Der geheime Stern
Er reichte Cade den Stein. “Ich werde morgen früh ebenfalls mit Dr. Linstrum sprechen.”
Cade machte drohend einen Schritt auf ihn zu. “Hören Sie, Buchanan …”
“Nein.” Schnell trat Bailey zwischen die beiden Männer. “Lieutenant Buchanan hat recht, Cade. Das Ganze ist ab jetzt sein Fall.”
“Meiner ist es nach wie vor!” Cade warf Seth einen letzten, warnenden Blick zu, bevor er mit dem Stein aus dem Zimmer marschierte.
“Danke, dass Sie Grace so schnell zu uns gebracht haben, Lieutenant.”
Seth schaute auf Baileys ausgestreckte Hand. Offenbar sollte er verabschiedet werden.
“Tut mir leid, Sie gestört zu haben, Ms. James.” Sein Blick wanderte zu M.J. “Ms. O’Leary, halten Sie sich bitte zur Verfügung.” Er nickte knapp. “Ms. Fontaine? Sie kommen mit mir. Ich fahre Sie zurück.”
“Nein!” M.J. stellte sich schützend vor Grace. “Sie wird heute nicht in ihr Haus zurückkehren. Sie bleibt hier. Bei uns.”
“Sie müssen ja nicht nach Hause zurück, Ms. Fontaine”, erwiderte Seth unbeeindruckt. “Aber es gibt da ein paar Fragen, die Sie mir in meinem Büro beantworten sollten.”
“Das kann doch nicht Ihr Ernst sein …”
Seth unterbrach Bailey mit einem eisigen Blick. “Ich habe eine Leiche in der Gerichtsmedizin liegen. Das nehme ich sogar sehr ernst.”
Jack, der die ganze Zeit über stumm dagestanden hatte, starrte ihn an. “Sie sind ein ganz schöner Hecht, was, Buchanan? Warum gehen Sie und ich nicht nach nebenan und … diskutieren das Ganze wie Männer?”
“Schon gut, schon gut.” Grace rang sich ein Lächeln ab. “Jack, richtig?”
“Richtig.” Er wandte seine Aufmerksamkeit lange genug von Seth ab, um Graces Lächeln zu erwidern. “Jack Dakota. Freut mich, Sie kennenzulernen … Miss April .”
“Oh, die alten Jugendsünden.” Mit einem kleinen Kichern hauchte sie ihm einen Kuss auf die zerschundene Wange. “Danke für das Angebot, den Lieutenant für mich zu verprügeln, Jack. Aber Sie sehen so aus, als ob Sie schon ein paar Runden hinter sich hätten.”
Grinsend fuhr er sich mit dem Daumen übers Kinn. “Ein paar Runden mehr wären schon noch drin.”
“Das bezweifle ich nicht. Aber leider muss ich zugeben, dass Lieutenant Buchanan recht hat.” Sie strich sich das Haar zurück und wandte sich wieder an Seth. “Sie sind zwar taktlos, aber Sie haben recht. Sie brauchen Ihre Antworten, also werde ich mit Ihnen fahren.”
“Du wirst nicht zurück in dein Haus gehen!”, rief Bailey. “Nicht allein.”
“Ist schon gut. Wenn es Ihnen recht ist, Lieutenant, dann mache ich meine Aussage, packe ein paar Dinge zusammen und komme wieder her.” Sie warf Cade einen koketten Blick zu, als dieser zurück ins Zimmer trat. “Haben Sie noch ein Bett frei, Darling?”
“Aber sicher. Ich könnte mit Ihnen kommen, Ihnen beim Packen helfen und Sie anschließend wieder herbringen.”
“Nein, Sie bleiben bei Bailey. Ich bin sicher, dass Lieutenant Buchanan und ich schon miteinander klarkommen werden.” Sie nahm ihre Handtasche, dann umarmte sie M.J. und Bailey noch einmal fest. “Macht euch keine Sorgen um mich. Immerhin stehe ich jetzt unter Polizeischutz.” Sie warf Seth ein strahlendes Lächeln zu. “Ist es nicht so, Lieutenant?”
“Gewissermaßen.” Er trat zur Seite, um sie vorgehen zu lassen.
Sie wartete, bis sie im Auto saßen, dann erklärte sie: “Ich möchte die Leiche sehen.” Sie winkte den vieren zu, die an der Eingangstür standen. “Sie muss doch bestimmt identifiziert werden, oder nicht?”
Es überraschte ihn, dass sie einen so kühlen Kopf bewahrte. “Ja.”
“Dann bringen wir es hinter uns. Hinterher werde ich Ihnen Ihre Fragen beantworten. In Ihrem Büro.” Sie lächelte wieder. “Mein Haus ist momentan ohnehin nicht für Besuch geeignet.”
Sie hatte gewusst, dass es schwer werden würde. Sie hatte gewusst, dass es schrecklich werden würde. Sie war innerlich darauf vorbereitet – zumindest hatte sie das geglaubt. Doch nichts hatte sie wirklich auf den Moment vorbereiten können, in dem sie mit eigenen Augen sah, was von ihrer Cousine übrig geblieben war.
Es war kaum überraschend, dass man Melissa mit ihr verwechselt hatte. Auch wenn ihr Gesicht vollkommen zerstört war, war die Ähnlichkeit unübersehbar.
“Das ist Melissa.” Ihre Stimme hallte von den kühlen, kargen Wänden wider. “Meine Cousine Melissa Fontaine.”
“Sind Sie sicher?”
“Ja. Wir sind in dieselbe Sauna gegangen, ich kenne
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