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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Buchkäufern anhand der Bibliotheksstempel auf einigen der Titelseiten identifiziert und der Polizei gemeldet worden.
    Stromberger kam mit unseren Eisbechern zurück und versuchte, nicht zu kleckern, während sie sich durch die Menge drängte. »Also, was sagst du dazu?«, fragte sie und schaufelte sich einen Berg Eiskrem in den Mund.
    »Sie sind interessant, aber es steht nichts über das spezielle Buch drin, für das ich mich interessiere«, sagte ich.
    »Nein, aber ich dachte, du könntest die Artikel als Basis für weitere Recherchen benutzen«, erwiderte Stromberger. »Wenn das hier einfach nur zwei normale Fälle von Bücherdiebstahl sind, kannst du davon ausgehen, dass es noch jede Menge andere gibt.«

29
     
    Ich war nicht gerade erbaut davon, am frühen Sonntagmorgen vom nervtötenden Geräusch eines Eichhörnchens geweckt zu werden, das am Fenster meines Schlafzimmers herumkratzte. Ich warf ein Kissen nach dem Tier, um es zu verscheuchen, doch nach ein paar Minuten war es wieder da und raubte mir den letzten Nerv. Und so lag ich an dem einzigen Tag, an dem ich ausschlafen konnte, bereits um sieben Uhr morgens wach im Bett und starrte an die Decke, weil ein verdammtes Eichhörnchen mich um etwas zu fressen anbettelte. Ich dachte an unseren Ausflug nach Newport und an die beiden Überraschungen, die dort auf uns gewartet hatten.
    Die Fakten nahmen langsam vor unseren Augen Gestalt an. Erasmus Abbott war in der Halloweennacht umgebracht worden, als er versucht hatte, in das Clubhaus des Delphic einzubrechen. Sein Leichnam war geborgen und stillschweigend seinem Vater übergeben worden, der ihn ganz unfeierlich unter einem Baum im Garten ihres Anwesens beerdigen ließ. Die Altehrwürdigen Neun folgten einem Glaubensbekenntnis, das eine Art religiöses Zitat aus einem seltenen Buch war, das zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts gedruckt worden war und im Tresorraum der Houghton-Bibliothek aufbewahrt wurde. Ein seltsamer Mann namens Herbert Brathwaite schien als Anwalt und gelegentlich als Handlanger der Altehrwürdigen Neun zu fungieren. Er schien über jeden unserer Züge unterrichtet zu sein. Und dann gab es noch Stanford L. Jacobs III. der als nunmehr erwiesenes Mitglied des Ordens der Altehrwürdigen Neun vollkommen im Bilde darüber war, was Dalton und ich in den letzten paar Wochen unternommen hatten.
    Ich konnte mir immer noch keinen Reim auf die religiösen Zitate machen. Gab es da eine versteckte Nachricht, die ich nicht sah? Gaben sie gar das Geheimnis preis, das die Altehrwürdigen Neun so lange und mit aller Macht beschützt hatten? Ich griff auf meinen Nachttisch und las noch einmal die Passage, die auf Abbotts Urne eingraviert war:
     
    Ich werde meine Sünden wahrhaft bereuen und mich dem HErrn zuwenden, den ich beleidigt habe, in der Gewißheit, daß seine Gnade ohne Ende ist und daß er deshalb bereit ist zu vergeben und daß Christi Verdienst die volle Sühne all meiner Sünden ist, seien sie auch zahlreich und abscheulich, und daher fordere ich mutig bei ihm Vergebung als mein gutes Recht.
     
    Ich griff nach dem Telefonhörer und bat die Vermittlung, mich mit dem Haus von Professor Charles Davenport zu verbinden. Es war noch früh, aber eine Sache hatte ich über asketische Gelehrte gelernt: Sie standen gerne mit den Hühnern auf, wenn der Rest der Menschheit noch ein paar Stunden Schlaf vor sich hatte. Für sie war das Wochenende keine Zeit der Entspannung, sondern eine Gelegenheit, ohne große Ablenkungen zu arbeiten.
    »Hier bei Davenport«, meldete sich eine Frau.
    »Könnte ich bitte mit Professor Davenport sprechen?«, fragte ich.
    »Sie haben ihn um fast eine Stunde verpasst. Er ist bereits in seinem Büro. Sind Sie einer seiner Studenten?«
    »Ja, mein Name ist Spencer Collins. Er hilft mir bei einem besonderen Projekt, und ich muss ihn etwas fragen, auch wenn ich weiß, dass es noch sehr früh ist.«
    »Der Professor kennt das Wort früh überhaupt nicht«, sagte die Frau. »Ich bin sicher, er wird sich freuen, von Ihnen zu hören. Rufen Sie ihn einfach in seinem Büro an. Das Auto dürfte ihn mittlerweile dort abgesetzt haben.«
    Ich wählte die Nummer, die sie mir gegeben hatte. Das Telefon klingelte acht Mal, bevor er sich meldete.
    »Davenport«, sagte er ganz außer Atem. Ich sah ihn vor mir, wie er in seinem vollgestopften Büro vornübergebeugt auf dem Stuhl saß, während die schweren Brillengläser sein Gesicht nach unten zogen.
    »Entschuldigen Sie die Störung,

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