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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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stehen, sind kein Geheimnis«, sagte Davenport. »Das Geheimnis scheint eher darin zu bestehen, warum jemand sie für so wertvoll hält, dass er sie zur Zierde oder als Erinnerung originalgetreu in ein Gefäß eingravieren lässt. Haben Sie vielleicht eine Erklärung dafür?«
    »Nicht aus dem hohlen Bauch«, sagte ich. »Ich habe diese Seite noch nie zuvor gelesen, also weiß ich auch nicht, warum sie so wichtig sein soll.«
    »Was war das für ein Gefäß, das Sie gesehen haben?«
    »Es war aus Silber.«
    »Und wie sind Sie daraufgestoßen?«
    Auf diese Frage war ich vorbereitet. »Es war ein verrückter Zufall«, sagte ich. »Ich habe zufällig in einem alten Buch geblättert, und dabei habe ich sie auf einer Abbildung entdeckt.«
    »Haben Sie das Buch noch?«
    »Nein, es war bei einem Freund. Vielleicht kann ich es bekommen, wenn er es noch nicht in die Bibliothek zurückgebracht hat.«
    »Das wäre vielleicht ganz hilfreich. Also, wie deuten Sie diese erste Seite?«
    Ich zögerte mit einer Antwort, aus Angst, mich zum Narren zu machen. Einer der größten Religionsgelehrten der Welt fragte mich nach meiner Interpretation eines Textes, mit dem er sich bestimmt schon seit Jahren beschäftigt hatte. Verdammt, wahrscheinlich hatte er sogar ein Buch darüber geschrieben. Wie konnte ich ihm auch nur etwas annähernd Intelligentes entgegnen, wo er doch ohnehin schon alles wusste?
    »Es klingt, als hätte jemand seine Sünden eingesehen und würde Vergebung für seine Missetaten suchen«, sagte ich und überflog den Abschnitt ein zweites Mal, während Davenport schweigend abwartete. »Da steht«, fuhr ich fort, »dass man dem Glauben an den Willen und die Gnade Gottes treu sein und den Versuchungen Satans widerstehen muss, denn wenn wir es nicht tun, wird Satan unsere Schwächen ausnutzen und uns zur Sünde verleiten.«
    »Das ist eine sehr gute Interpretation dessen, was Sie vor sich haben«, sagte Davenport und nickte. »Und jetzt versuchen Sie einmal, Ihre Interpretation vom wörtlichen Sinn zu lösen und sich vorzustellen, welche abstrakte Botschaft jemand darin erkennen könnte.«
    Ich wurde immer nervöser. Davenport hatte sich offensichtlich schon eine Meinung dazu gebildet; nun wollte er meine Ansicht hören, ohne dass ich von ihm beeinflusst wurde. Hätte es etwas mit Mathematik oder Naturwissenschaft zu tun gehabt, wäre ich besser vorbereitet gewesen, doch dieser Texte und seine Analyse lagen weit außerhalb meines gewohnten akademischen Fahrwassers. Vor Verlegenheit begann ich zu stottern.
    »Was wissen Sie über König Jakob I.?«, fragte er schließlich.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nicht viel. Ich weiß, dass eine Bibel nach ihm benannt wurde, aber das ist auch alles.«
    »Das ist schon mal ein Anfang«, sagte er. »Jakob I. war kein besonders beliebter König, aber ein sehr mächtiger Mann. Er herrschte von der Mitte des 16. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. Jakob war der einzige Sohn von Maria Stuart, der Königin von Schottland, und ihrem zweiten Mann Lord Darnley. Seine Mutter musste kurz nach seiner Geburt abdanken, und Jakob wurde bereits im Alter von dreizehn Monaten zum König von Schottland gekrönt. Als er sechsunddreißig war, starb seine Cousine, Königin Elisabeth I. von England, und Jakob folgte ihr auf den Thron und wurde zum Herrscher beider Königreiche. Er war ein ziemlich streitbarer und gelegentlich auch vulgärer Mann. Er wurde fast sechzig Jahre alt – eine beachtliche Leistung in einer Epoche, als schreckliche Seuchen wüteten, gegen die es keinerlei wirksame Medizin gab.«
    Als er eine Pause einlegte, um einen Schluck Wasser zu trinken, sagte ich: »Aber was hat Jakob der Erste mit dem zu tun, was auf dieser Seite steht?«
    »Lesen Sie bitte die zweite Seite«, sagte er.
    Ich schaute auf das Blatt und begann zu lesen, wobei ich besonders darauf achtete, ob an irgendeiner Stelle auf den König oder die königliche Familie Bezug genommen wurde.
    Es dauerte nicht lange, bis ich den Passus wieder erkannte, den ich ihm letzte Woche gebracht hatte: das Glaubensbekenntnis der Altehrwürdigen Neun.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich. »Als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, sagten Sie, dass die Leute schon seit Jahrhunderten nach diesen fehlenden Seiten suchen und dass es nur noch sehr wenige Exemplare dieser ersten Auflage gibt. Und jetzt zeigen Sie mir Kopien dieser Seiten.«
    »Diese Kopien sind von einem Mikrofilm gemacht worden«, sagte er, »und nicht vom

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