Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Titel: Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
Vom Netzwerk:
nehmen wir nach diesem Zeitpunkt keine Bestellungen mehr entgegen, aber da es sich um Sie und Ihren jungen Freund handelte, Sir –«
    Dickinson unterbrach ihn: »Und kamen Sie geradewegs von der dritten Klasse hierher, oder haben Sie noch einen weiteren Zwischenstopp eingelegt, um sich zu amüsieren?«
    »Wir kamen schnurstracks hierher«, erwiderte ich. »Ich hatte Hunger, und wir beeilten uns. Stimmt: Das Licht ging wieder, und deshalb kamen wir leichter voran.«
    »Und unterwegs fiel Ihnen nichts Ungewöhnliches auf?«
    »Nein. Nur war die Toilette besetzt – jetzt gehe ich davon aus, dass Rhys bereits da drin war, ob nun lebend oder tot –«
    »Aber gehört haben Sie nichts? Nichts, das Ihren Argwohn geweckt hätte?«
    »Nein. Die Toilette war die meiste Zeit über besetzt gewesen, aus dem einen oder anderen Grund.«
    »Nur nicht aus dem Grund, für den sie eigentlich bestimmt ist, wie es scheint.«
    Das stimmte. Erst war der arme Bertrand vom Schaffner drangsaliert worden, dann hatten Andrews und Rhys dort ihr rätselhaftes Tête-à-Tête, und zu guter Letzt hatten Bertrand und ich die Kabine zu unserem Vergnügen benutzt. Es war wenig überraschend, dass einer der anderen Fahrgäste der ersten Klasse drin war, sobald die Lichter angegangen waren.
    »Wer befand sich im Speisewagen, als Sie und Bertrand zurückkehrten?«
    »Mrs. Andrews und ihre Töchter. Lady Antonia und ihre Zofe Chivers. Frankie Laking. Der Kellner natürlich. Und auch die anderen Tische waren sämtlich besetzt, mit Leuten, die mir vorher nicht aufgefallen waren und die ich bestimmt nicht wiedererkennen würde.«
    »Es gibt hier acht Tische, korrekt?«
    »Korrekt, Sir«, antwortete der Kellner, der die Gläser polierte und unser Gespräch nun ganz offen belauschte.
    »Haben Sie eine Fahrgastliste?«
    »Nein, Sir, leider nicht.«
    »Aber Sie haben ein Buch mit Tischreservierungen.«
    »Ja, Sir. Hier ist es.«
    Dickinson blätterte das Buch durch und sagte: »Wir können dann wohl alle, die zur Tatzeit hier waren, als mögliche Täter ausschließen …«
    »Es ist hoffnungslos«, warf ich ein, »es gibt zu viele Fahrgäste.«
    »Und Sie meinen, dass alle ein Motiv dafür gehabt haben könnten, den armen Rhys kaltzumachen?«
    »Ganz und gar nicht. Aber alle hatten einen ebenso guten Grund dafür wie beispielsweise Lady Antonia.«
    Dickinson sah mich an. »Man weiß so wenig über die Menschen, die man während einer Zugfahrt trifft.«
    Wir tranken schweigend unseren Kaffee, und ich vertiefte mich in meine Notizen. Wo war in diesem Wirrwarr die Wahrheit zu finden? Mein Hirn war umnebelt – vom Alkohol und vom Schock ebenso sehr wie von der körperlichen Gegenwart von Dickinson.
    Es klopfte an der Tür. Simmonds trat ein und sah wesentlich gefasster aus als zuvor.
    »Was ist?«
    »Mr. Andrews, Sir. Er möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Dann schicken Sie ihn herein«, sagte Dickinson nachdenklich. »Dieser ehrbare Familienvater hat etwas, das mir nicht ganz gefällt.«
    »In der Tat«, sagte ich. »Er befand sich zur Tatzeit nicht im Speisewagen. Er kam herein, als unser Essen gerade aufgetragen wurde. Und ich sah ihn aus der Toilette kommen.«
    »Nun, ich hoffe, er hat sich vor dem Essen wenigstens die Hände gewaschen.«
    »Oh, da bin ich mir sicher. Er hat ganz bestimmt –«
    Und dann fiel es mir ein. Das war es. Die Seife. Bei Andrews’ Rückkehr in den Speisewagen war mir irgendetwas an ihm aufgefallen. Ich hatte es nicht benennen können, und es ging mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Jetzt passte auf einmal alles zusammen. Der Geruch. Er roch nicht nach der blumigen Seife, die in der Toilette der ersten Klasse lag.
    Dieser Geruch war anders – penetranter und intensiver.
    Es war ein Zitrusduft.

Bislang hatte Andrews auf mich wie ein typisch englischer Familien vater gewirkt: zugeknöpft, verantwortungsbewusst, distanziert. Der Mann, der jetzt den Speisewagen betrat, war nichts dergleichen. Er wirkte gehetzt. Seine blasse Haut sah ungesund grau aus, die Augen waren blutunterlaufen. Ich vermutete, dass er sich erst kürzlich übergeben hatte. Seine Stirn war schweißbedeckt, und das Zittern seiner Hände konnte er nicht unterdrücken.
    »Stimmt es?«, stammelte er und hielt sich am Türrahmen fest. Ich zog einen Stuhl heran und setzte ihn hin, ehe er umfiel.
    »Was?«
    »Ist er … tot?«
    »Wenn Sie von Mr. Rhys reden«, sagte Dickinson, »dann lautet die Antwort ja.«
    Andrews sah sich ruckartig um, als suche er nach einer

Weitere Kostenlose Bücher