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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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jetzt einen Anwalt?”
    “Wollen Sie es unnötig kompliziert machen, Ms. Fontaine?”
    “Einfacher machen kann ich es ja nicht.” Sie winkte ab. Das zierliche Diamantarmband an ihrem Handgelenk sprühte Funken. “Na gut, Lieutenant. Ich versuche, so umkompliziert wie möglich zu sein. Ich möchte meinen Anwalt nicht sprechen – jedenfalls im Moment nicht. Ich erzähle Ihnen einfach, wo ich war. Ich habe am Mittwoch die Stadt verlassen. Und ich habe weder meine Cousine noch sonst irgendjemanden erwartet. Über das Wochenende hatte ich mit einigen Leuten Kontakt. Ich habe in einem Ort in der Nähe meines Hauses eingekauft, außerdem in einer Gärtnerei. Das müsste Freitagnachmittag gewesen sein. Samstag habe ich meine Post abgeholt, und da es sich um einen kleinen Ort handelt, wird die Dame am Schalter sich daran erinnern. Das war vormittags, ich hätte also genug Zeit gehabt, zurückzufahren. Und, fast hätte ich es vergessen: Am Freitag kam der Kurier mit Baileys Päckchen.”
    “Und das fanden Sie nicht merkwürdig? Ihre Freundin schickt Ihnen einen riesigen blauen Diamanten, und Sie denken nicht weiter darüber nach und gehen einfach einkaufen?”
    “Ich habe sie angerufen, aber sie war nicht zu Hause.” Sie hob eine Augenbraue. “Doch das wissen Sie vermutlich schon. Ich fand es tatsächlich merkwürdig, hatte aber andere Dinge im Kopf.”
    “Zum Beispiel?”
    Sie lächelte, doch ihr Blick blieb ernst. “Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen darüber Auskunft zu geben. Jedenfalls habe ich mich gewundert und mir auch ein wenig Sorgen gemacht. Ich dachte, dass es sich vielleicht um eine Kopie handelt. Bailey hatte eine Notiz geschrieben. Darauf stand, dass ich das Päckchen bei mir tragen sollte, bis sie sich meldet. Und genau das habe ich getan.”
    “Keine Zweifel?”
    “Ich hinterfrage die Menschen nicht, denen ich vertraue.”
    Er klopfte mit seinem Stift auf den Schreibtisch. “Sie waren also allein in den Bergen. Bis Montag. Und dann sind Sie zurück in die Stadt gefahren.”
    “Nein, am Sonntag bin ich zur Ostküste hochgefahren. Hatte plötzlich Lust dazu.” Sie lächelte wieder. “Das habe ich oft. Ich habe in einer Frühstückspension übernachtet.”
    “Sie mochten Ihre Cousine nicht?”
    “Nein, nicht besonders.” Sie vermutete, dass dieser abrupte Themenwechsel eine Verhörtechnik war. “Es war nicht leicht, sie zu mögen, und ich versuche nur selten, schwierigen Menschen näherzukommen. Wir wuchsen nach dem Tod meiner Eltern zusammen auf, aber wir haben uns nicht nahegestanden. Ich hatte mich ja sozusagen in ihr Leben gedrängt, und darauf hat sie recht unfreundlich reagiert. Und irgendwann war ich genauso unfreundlich. Als wir älter wurden, hatte sie weniger … Erfolg bei den Männern als ich. Offenbar dachte sie, dass sich das ändern könnte, wenn sie mir etwas ähnlicher würde.”
    “Und hat es das?”
    “Das hängt von der Perspektive ab. Melissa mochte Männer sehr.” Um das Schuldgefühl loszuwerden, das ihr Herz noch immer eisern im Griff hatte, lehnte sie sich zurück und stieß die Luft aus. “Sie hat die Männer wirklich sehr gemocht – was auch ein Grund für ihre Scheidung war. Ihr war die Quantität wichtig.”
    “Und wie dachte ihr Exmann darüber?”
    “Bobbie ist ein …” Sie brach ab, löste dann die innere Spannung mit einem fröhlichen Lachen. “Falls Sie glauben, dass Bobbie sie bis zu meinem Haus verfolgt und umgebracht hat, um dann alles zu verwüsten und pfeifend davonzumarschieren, dann irren Sie sich. Er ist ein Schwächling. Und ich glaube, er befindet sich derzeit in England. Er liebt Tennis und verpasst Wimbledon niemals. Das können Sie gern überprüfen.”
    Und wie er das überprüfen würde. Seth machte sich eine Notiz. “Manche Menschen würden niemals selbst töten, haben aber nichts dagegen, einen anderen dafür zu bezahlen.”
    Sie seufzte. “Wir wissen doch beide, dass nicht Melissa gemeint war, Lieutenant. Es ging um mich . Melissa war nur zufällig in meinem Haus.” Nervös stand sie auf, lief zu dem winzigen Fenster und betrachtete den trostlosen Ausblick. “Sie hat sich schon zweimal in meinem Haus in Potomac eingenistet, während ich weg war. Beim ersten Mal habe ich nichts gesagt. Beim zweiten Mal hat sie für meinen Geschmack etwas zu intensiv in meinen Sachen geschnüffelt. Wir hatten einen Streit deswegen, ich habe den Zweitschlüssel eingesammelt, und sie rannte beleidigt davon. Ich hätte auch die Schlösser auswechseln

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