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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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junger Mann an, Ash.«
    Dann sagte Ashley: »Gib mir den Hörer, Mama.« Sekunden später: »Hallo, Spencer.«
    »Was ist bei dir so los?«, fragte ich.
    »Nichts. Ich hole ein bisschen versäumte Arbeit nach.«
    »Was machst du heute Abend?«
    »Ich schreibe einen Aufsatz.«
    »An einem Samstagabend?«
    »Er muss am Montag fertig sein, und morgen muss ich arbeiten.«
    »Hast du schon gegessen?«
    »Ist es nicht ein bisschen früh fürs Abendessen?«
    »Nicht, wenn wir vorher ins Kino gehen.«
    »Ist es eine Angewohnheit von dir, Mädchen immer erst im letzten Augenblick zu so was einzuladen?«
    »Es ist nicht der letzte Augenblick. Der Film fängt erst in drei Stunden an.«
    Ein paar Sekunden herrschte Stille; dann antwortete sie: »Wenn ich mitkomme, ist das aber immer noch keine Verabredung, klar?«
    »Natürlich nicht. Du würdest ja nie mit einem Harvardschnösel ausgehen.«
    »Genau.«
    »Es wäre nichts anderes als ein weiteres glückliches Zusammentreffen«, sagte ich und hielt ein Lachen zurück.
    »So ist es. Und ich muss vor Mitternacht zu Hause sein.«
    »Da es bereits unser zweites Treffen ist – könnte es sein, dass der Abend vielleicht mit einem Kuss endet?«
    »Überreiz dein Blatt nicht, Mr. Harvard.«
     
    Ich hatte geduscht und mich umgezogen und war bereits auf dem Weg nach draußen, als das Telefon klingelte. Ich überlegte zuerst, ob ich rangehen sollte – es konnte ja Ashley sein, die unser Treffen absagen wollte –, doch im letzten Augenblick überkam mich ein Anfall von Kühnheit.
    »Spence, ich bin’s, Dalton.«
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Die Familie fliegt morgen zur Begräbniszeremonie nach Wild Winds.«
    »Hast du schon was gehört?«
    »Sie sagen, sein Herz hat einfach aufgehört zu schlagen.«
    »Aber es schien ihm ganz gut zu gehen, als wir ihn verließen. Wird eine Autopsie vorgenommen?«
    »Das bezweifle ich. Hier sind alle der Meinung, dass er alt und krank gewesen ist und dass seine Zeit gekommen war. Er hat Anweisung hinterlassen, dass sein Körper verbrannt und seine Asche zweimal um den Besitz geflogen werden soll, bevor sie über dem Felsengarten ausgeschüttet wird.«
    »Was ist mit dem Mädchen, das gesehen hatte, wie sich beim Fenster etwas bewegte?«
    »Sie sagte, dass das Fenster ganz bestimmt geschlossen war, als sie das Zimmer verließ, aber als sie wieder hineinkam, war es offen. Sie meinte gesehen zu haben, dass die Vorhänge sich bewegten, aber es könnte auch der Wind gewesen sein.«
    »Weiß sonst noch jemand in deiner Familie, dass wir vorher bei ihm waren?«
    »Noch nicht.«
    »Wann kommst du zurück?«
    »Hoffentlich schon am Montagabend. Und was das Buch betrifft, habe ich einen Entschluss gefasst. Wir sollten es lesen und daraufhin entscheiden, wie wir weitermachen.«
    »Das sehe ich genauso.«
    »Ich rufe dich spätestens am Montag an, wenn ich wieder da bin«, sagte er.
    »Ich bin heute Abend mit Ashley verabredet.«
    »Ashley aus der Küche?«
    »Genau. Heute Abend führe ich sie richtig aus.«
    »Du Teufelskerl. Ich hätte nie gedacht, dass so viel Mumm in dir steckt.«
    »Sie ist ein cleveres Mädchen.«
    »Wen interessiert, wie clever sie ist. Blaustrümpfe haben wir genug auf dem Campus herumlaufen. Sie sieht klasse aus. Nur das zählt.«
    »Und bislang haben wir sie nur in Uniform gesehen.«
    Ich hielt vor einem Bankomaten am Square und plünderte mein Konto. Der Square war überlaufen von Ruderern in Radfahrerhosen und dicken Baumwollsweatshirts, die den Namen ihrer jeweiligen Universität herausbrüllten. Korpulente, rotwangige Cambridger Polizisten standen an jeder Straßenecke, behielten die trunkenen Zecher im Auge und den Schlagstock fest in der Hand.
    Ich hatte mein Budget für den Abend im Kopf bereits aufgestellt, als ich in die U-Bahn sprang und zur Park Street Station fuhr. Ich ging davon aus, dass auf meiner Ausgabenseite zwei Kinokarten, eine mittlere Tüte Popcorn, zwei Flaschen Brause, ein Abendessen, eine Taxifahrt und eine extra Wertmarke für ihre U-Bahnfahrt nach Hause stehen würden. Also blieb am Ende des Abends gerade genug übrig, um den Zug zurück nach Cambridge nehmen zu können. Kam etwas Unvorhergesehenes dazu, hatte ich einen langen Spaziergang über den Fluss und die ganze Massachusetts Avenue vor mir.
    Ashley wartete bereits in der Lobby des Kinos, als ich eintraf. Sie stand allein hinter dem äußersten Fenster. Ich blieb stehen, betrachtete sie für einen Augenblick und konnte nicht glauben, dass ich mit dem

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