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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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lassen müssen, aber ich bin doch nicht auf die Idee gekommen, dass sie sich den Schlüssel hat nachmachen lassen!”
    “Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen oder mit ihr gesprochen?”
    Grace dachte angestrengt nach. Daten, Menschen und Veranstaltungen wirbelten in ihrem Kopf durcheinander. “Vor sechs Wochen, vielleicht auch acht. Im Fitnessstudio. Wir sind uns zufällig in der Sauna begegnet, haben aber nicht viel miteinander gesprochen. Wir hatten uns nie viel zu sagen.”
    Was sie jetzt offenbar bedauerte, wie Seth feststellte. Grace schien all die verpassten Gelegenheiten noch einmal Revue passieren zu lassen – etwas, das im Moment nicht besonders hilfreich war. “Hätte Ihre Cousine einem Unbekannten die Tür geöffnet?”
    “Kommt drauf an, wie gut er aussah.” Der Fragen überdrüssig blickte sie ihn eindringlich an. “Hören Sie. Ich weiß nicht, was ich Ihnen noch sagen soll oder wie ich Ihnen helfen kann. Melissa war eine leichtsinnige und arrogante Frau. Sie hat fremde Männer in Bars aufgegabelt, wann immer ihr der Sinn danach stand. Sie hat an diesem Abend jemanden reingelassen, und sie hat dafür mit dem Leben bezahlt. Aber egal, was für ein Mensch sie war: Sie hat es nicht verdient, dafür zu sterben.”
    Geistesabwesend strich sie sich mit einer Hand durchs Haar, versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, während Seth nur dasaß und abwartete. “Vielleicht hat er sie aufgefordert, ihm den Stein zu geben, und sie hat gar nicht verstanden, was er von ihr wollte. Jetzt ist der Stein zum Glück wieder dort, wo er hingehört, nämlich bei Bailey. Falls Sie nicht schon selbst mit Dr. Linstrum gesprochen haben, kann ich Ihnen verraten, dass Bailey sich in diesem Moment mit ihm trifft. Ich weiß nicht, was ich Ihnen sonst noch sagen soll, Lieutenant.”
    Er lehnte sich zurück, ließ seinen kühlen Blick auf ihr ruhen. Wenn er die Diamanten mal für einen Moment außer Acht ließ: Vor seinem inneren Auge zeichnete sich das Bild zweier Frauen, die ein Leben lang Probleme miteinander hatten. Die eine kommt unerwartet nach Hause, findet die andere in ihrem Haus vor. Der Streit eskaliert und endet in einer Handgreiflichkeit. Eine von beiden stürzt aus dem ersten Stock über das Treppengeländer in einen Glastisch.
    Die erste Frau gerät nicht in Panik, sondern verwüstet ihr eigenes Haus, fährt dann wieder davon.
    Hatte Grace Fontaine genügend schauspielerisches Talent, um den Schock nur vorzutäuschen, den er gestern an ihr beobachtet hatte?
    Er vermutete: ja.
    Aber ganz davon abgesehen schien ihm diese Erklärung nicht sehr wahrscheinlich. Eine Verbindung zu den Diamanten war unumstritten, und falls Grace tatsächlich den Sturz ihrer Cousine verschuldet hätte, dann hätte sie vermutlich zum Telefonhörer gegriffen und die Polizei ruhig und beherrscht über den bedauerlichen Unfall informiert.
    “Gut, das reicht für heute.”
    “Schön.” Erleichtert atmete sie auf. “Alles in allem war es gar nicht so schlimm.”
    Er stand auf. “Ich muss Sie bitten, sich für weitere Fragen bereitzuhalten.”
    Jetzt knipste sie ihren Charme wieder an. “Für Sie bin ich doch immer bereit, Lieutenant. Jederzeit.” Mit einem knappen, aufreizenden Lächeln schnappte sie sich ihre Tasche und ging zur Tür. Er folgte ihr in gebührendem Abstand. “Ab wann kann ich mich um mein Haus kümmern? Ich würde es gern so schnell wie möglich in Ordnung bringen.”
    “Ich gebe Ihnen Bescheid.” Er blickte auf seine Uhr. “Wenn Sie so weit sind, Ihre Sachen durchzusehen, um festzustellen, was fehlt, dann rufen Sie mich bitte an.”
    “Genau das habe ich jetzt vor.”
    Er runzelte die Stirn. Er hätte einen seiner Mitarbeiter beauftragen können, sie zu begleiten, aber er wollte sich lieber selbst darum kümmern. “Dann folge ich Ihnen mit dem Wagen.”
    “Polizeischutz?”
    “Wenn Sie es so nennen wollen.”
    “Ich bin gerührt. Warum fahren Sie nicht gleich mit mir?”
    “Ich fahre Ihnen nach”, wiederholte er.
    “Wie Sie wollen.” Sie fuhr ihm mit einer Hand über die Wange, riss dann die Augen auf, als er ihr Handgelenk packte. “Mögen Sie es nicht, gestreichelt zu werden?”, fragte sie süßlich, war aber überrascht, wie schnell ihr Herz mit einem Mal schlug. “Die meisten mögen das.”
    Sein Gesicht war jetzt sehr nah an ihrem, ihre Körper berührten sich fast, die Hitze im Raum wurde drückender. Und da war noch etwas, etwas, das sich zwischen ihnen aufbaute, etwas Altes,

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