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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Buch, bevor er mich an den Schultern ergriff und mich erst auf beide Wangen und schließlich auf die Stirn küsste. Goodhue tat es ihm gleich; nach ihm auch Brimmer.
    Purnell griff nach hinten auf ein Regal und nahm ein dünnes Kästchen herunter. Er öffnete den Deckel und zog eine Medaille heraus, wie er und die anderen Mitglieder sie trugen.
    »Das, Spencer, ist deine offizielle Delphic-Medaille«, sagte er. »Du wirst sie mit Stolz und im Bewusstsein einer glorreichen Vergangenheit bei allen großen Feiern und Zeremonien des Clubs tragen. Ehre sie, hege sie und beschütze sie, ganz gleich, wohin die Reise des Lebens dich führt, und betrachte sie stets als eines deiner wertvollsten Besitztümer. Sobald ich sie um deinen Hals gelegt habe, darf sie von niemand anderem mehr getragen werden, und sie wird mit dir begraben, um dich auch im jenseitigen Leben zu begleiten. Es ist eine große Ehre, dass du diese Medaille überreicht bekommst, und mit Stolz und Ehre soll sie getragen werden.«
    Er gestattete mir, die Vorderseite der polierten Silbermedaille zu betrachten, drei erhobene Fackeln, unter denen der Name des Clubs eingeprägt war. Er drehte sie um, sodass ich meinen Namen sehen konnte, der über der Jahreszahl meines Abschlusses eingraviert war. Die Medaille war identisch mit der, die wir in dem Kästchen mit Onkel Randolphs Hosenband gefunden hatten. Nachdem ich sie gelesen hatte, hing er sie um meinen Hals, und alle drei klatschten leise. Jetzt war es offiziell. Ich war Mitglied des Delphic Clubs.
    »Herzlichen Glückwunsch, Spencer«, sagte Brimmer und reichte mir die Hand. »Ich weiß, dass du allmählich genug davon hast, aber wir müssen dir noch einmal die Augenbinde anlegen. Es ist nur noch für einen kurzen Moment.« Ich warf einen letzten Blick in den dunklen Raum mit seiner Täfelung aus englischer Eiche und auf die ernsthaften Gesichter meiner Brüder, die vor mir standen. Ich war fest entschlossen, mir jede Einzelheit zu merken.
    Die Tür öffnete sich, und es kam jemand herein, der mir vom Tisch hinunter und aus dem Zimmer half. Er führte mich durch einen mit Teppich ausgelegten Korridor und anschließend eine Treppe hinunter. Als wir unten angekommen waren, ließ er meinen Arm los. »Bleib hier stehen und rühr dich nicht. Jemand wird dich abholen.«
    Ich konnte hören, wie er die Stufen wieder hinaufstieg. Anschließend erreichte mich von irgendwo unten das entfernte Geräusch von aufbrandendem Beifall. Schritte kamen auf mich zu; dann packte jemand meinen Arm. »Jetzt bist du dran, Spencer.« Es war Pollack.
    »Was kommt jetzt?«
    »Nur Geduld«, sagte er. »Du bist gleich am Ziel.«
    Er führte mich eine Treppe hinunter und in einen anderen Raum. Ich konnte fühlen, dass tausend Augenpaare auf mir ruhten, als ich über die knarrenden Bodenplanken ging. Ein paar Männer flüsterten meinen Namen, als ich vorbeikam.
    »Hier lang«, sagte Pollack und zog mich an seine Seite. »Mach einen großen Schritt nach oben und dann noch einen. Keine Sorge, ich halt dich fest.« Vertrauensvoll nahm ich seinen Arm und folgte seinen Anweisungen, während weitere Hände mir behilflich waren, auf den Tisch zu klettern. Sie drehten mich um und klopften mir auf die Schultern.
    »Bist du bereit, Spencer?«, fragte Pollack. Dann flüsterte er: »Es war ein weiter Weg vom Pink Bitch bis hierher.«
    Damit zauberte er ein Lächeln in mein Gesicht. »So bereit werde ich nie wieder sein«, sagte ich und spürte, wie seine Hände den Knoten meiner Augenbinde lösten.

40
     
    »Meine Herren vom Gas, darf ich euch vorstellen – Spencer Q. Collins, unser jüngster Bruder.«
    Die Augenbinde fiel herab, und meine Augen blinzelten auf ein Meer smokingtragender Männer hinunter.
    »Lang lebe das Gas!«, war der allgemeine Hochruf, als überall im Raum Beifall und begeisterte Pfiffe aufbrandeten. Hier stand ich nun und sah in die Gesichter von Generationen von Delphic-Männern, von denen einige an langen Zigarren pafften und andere ihr Glas zu einem Toast hoben.
    Nach drei Monaten Geheimniskrämerei und Spekulation fielen meine Blicke endlich auf die dunklen Wände, die aus einer englischen Burg gerettet und über den Atlantik verschifft worden waren. Der Raum strotzte vor Tradition und trug die Spuren zahlloser Abende wie diesem, von dichtem Zigarrenrauch und von Erinnerungen an längst vergangene Jahre. Wie viele hatten schon gestanden, wo ich jetzt stand, und gehört, wie ihr Name den versammelten Brüdern verkündet

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