Der geheime Stern
Vertrautes. Langsam drückte er ihre Hand nach unten.
“Passen Sie lieber auf, welche Knöpfe Sie drücken.”
Erregung, pure Erregung flutete durch ihren Körper. “Sparen Sie sich Ihre Ratschläge”, sagte sie sanft. “Ich drücke gerne Knöpfe. Und ganz offenbar besitzen Sie so einige, die um Aufmerksamkeit betteln.” Sie ließ ihren Blick bewusst auf seinem Mund ruhen. “Richtiggehend betteln.”
Er stellte sich vor, wie er sie gegen die Tür drückte und sich in ihrer Hitze verlor. Und weil sie mit Sicherheit wusste, dass ein Mann sich genau das vorstellte, trat er einen Schritt zurück und öffnete ihr die Tür.
“Vergessen Sie nicht, Ihren Besucherausweis am Empfang abzugeben”, bemerkte er trocken.
Er ist ziemlich cool, dachte Grace, als sie wieder in ihr Auto stieg. Attraktiv, erfolgreich, unverheiratet – ein Detail, das sie dem arglosen Detective Carter entlockt hatte – und verschlossen.
Eine Herausforderung.
Und eine Herausforderung war genau das, was sie jetzt brauchte, um sich von den letzten Ereignissen abzulenken. In ein paar Stunden musste sie ihrer Tante gegenübertreten, und die würde ihr Fragen stellen und ihr Vorwürfe machen, dessen war sie sich sicher. So lief das nun mal in ihrer Familie: Frag Grace, nimm von Grace. Und dann zeig mit dem Finger auf Grace. Sie wusste nicht, was davon sie wirklich verdient und was sie einfach nur zusammen mit dem großen Vermögen ihrer Eltern geerbt hatte.
Es spielte auch keine Rolle. Es war so, ob es ihr nun gefiel oder nicht.
Sie bog in die Auffahrt zu ihrem Haus ein und betrachtete die Villa. Die einzigartige Bauweise, das Zusammenspiel von Holz und Glas, die Giebel, das gepflegte Grundstück. Dieses Haus hatte sie unbedingt haben wollen, weil es so elegant war, weil es nah an der City war und vor allem, weil es von hier nicht weit bis zu Bailey und M.J. war.
Doch was sie wirklich brauchte , war das kleine Haus in den Bergen. Es gehörte nur ihr allein. Ihre Verwandtschaft wusste nicht einmal von seiner Existenz. Niemand konnte sie dort finden, wenn sie nicht gefunden werden wollte.
Aber das hier, dachte sie, während sie die Handbremse anzog, ist das schicke, sündhaft teure Haus von Grace Fontaine, der Millionenerbin. Dem Partygirl. Dem ehemaligen Aktmodel, der Harvard-Absolventin. Wollte sie hier weiterhin leben, nach allem, was geschehen war?
Das würde die Zeit zeigen. Zunächst einmal ging es darum, das Rätsel Seth Buchanan zu lösen und einen Weg zu finden, seinen Panzer zu durchdringen.
Nur so zum Spaß.
Sie hörte, wie er den Wagen hinter ihr stoppte, und drehte sich um. Sie schob ihre Sonnenbrille tiefer auf die Nase und musterte ihn über den Rand hinweg. O ja, dachte sie zufrieden. Er war wirklich attraktiv. Sehr, sehr attraktiv. Wie er diesen durchtrainierten, muskulösen Körper bewegte! Sehr ökonomisch. Keine überflüssigen Bewegungen. Wahrscheinlich auch keine überflüssigen Bewegungen im Bett. Grace fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie zusammen dort landeten. Sie hatte das Gefühl – und Männer betreffend zweifelte sie nie an ihren Gefühlen –, dass unter der ruhigen, strengen Fassade ein Vulkan brodelte.
Und es würde ihr großen Spaß bereiten, diesen Mann so lange zu reizen, bis er ausbrach!
Als er auf sie zukam, reichte sie ihm den Hausschlüssel. “Oh, dabei haben Sie ja Ihren eigenen Schlüssel! Ich Dummerchen.” Sie schob die Brille wieder an ihren Platz. “Nun, diesmal können Sie meinen benutzen.”
“Wer besitzt sonst noch einen Schlüssel?”
Mit der Zungenspitze fuhr sie sich über die Oberlippe, äußerst zufrieden, dass sein Blick daran hängen blieb. Immerhin ein Fortschritt. “Bailey und M.J. Männern gebe ich keinen Schlüssel, denen mache ich grundsätzlich selbst die Tür auf.”
“Schön.” Er reichte ihr den Schlüssel zurück und bemerkte amüsiert, wie sie die Stirn krauszog. “Schließen Sie die Tür auf.”
Das Foyer sah noch genauso aus, wie sie es verlassen hatten. Ein wenig hilflos blickte Grace hinauf zur Balustrade.
“Das ist ein tiefer Sturz”, murmelte sie. “Ich frage mich, ob sie noch Zeit hatte nachzudenken. Ich meine, ob sie verstanden hat, was geschah.”
“Kaum.”
“Wahrscheinlich nicht.” Und das war auch besser so. Sie zwang sich, den Kreideumriss zu betrachten. “Nun, wo fangen wir an?”
“Er hat Ihren Safe leer geräumt. Vielleicht sollten Sie eine Liste der Dinge zusammenstellen, die fehlen.”
“Der Safe in der
Weitere Kostenlose Bücher