Davenport mich aufmerksam beobachtete, also las ich jede Zeile zweimal, bevor ich zur nächsten überging.
Ich begriff rasch, weshalb Davenport wollte, dass ich diese Seite las: Das Zitat auf Abbotts Urne stand direkt im ersten Absatz. Ich las auch noch den Rest des Textes. Als ich fertig war, blickte ich auf. »Woher stammt diese Seite?«, fragte ich.
»Aus dem Buch, über das wir letzte Woche gesprochen haben«, sagte Davenport. »Der christliche Feldzug von John Downame. Hatten Sie bereits die Möglichkeit, es sich anzusehen?«
»Nein, ich warte immer noch darauf, dass sich einer der Bibliothekare bei mir meldet und mir einen Termin gibt, an dem ich es mir ansehen kann. Aber ich kann nicht verstehen, warum auf dieser Seite die Passage enthalten ist, die auch auf dem Gefäß eingraviert war.«
»Die Worte, die auf dieser Seite
Weitere Kostenlose Bücher