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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Alumni-Schatzmeister und gleichzeitig Zeremonienmeister des Abends, und wir haben ein großartiges Programm für euch vorbereitet. Die wichtigste Aufgabe besteht heute darin, die Novizen standesgemäß zu ihrem abschließenden Abendessen zu begrüßen.« Auf dieses Stichwort erhoben die Mitglieder sich wie auf Kommando und hoben ihre Gläser. Dann sagte Stohler: »In diesen heiligen Hallen sind euch Legionen großartiger Männer vorangeschritten, und viele nachfolgende Generationen werden in eure Fußstapfen treten. Ihr steht nunmehr auf den Schultern der tapferen Seelen des Delta Phi und fordert euren rechtmäßigen Platz im gerühmten Pantheon der gefallenen Helden der Vergangenheit, ihr Fackelträger von heute und Lenker von morgen. Trinkt lange und tief, meine neuen Brüder, und wisset, dass ihr im Gas allzeit willkommen sein werdet.«
    »Hört! Hört!«, grölte die Menge, und wir feierten den ersten von vielen Trinksprüchen des Abends.
    »Na, wie gefällt es dir bis jetzt?«, fragte Hutch, der zu meiner Rechten saß. »Ist es nicht großartig? Heute Abend isst und trinkst du wie ein König.«
    »Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte«, sagte ich. »Aber bestimmt nicht das. Es ist ein umwerfendes Gefühl, endlich hier sitzen zu dürfen.«
    Salate wurden aufgetragen, Wein- und Champagnergläser wurden lautstark auf den Tisch zurückgestellt. Gerade als alle zulangen wollten, breitete sich Unruhe im Saal aus. Ein Alumnus stand auf seinem Stuhl und schlug mit dem Messer gegen sein Glas. Mit Flüchen und Messerhieben bekämpfte er andere Mitglieder, die ihn wieder herunterziehen wollten. Sein langes dunkles Haar war wirr, seine Fliege hing über der Schulter, und er lallte nur noch.
    »Das ist Clark Meriwether«, sagte Hutch. »Keine Sorge, er verliert ständig die Kontrolle über sich selbst. Jedes Jahr macht er sich erneut zum Narren. Das ist jetzt mein dritter Initiationsabend, und ich habe noch nie erlebt, dass er nüchtern nach Hause gegangen ist. Er kommt schon besoffen hier an.« Der Rest des Saals verfiel in Schweigen, als die Mitglieder klugerweise beschlossen hatten, Meriwether lieber seinen Willen zu lassen als ihre Enthauptung zu riskieren. Meriwether verkündete, dass er einen Witz über drei geile Sekretärinnen erzählen wolle, die zusammen in der Damentoilette saßen. Er begann konzentriert, verlor auf halber Strecke jedoch den Faden, und der Rest seines Vortrags war völlig unverständlich.
    Dennoch brach der Saal in wilde Beifallsstürme aus, und Meriwether bedankte sich mit einer Verbeugung, die ihn geradewegs in die Arme der neben ihm Stehenden purzeln ließ.
    »Wer ist der Mann?«, fragte ich.
    »Er hat vor zehn Jahren seinen Abschluss gemacht«, sagte Hutch. »Seine Familie gehört dem Club an, seit das Haus erbaut wurde. Er stammt aus einer großen Diamantendynastie, der einst der Hope-Diamant gehörte. Sein Großvater hat dem Club Aktien im Wert von zehn Millionen Dollar hinterlassen. Die Treuhänder haben zehn Millionen Gründe, nachsichtig mit ihm zu sein.«
    Die Dienstboten brachten riesige Silberplatten auf den Tisch und lüfteten die Hauben, unter denen goldene Brathühnchen zum Vorschein kamen, die mit gedünstetem Spargel und Porreekartoffeln garniert waren. Während des Essens standen etliche Mitglieder auf und erzählten ihre Witze, die meisten davon unterhaltsam und allesamt sexueller Natur. Ich beobachtete die Gesichter der Dienstmädchen, um zu sehen, wie sie darauf reagierten, doch sie räumten stoisch die Teller ab und schenkten Getränke nach.
    Verschiedene Desserts wurden aufgetragen und Kaffee und Cappuccino mitsamt verschiedenen Likören serviert. Stohler stellte sich auf seinen Stuhl an der Quertafel und bat um unsere Aufmerksamkeit. Er stellte offiziell die restlichen graduierten Mitglieder vor, die neben ihm an der Tafel saßen, und erklärte, welche Positionen sie in der Hierarchie des Clubs einnahmen. Anschließend läutete er die Witzrunde ein, die traditionell den Mahlzeiten folgte.
    »Es ist eine uralte Tradition des Gas, dass man nach einem großartigen gemeinsamen Mahl die Runde für Witze öffnet«, sagte Stohler. »Aber es gibt gewisse Regeln. Erstens: Verschwendet unsere Zeit nicht mit Witzen, die meine fünfjährige Tochter erzählen könnte. Zweitens: Wenn die Gemeinschaft zu der Auffassung kommt, dass dein Witz eines Delphic-Mannes nicht würdig ist, musst du auf das Elend, das du über uns gebracht hast, einen trinken. Also dann, ich werde den Anfang

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