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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Kurzsprint hintereinander, beginne ich mich auch zu fragen, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe.«
    »Du bist uns wärmstens empfohlen worden«, sagte Duke.
    »Was meinst du damit?«
    »Einige unserer Mitglieder haben eine ziemlich hohe Meinung von dir«, sagte er. »Das ist gut. Wir brauchen ein paar neue Gesichter in unserem Club. Wir haben ge nug Tennisspieler und Erben. Nach einer Weile verliert so etwas seinen Glanz. Du bist aus Chicago, wie ich höre?«
    »Geboren und aufgewachsen«, sagte ich. »Und woher stammst du?«
    »New York City, Manhattan. Schon mal da gewesen?«
    »Noch nicht, aber ich kann es gar nicht erwarten.«
    »Es ist die großartigste Stadt der Welt«, sagte Duke. »Mein Vater arbeitet im auswärtigen Dienst, wir sind also ziemlich weit in der Welt herumgekommen. Rom, London, Paris, Hongkong, Berlin und so weiter. Aber jedes Mal, wenn ich nach Hause zurückkomme, wird mir eines klar: New York hat alles.«
    »In welcher Gegend lebst du?«
    »Upper East Side, Neunundsechzigste und Park Avenue. Ziemlich langweiliger Teil der Stadt. Eine Menge reicher, alter Leute, die nachts ihr Geld zählen. Ich verbringe die meiste Zeit damit, im West Village herumzuhängen.«
    »Greenwich Village?« Ich erinnerte mich, dass ich über diesen Stadtteil etwas gelesen hatte, als ich mich an der New York University bewarb.
    »Genau. Greenwich Village gehört zur Westside, das East Village liegt östlich des Broadway. Ich mag den Westen lieber. Er ist offener, vielfältiger und künstlerischer. Wenn du im Sommer jemals in der Stadt sein solltest, schau bei mir vorbei. Ich zeig dir gern die Gegend. Du wirst dich prächtig amüsieren. Und die Mädels an der New York University Summer School sind die Wucht.«
    Janice kam mit unseren Getränken. Duke zwinkerte ihr zu und nahm sie entgegen. Als wir gerade gehen wollten, kam einer von Dukes Freunden auf uns zu. Er machte mich mit einem anderen Kandidaten bekannt, Jason Arnaud aus der Rudermannschaft. Ich musterte den langen Blonden mit seinen kurzgeschorenen Haaren, den himmelblauen Augen und den von langen Jahren an den Ruderpinnen schwielig gewordenen Händen. Während er und Duke sich über Boote und Regatten unterhielten, folgte ich der Konversation nur mit halbem Ohr und inspizierte den Saal, ließ den Blick schwelgerisch über die dramatischen Dekors schweifen und fragte mich die ganze Zeit, was meine Mutter oder meine Großeltern wohl gesagt hätten, wenn sie neben mir gestanden und erlebt hätten, wie die Jazzband aufspielte und der Champagner in Strömen floss. Unsere einzige Chance, solche Häuser zu sehen, waren Filme und Zeitschriften. Ich musste mich ständig selbst daran erinnern, dass ich tatsächlich ein geladener Gast war und kein Zuschauer, der sich durch die Hintertür hineingeschlichen hatte. Ich wollte mich später an jedes Detail erinnern können, damit ich es mit nach Hause nehmen und ihnen erzählen konnte – die Silberarbeiten, die auf dem Kaminsims aufgereiht standen, die antiken Gewehre in beleuchteten Vitrinen und die glitzernden Kristallvasen auf jedem Tisch. Allein in diesem Raum gab es genug Möbel, um unsere Wohnung zweimal einzurichten.
    Ich bemerkte einen älteren Mann mit einer königlichen Silbermähne, der sich durch den Saal arbeitete. Er trug einen grauen, einreihigen Nadelstreifenanzug, ein blaues Hemd und eine gewagte rote Krawatte. Er stützte sich auf einen langen schwarzen Stock, auf dem ein Löwenkopf aus Messing saß. Alle schienen sich darum zu reißen, sich ihm vorstellen zu dürfen. Diejenigen, die ihm nicht nahe genug kamen, neigten ehrfürchtig ihre Köpfe, als er an ihnen vorüberschritt. Er war wie ein Filmstar, der den roten Teppich entlangschritt. Er begegnete meinem Blick und begann auf mich zuzukommen. Als er näher kam, konnte ich die Falten in seiner gebräunten, ledrigen Haut erkennen.
    »Hallo, ich glaube, wir haben uns noch nicht vorgestellt«, sagte er, nahm seinen Stock in die linke Hand und streckte mir seine rechte entgegen. »Ich bin Stanford L. Jacobs, Jahrgang 47. Ich bin heute Abend Ihr Gastgeber.« Er besaß den ganz besonderen Tonfall derjenigen, für die Privilegien selbstverständlich sind.
    »Ich bin Spencer Collins, Jahrgang 91«, sagte ich und ergriff seine Hand.
    »Ist es das erste Mal, dass Sie an einer dieser Veranstal tungen teilnehmen, oder wurden Sie bereits von einem der anderen Clubs in die Auswahl gezogen?«, fragte er.
    »Nein, das ist das erste Mal für mich«, sagte ich.

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