Der Geheime Orden
wurde?
Es war fast zu viel, um es auf einmal zu verarbeiten, das tanzende Feuer und die tiefen Ledersofas, die von schmuckvollen Ohrensesseln umstanden waren. Ornamente liefen unter dem Kaminsims entlang, und über ihnen war eine Inschrift in die Wand gemeißelt. Die berühmte Sammlung von Hahnenkampfdarstellungen des Clubs hing an der rechten Wand über einem ausladenden Mahagonitisch, auf dem mehrere in Leder gebundene Magazine lagen.
Wenn ich über die Menge hinwegschaute, konnte ich in den angrenzenden Raum sehen. Eine antike Deckenlampe hing über dem massiven Billardtisch mit seinem grünen Filzbezug. Die schweren Samtvorhänge verschlossen die Fenster vor den Blicken neugieriger Passanten, und in diesem Augenblick wurde mir die Tatsache richtig bewusst, dass ich endlich in diese abgeschlossene und exklusive Welt eingedrungen war.
Nachdem der Applaus und die Hochrufe abgeklungen waren, stupste Pollack mich an und riss mich aus meinen Gedanken. Es war an der Zeit, hinabzusteigen und mich mit meinen Brüdern bekannt zu machen. Sie begrüßten mich mit herzlichen Umarmungen und festen Handschlägen. Obwohl ich sie nicht alle bei den Kandidatenveranstaltungen kennen gelernt hatte, hieß jedes Mitglied mich willkommen, als wären wir alte Freunde.
Als der nächste Novize mit verbundenen Augen hereingeführt wurde, stellte ich mich in eine der Ecken, um den Rest der Zeremonie zu beobachten. Die Worte, die Gesten und die Kleidung – alles war durchtränkt von langer Tradition, und man folgte dem Protokoll bis aufs i-Tüpfelchen. Seit Jahrzehnten genossen sie diese Initiationsriten, die Scherze und das Lachen in dieser besonderen Nacht. Die Gesichter veränderten sich im Laufe der Zeit, doch viele der Familiennamen waren die gleichen geblieben. Kinder, Enkel, Neffen und Großneffen führten das privilegierte Leben ihrer Familien fort. Mit Staunen betrachtete ich diese prominenten und erfolgreichen Männer, Spitzenvertreter ihrer Berufe, die in ihre alten Jagdgründe zurückgekehrt waren, um einer Gruppe forscher Jungstudenten in der Linden Street 9 zuzujubeln und zu applaudieren.
Nachdem sämtliche Novizen eingeführt worden waren, stellte Brimmer sich auf den Tisch. »Novizen des Delphic Clubs«, sagte er. »Im Namen der Alumni und der aktiven Mitglieder heiße ich euch in unserer berühmten Familie willkommen. Ihr werdet gleich euer erstes Gedenkposter als Mitglieder des Gas unterschreiben, um diese Feier für Generationen großer Männer zu dokumentieren, die euch zweifellos folgen werden.« Wir mussten uns in einer Reihe aufstellen wie eine Ladung fabrikneuer Autos, die gerade vom Fließband gelaufen waren. Die älteren Mitglieder betrachteten uns voller Stolz, während wir unsere Namen auf ein farbenfrohes Poster schrieben, auf dem sich ein Mann im Smoking über eine Theke lehnte und einen Drink bestellte.
Die Party verlagerte sich vom Leseraum in die Eingangshalle. Es fühlte sich gut an, endlich auf der anderen Seite der großen blauen Tür zu stehen. Vier imposante Säulen beherrschten die Halle, und eine Reihe verglaster und mit Vorhängen versehener Türen führten auf den Hof hinaus. In der Mitte des Saals hing ein großer Leuchter an einer Messingkette unter der Decke. Umgeben war er von einer Metallkrone, die aussah, als stammte sie aus einem verlorenen Schatz. Gläserne Lampenschirme in Form von Fackeln sorgten für Licht in den Ecken des Raumes.
Ich betrachtete die Gesichter der jungen und alten Männer und war mir sicher, dass ich irgendwo im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit Jacobs entdecken würde. Doch er war der Veranstaltung auffälligerweise ferngeblieben. Ich fragte mich, ob er und Brathwaite irgendwo oben saßen und ihren nächsten Zug planten. Vielleicht hatten sie sich in dem geheimen Raum versteckt und beobachteten uns mit Überwachungskameras.
Ich ging zur Treppe, deren mit Teppich belegte Stufen zuerst zu einem Zwischenabsatz führten, dann auf die Galerie im ersten Stock. Am Fuß der Treppe bemerkte ich das erste Poster von Hunderten, die ich später noch entdecken würde. Das Poster stammte vom 4. April 1986 und erinnerte an ein Abendessen in New York, das alle zwei Jahre veranstaltet wurde. Eine gemalte Freiheitsstatue hielt drei Fackeln, während auf einem Banner zu ihren Füßen in goldenen Lettern der Name »The Delphic Club« wehte. Ungefähr hundert Unterschriften waren mit Stolz darauf verewigt worden und dokumentierten die Anwesenheit der Mitglieder bei dieser
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