Der Geheime Orden
rutschte zu ihr hinüber, bis unsere Schultern sich fast berührten, und dann ertappte ich sie mindestens zweimal dabei, wie sie zu mir herübersah. Für den Rest des Films verließ ihre Hand nicht mehr meine Seite, und ich verschwendete keinen Gedanken mehr an Das Feld der Träume.
Als der Film vorbei war und Crystal sein Mädchen bekommen hatte, schlug ich Ashley ein paar Restaurants vor, die den Rahmen meines Budgets nicht sprengten. Sie entschied sich für das günstigste, einen Soul-Food-Laden am Rande von Roxbury namens Bob the Chefs. Ich beschloss, das Taxigeld für ihre Heimfahrt aufzuheben, und wir nahmen die U-Bahn zur Massachusetts Avenue und gingen die letzten paar Schritte zu diesem berühmten Bostoner Restaurant, wo Filmstars Seite an Seite mit Automechanikern saßen, die den süßen Eistee literweise tranken und eine ganze Batterie von Hühnchen und gegrillten Rippchen verzehrten.
Wir kamen genau zur richtigen Zeit, da an vielen Tischen gerade gezahlt wurde und die meisten der Wartenden sich etwas zum Mitnehmen bestellten. Wir bekamen einen Platz an der Rückwand neben einem geschäftsmäßig aussehenden weißen Pärchen, das seine saftigen Rippchen wie alle anderen mit den Fingern aß, bevor sie sie abschleckten und sich neue holten.
Ashley und ich verbrachten die meiste Zeit unseres Abendessens damit, Ansichten über den Film auszutauschen und uns zu fragen, ob ein schwarzer Filmemacher jemals etwas wie Harry und Sally schreiben und produzieren dürfte, ohne dabei die Klischees von Bandenkriminalität und Straßenkriegen zu bedienen.
Wie bei den meisten guten Soul-Food-Läden kam der erste Gang innerhalb weniger Minuten auf unseren Tisch. Ich sah mich einem Teller mit Rippchen gegenüber, während Ashley es mit zwei goldbraun gebratenen Schweinekoteletts zu tun bekam.
»Und was machen deine Eltern so?«, fragte ich.
»Meine Mutter arbeitet in einem der Universitätsclubs in der Innenstadt.«
»Und dein Vater?«
»Ich habe keinen mehr. Er ist vor sieben Jahren gestorben.«
»Tut mir Leid.«
»Das braucht es nicht. Es hat uns das Leben gerettet.«
»Wie meinst du das?«
»Mein Vater war Alkoholiker«, sagte sie und sah von ihrem Teller auf. »Von der schlimmsten Sorte. Er hat uns an jedem Tag seines Lebens gequält. Dass er diese Welt verlassen hat, war ein einziger Segen.« Ich nickte, unsicher, worüber wir als Nächstes sprechen sollten. Dann sagte sie: »Was ist mit deinen Eltern?«
»Meine Mutter arbeitet als Sekretärin«, sagte ich. »Meinen Vater kenne ich nicht. Er hat uns verlassen, als ich noch ein Baby war.«
»Hast du ihn jemals getroffen?«
»Nie.«
»Hast du schon mal ein Bild von ihm gesehen?«
»Nie.«
»Weißt du, wo er lebt?«
»Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt noch lebt. Es interessiert mich auch nicht.«
»Du bist also ein Muttersöhnchen.«
»In gewisser Weise, ja. Es gab immer nur uns beide.«
»Sie muss wahnsinnig stolz darauf sein, dass du in Harvard bist.«
»Sie hat mich dazu gebracht.«
»Wo wolltest du hingehen?«
»Nach Georgetown. Da hätte ich in einer besseren Basketballmannschaft spielen können.«
»Aber Harvard ist die bessere Uni.«
»Allmählich redest du wie meine Mutter.«
»Zum Glück hast du auf sie gehört.«
»Warum sagst du das?«
»Wenn nicht, wärst du mir nie begegnet.« Sie überwältigte mich mit ihrem Lächeln, und ich war hin und weg.
Ashley wollte nicht, dass ich sie an diesem Abend bis nach Hause begleitete, aber ich konnte sie zumindest bewegen, auf meine Kosten ein Taxi zu nehmen. Wir standen an der Ecke Massachusetts und Columbus Avenue. Autos flitzten vorbei, und der Wind ließ die Straßenlaternen klappern. Das Haar wurde Ashley aus dem Gesicht geweht, und ich sah ihr das erste Mal direkt in die Augen. Es ist erstaunlich, wie sehr der Verstand alles Körperliche ausblenden kann. Ich spürte die Kälte kein bisschen, als wir dastanden und uns verabschiedeten.
»Es war ein wirklich schöner Abend«, sagte sie. »Danke für das Kino und das Essen.«
»Heißt das, wir können es noch mal machen?«, fragte ich.
»Wahrscheinlich nicht.«
»Warum?«
»Wenn du so weitermachst, könnte ich dich irgendwann mögen.«
»Und was wäre daran so verkehrt?«
»Ich gehe nicht mit Harvardschnöseln aus.«
»Gut, dann suche ich mir morgen eine andere Uni.«
»Welche würdest du nehmen?«
»Boston College.«
»Dann könntest du bald als Sportidiot enden.«
»Immer noch besser als ein arroganter
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