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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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erwartet, dass ein ehemaliges Kernkraftwerk Ziel eines Terrorangriffs werden könnte. Niemand glaubte, dass ein abgestellter Kernreaktor immer noch eine Bedrohung darstellte.
    Überall wurde der schwedische Pilot des JAS-Kampfflugzeuges wie ein Held gefeiert. Er habe den Angriff mit Präzision durchgeführt. Er selbst fand, es sei nur darum gegangen, technisches Geschick zu besitzen und einen kühlen Kopf bewahren
zu können. Die drei Angriffe mit der Maschinenkanone hätten die Kommandobrücke zerstört, aber als das Schiff trotzdem nicht beigedreht sei, habe es keine andere Wahl gegeben. Die Einsatzzentrale habe über Funk den Befehl erteilt: Rakete abschießen.
    Der Pilot hatte auf die Farida gezielt und den Knopf gedrückt. Die Rakete hatte das Schiff wie ein Messer durchtrennt.
    Die Explosion hatte Entsetzen bei den Menschen beiderseits des Sunds ausgelöst. Die enorme Druckwelle hatte Tausende von Fensterscheiben zerstört und zehn Personen, die das Schauspiel auf dem Sund von ihren Fenstern aus verfolgt hatten, waren von Glassplittern getötet worden. Es hatte mehrere hundert Verletzte gegeben. Drei kleinere Schiffe auf dem Sund waren von Metallteilen getroffen worden und gesunken, wobei es acht Tote und fünf Verletzte gegeben hatte. Eine Tragödie mitten in der großen Freude, dass zwei Millionen Menschen trotz allem unversehrt davongekommen waren.
    Auf dem Öresund waren etliche Schiffe damit beschäftigt, die Fahrrinne von den Trümmern der Farida zu säubern. Der Rumpf würde später gehoben werden müssen, da das Wasser an der Stelle, an der sie gesunken war, zu seicht war. Das Wrack stellte eine Gefährdung der übrigen Schifffahrt dar.
    »Du wolltest mit mir sprechen«, sagte Vincent.
    »Ja«, erwiderte Christian. »Ich habe Kontakt mit einigen … Kontakten aufgenommen. Leute in anderen Ländern, die in etwa dieselbe Position haben wie ich.«
    Er sah Vincent an und lächelte. »Du entschuldigst sicher, dass ich etwas geheimniskrämerisch bin. Arbeitsethik nennt man das, etwas vornehmer ausgedrückt.«
    »Eigentlich dürftest du mir gar nichts erzählen, oder?«
    »Nein, aber ich tue es trotzdem. Ich finde, du hast ein Anrecht darauf, es zu erfahren.«

    »Was?«, fragte Vincent.
    »Das Einsatzkommando«, sagte Christian. »Es lässt sich zwar nicht unumstößlich belegen, aber der Ministerpräsident hat in seiner Fernsehansprache offenbar gelogen. Es handelte sich nicht um eine private, paramilitärische Einheit.«
    »Sondern?«
    »Ich muss etwas ausholen«, meinte Christian. »Eine der Geiseln war ein Amerikaner namens George Woods. Offenbar machte er in Korsør Urlaub. Woods ist nicht irgendjemand. Er ist der Chef eines der größten Waffenproduzenten der USA, aber nicht nur das. Ehe er nach Korsør fuhr, hatte er an Verhandlungen über gewisse strategische Waffenlieferungen teilgenommen. Er ist das, was die Amerikaner einen key player in ihrer verteidigungspolitischen Strategie nennen würden.«
    »Die Schlüsselstellung«, erwiderte Vincent. »Der wirkliche Mr. Key.«
    »Woods besitzt Informationen, von denen die USA keinesfalls wollen, dass sie dem Feind in die Hände geraten«, meinte Christian.
    »Welchem Feind?«, wollte Vincent wissen.
    »Allen und niemandem. Das spielt keine sonderliche Rolle. Woods musste befreit werden, ehe jemand seine Bedeutung erkannte und ihm sein Wissen abpresste.«
    »Die Amerikaner haben also das Hotel gestürmt?«
    »Laut meinem Gewährsmann, ja. Es handelte sich um ihre Special Task Force , ein Einsatzkommando, das Ende 2001 im Rahmen eines sogenannten Special Access Program gebildet wurde. Das Einsatzkommando ist darauf spezialisiert, Terroristen überall auf der Welt festzunehmen und zu verhören. Also eine waschechte amerikanische Weltpolizei. Also keine Burschen, die Glacéhandschuhe anziehen, wenn sie einen gefangengenommenen Terroristen verhören.«

    »Wusste der Ministerpräsident davon?«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Christian. »Ich muss zugeben, dass ich mir nicht sicher sein kann, aber er muss ihren Gegenangriff genehmigt haben. Man kann nicht ohne grünes Licht zu bekommen mit drei Hubschraubern in einem Kriegsgebiet landen. Stell dir vor, wir hätten angefangen, sie zu beschießen! Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand anderes als der Ministerpräsident sein Okay gegeben hat. Ich glaube, dass er und dieser Staatssekretär, Halsberg, du weißt schon, die Sache eingefädelt haben. Halsberg ist ein aalglatter Typ.«
    »Aber warum?

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