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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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er sich sofort: »Sorry, ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    Sie schüttelte den Kopf und wies auf den Platz neben sich.
    »Ist nicht Ihre Schuld. Kommen Sie, nehmen Sie Platz. Ich war nur mal wieder tief in Gedanken, bei den Orta.« John setzte sich und legte seinen Hut neben sich auf die Bank.
    »Ich kenne keinen Weißen, der den Schwarzen jemals so nahegekommen wäre wie Sie.«
    Helene nickte und schien sich wieder in ihren Gedanken zu verlieren, dann schlug sie sich vor die Stirn und sprang auf.
    »Ihr Tee! Da denke ich wieder mal nur an mich und lasse Sie hier auf dem Trockenen sitzen.« Sie verschwand im Haus, um kurz darauf mit einer Blechtasse im Türrahmen zu erscheinen. Tanner war inzwischen aufgestanden und schaute sich im Garten um.
    »Ich liebe den Winter mit seinen Schmetterlingen. Wussten Sie eigentlich, dass ›Ulysses‹ das lateinische Wort für ›Odysseus‹ ist?« Helene reichte ihm die Tasse.
    »Nein, das wusste ich nicht.« Wer hätte gedacht, dass sich der irische Farmer in der griechischen Mythologie auskannte? Dieser Tanner war doch immer wieder für eine Überraschung gut.
    Er schien ihre Verwunderung zu bemerken und zeichnete mit dem Fuß verlegen Kreise in den Kies.
    Sie lächelte ihn an, um seine Verlegenheit zu zerstreuen, und schaute dann wie Tanner dem Flug der Schmetterlinge zu. Manche Falter konnte sie mittlerweile von den anderen unterscheiden, sie erkannte sie an ihren Flugmustern. Eine Dreiergruppe schwirrte beispielsweise immer um den kleineren der neuen Schmetterlingsbäume herum und ließ sich regelmäßig auf einem der oberen Äste nieder. Helene blickte Tanner von der Seite an. In all den Jahren hatte er sie nie danach gefragt, was es mit Nellie auf sich hatte, wer ihr Vater war. Das rechnete sie ihm hoch an.
    Sie hatten wieder Platz genommen, saßen noch eine Weile stumm nebeneinander, tranken ihren Tee und sahen den Schmetterlingen zu, dann schlug Tanner sich mit den Händen aufs Knie.
    »So, ich mach mich mal wieder auf den Weg, genug gefaulenzt. Schätze, ich sollte mich bei den Schnittern blicken lassen. Der neue Gangleader ist mir nicht ganz geheuer, da werfe ich besser mal ein Auge auf seine Arbeit. Danke für den guten Tee.« Er räusperte sich, als hätte er noch etwas auf dem Herzen. Helene wartete eine Weile, und tatsächlich wollte Tanner noch etwas loswerden. »Übrigens … Meine Einladung zum Tanz steht noch. Würde Ihnen vielleicht gefallen, mal rauszukommen und ein paar neue Gesichter zu sehen.« Er drehte sich zu ihr um, und ein Lichtstrahl, der aus ihrer Richtung kam, ließ ihn blinzeln. Es war ihr Anhänger, der das Sonnenlicht zu bündeln und zu reflektieren schien. Helene, die Tanners Irritation bemerkte, schaute an sich hinunter und griff nach dem Amulett, das wie immer um ihren Hals hing, seit sie es von Amarina bekommen hatte.
    »Es ist nur das Amulett. Die Sonne verfängt sich manchmal darin.« John nickte und hob seine Hand zum Abschiedsgruß. In Gedanken war Helene jetzt bei dem Amulett, doch dann erinnerte sie sich wieder an Johns letzte Worte und blickte auf.
    »Das mit dem Tanz wäre übrigens sehr nett. Wenn Sie mich also beim nächsten Mal mitnehmen wollen – ich würde mich freuen.« Tanner setzte den Hut auf und lächelte.
    »Klar doch. Nächsten Samstag also. Ich hol Sie um vier ab.« Täuschte sie sich, oder war da plötzlich ein leichter Sprung in seinen Schritten?
    Mit Tanner zum Tanz. Helene dachte einen Augenblick darüber nach, dann zuckte sie mit den Schultern. Warum eigentlich nicht? Er hatte recht, es würde ihr bestimmt guttun, mal unter Leute zu kommen.
    Ihre Hand spielte mit dem Amulett, und ein abgelenkter Sonnenstrahl blendete sie. Als sie kurz die Augen schloss, schwirrten helle Punkte hinter ihren Lidern und ließen sie ein wenig schwindlig werden. Es war seltsam, erfüllte sie mit Unruhe. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte, dass Gefahr drohte. Eine plötzliche Angst ließ sie schwer schlucken. Wann hatte sie das schon einmal verspürt? Ein Schauder überlief sie bei der Erinnerung.
    Es stimmte, was sie Tanner erzählt hatte. Das Licht spielte gerne mit dem Amulett, doch dieses intensive Blinken hatte sie bisher erst ein einziges Mal erlebt, vor Jahren, als sie dem alten Warrun, Amarinas Stammesältesten, das Amulett gezeigt hatte. Ängstlich hatte er sich die Augen zugehalten und etwas vom Min-Min-Licht und alten Geistern gefaselt. Und von einem Gesang, den sie, wenn sie ihn erst hörte, niemals

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