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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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den Rand des Schreibtischs, worauf ihr Rock einen gefährlichen Zentimeter höher rutschte. “Grace Fontaine. Ist es in Ordnung, wenn ich hier auf ihn warte, Detective? Oder störe ich Sie bei der Arbeit?”
    “Ja … äh, nein. Natürlich nicht.”
    “Das ist alles so aufregend.” Mit ihrem strahlenden Lächeln erhöhte sie die Raumtemperatur noch einmal um einige Grad. “Die Polizeiarbeit, meine ich. Sie haben bestimmt viele interessante Geschichten zu erzählen.”
    Als Seth sein Telefonat beendet hatte, ging er nach nebenan. Carters Schreibtisch war komplett umstellt. Er hörte ein dunkles, heiseres Frauenlachen aus dem Zentrum der Menge aufsteigen und sah ein Dutzend seiner besten Männer wie Hunde vor einem saftigen Knochen hecheln.
    Diese Frau, so viel stand fest, würde ihm noch eine Menge Kopfzerbrechen bereiten.
    “Wie ich sehe, sind heute Morgen bereits alle Fälle gelöst worden. Ist das Verbrechen auf wundersame Weise zum Erliegen gekommen?”
    Der dröhnende Klang seiner Stimme hatte den erwünschten Effekt. Einige der Männer richteten sich ruckartig auf, andere, weniger schüchterne, liefen grinsend zurück an ihre Plätze. Carter errötete bis unter den zurückweichenden Haaransatz. “Äh, Grace … ich meine, Miss Fontaine möchte Sie sprechen, Lieutenant, Sir.”
    “Das sehe ich. Sind Sie mit dem Bericht fertig, Detective?”
    “Ich arbeite daran.” Carter schnappte sich die Unterlagen, die er zur Seite gelegt hatte, und verschanzte sich dahinter.
    “Ms. Fontaine.” Seth deutete mit einem Kopfnicken in Richtung seines Büros.
    “Es war sehr nett, Sie kennenzulernen, Michael!” Im Vorübergehen berührte sie Carter wie zufällig an der Schulter.
    “Sie können jetzt vom Gas gehen”, bemerkte Seth trocken, als er die Bürotür hinter ihr schloss. “Hier brauchen Sie es nicht.”
    “Das weiß man nie, oder?” Sie schlenderte an ihm vorbei, so nah, dass ihre Körper sich berührten, und sie glaubte zu spüren, wie er sich versteifte. Wenn auch nur ein wenig. Sein Blick jedoch blieb gleichgültig, kühl und unbeeindruckt. Pikiert sah sie sich im Raum um.
    Das Beige der Wände ging auf deprimierende Weise in das Beige des alten Linoleumbodens über. Ein überladener Tisch, graue Aktenschränke, ein monströser Computer, Telefon und ein kleines Fenster, das den Raum allerdings nicht einladender machte.
    “Aha, die Machtzentrale”, murmelte sie. Es enttäuschte sie, dass sie nichts Persönliches entdecken konnte, keine Fotos, keine Sporttrophäen. Nichts, das irgendwelche Rückschlüsse auf den Mann hinter der Dienstmarke zuließ.
    Wie zuvor setzte sie sich auf die Kante des Schreibtischs. Seth betrachtete sie ausdruckslos. Zu sagen, dass sie aussah wie ein Sonnenstrahl, wäre ein Klischee gewesen. Und auch nicht richtig, wie er entschied. Sonnenstrahlen waren zahm – warm und freundlich. Sie hingegen erinnerte ihn an einen grellen Blitz. Heiß. Tödlich.
    Selbst ein Blinder hätte diese schimmernden Beine unter dem engen gelben Rock bemerkt. Doch Seth lief einfach drum herum, setzte sich und sah Grace ins Gesicht.
    “Ein Stuhl wäre sicher bequemer.”
    “Ich finde es angenehm so.” Träge nahm sie einen Kugelschreiber zur Hand. “Ich vermute, auf diesem Stuhl schmoren sonst die Verdächtigen.”
    “Nein, dafür haben wir unten ein Verlies.”
    Unter anderen Umständen hätte sie lachen müssen. “Und? Bin ich eine Verdächtige?”
    “Das werde ich Sie rechtzeitig wissen lassen.” Er neigte den Kopf zur Seite. “Sie haben sich schnell erholt, Ms. Fontaine.”
    “Ja, allerdings. Sie haben Fragen, Lieutenant?”
    “Habe ich. Setzen Sie sich. Auf den Stuhl!”
    Sie verzog die Lippen zu einem Schmollmund. Zu einem verlockenden “Komm-und-küss-mich”-Schmollmund. Hilflos spürte er, wie die Lust durch seinen Körper rauschte – was er ihr übel nahm.
    Grace glitt vom Tisch, setzte sich tatsächlich auf den Stuhl und schlug dann sehr, sehr langsam die atemberaubenden Beine übereinander.
    “Besser?”
    “Wo waren Sie am Samstag zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens?”
    In dieser Zeit ist es also passiert, dachte sie und versuchte, das Ziehen in der Magengegend zu ignorieren. “Wollen Sie mir nicht zuerst meine Rechte vorlesen?”
    “Sie sind nicht angeklagt, und Sie brauchen auch keinen Anwalt. Es handelt sich nur um eine simple Frage.”
    “Ich war in den Bergen. Ich habe ein Haus im Westen von Maryland. Ich war allein und habe kein Alibi. Brauche ich vielleicht

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